Pierre Wissmer: Konzert für Violine, Concertino für Trompete, Concertino-Croisière für Flöte, Sonate-Croisière für Flöte und Harfe, Divertissement sur un Choral; Eva Zavaro, Violine, Romain Leleu, Trompete, Christel Raynaud, Flöte, Anne Ricquebourg, Harfe, Ungarisches Symphonieorchester, Alain Pâris; 1 CD Claves 99172; Aufnahmen 03/2017+ 01/2018; Veröffentlichung 09/2018 (77'54) – Rezension von Uwe Krusch

Pierre Wissmer, schweizerisch-französischer Komponist, Pianist und Klavierpädagoge, lebte den Großteil des letzten Jahrhunderts. Er nahm Unterricht am Genfer Konservatorium. Dann studierte er Kontrapunkt an der Schola Cantorum und Orchesterleitung an der ‘École Normale de Musique’. 1944 wurde er Professor am Genfer Konservatorium und hatte später leitende Positionen bei Radio Genève, ‘Radio Luxembourg’ und dann bei ‘Télé Luxembourg’ inne. Ab 1957 Vizedirektor an der Pariser ‘Schola Cantorum’, wurde er ab 1962 deren Direktor, ab 1969 Direktor in Le Mans, ab 1973 Dozent für Komposition und Orchestrierung in Genf.

Das Œuvre von Wissmer trägt Spuren seiner Herkunft, seiner Lehrer und seiner Epoche. Diese Einflüsse hat er sich angeeignet und durch Verdichtung verarbeitet. Vor allem aber hat er aus seiner Fantasie geschöpft und entschlossen seinen Weg als Künstler verfolgt. Vermutlich dank der Toleranz an der ‘Schola Cantorum’ konnte er seine schöpferische Ader entfalten und raffinierte, anmutige Klanggewebe schaffen. So diente er dem Orchester mit sicherer und freier Feder eines feinsinnigen Koloristen. Bei aller Inbrunst sind die Partituren vor Strenge und Mäßigung stets vornehm und originell. In seinem Werk finden sich französische Klarheit und schweizerische Genauigkeit mit italienischer Vorliebe für Brio und einer Prise slawischer Hingabe von seiner Mutter gewürzt. Die Musik ist klassisch, romantisch und modern. Sie ist keiner Schule des letzten Jahrhunderts zuzuordnen. Ihre Virtuosität sowohl in polyphonischer als auch in orchestraler Hinsicht zeichnet sie aus.

Vier Solokonzerte sowie das ‘Divertissement sur un Choral’ stellen den Komponisten vor. Das ‘Divertissement’ als Vorkriegswerk ist in der Besetzung klein und im Gestus leicht und spielerisch. Die vier Konzerte, das zweite für Violine, ein als Concertino bezeichnetes Trompetenkonzert sowie das Flötenkonzert ‘Concertino-Croisière’ und die ‘Sonatine-Croisère’ mit doppeltem Solo, nämlich noch der Harfe zur Flöte, entstanden Ende der Fünfziger- bzw. Mitte der Sechzigerjahre. Dabei steht das Violinkonzert am Anfang seines sich wandelnden Stilwandels hin zu einer erweiterten Harmonik und ausgefeilt kontrapunktischer Gestaltung. Dieser Stil hat sich dann in den drei anderen Konzerten voll entwickelt.

Das Ungarische Symphonieorchester mit Alain Pâris zeigt mit lebendigem Spiel die Farben der Kompositionen und kristallisiert so den persönlichen Stil der Werke heraus. Die Solisten tauchen ebenso tief in die Sphären der Stücke ein und können größtenteils auch technisch die Anforderungen in ausgefeilter Art und Weise umsetzen. Eva Zavaro gibt dem Violinkonzert einen subtilen und auch intensiven Charakter. Romain Leleu kann mühelos die in dem Trompetenwerk gestellten Anforderungen, es wurde als Wettbewerbsstück beauftragt, also Ausdruck, Technik und Virtuosität, erfüllen. Die Harfenistin Anne Riquebourg weiß ihren Part so zu gestalten, dass sie dem anderen Solopart den Schneid abkauft. Das liegt auch daran, dass die Flötistin Christel Raynaud die Schönheiten ihrer Stimme weder im Einzel- noch im Doppelkonzert angemessen ans Ohr des Hörers transportiert. Ihr Spiel ist farblos und eintönig und muss deshalb leider enttäuschen.

This is a musical portrait of Swiss French composer Pierre Wissmer. Several concertos, a Sonata and Divertissement sur un Choral show a composer with a sense of sonic colours. Apart from the not so convincing flute solos, the performances make this quality convincingly audible.

  • Pizzicato

  • Archives