Clara Schumann und Zeitgenossen; Carl Reinecke: Konzertstück op. 33; Robert Schumann: Variationen Es-Dur WoO 24; Clara Schumann: Klavierkonzert a-moll op. 7; Schumann-Variationen op. 20; Andrea Kauten, Klavier, Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Timo Handschuh; 1 CD Solo Musica SM 315; Aufnahme 05/2019, Veröffentlichung 09/2019 (65'09) - Rezension von Guy Engels

« Robert Schumann, welcher sonst sehr still ist, war ausnahmsweise gesprächig und forderte mich auf, ihn zu besuchen.“ – Carl Reinecke hatte Robert Schumann in Leipzig kennengelernt. Beide Musiker trafen sich gerne zum Plaudern und Fachsimpeln in Schumanns Stammlokal, dem Kaffeebaumm. Carl Reinecke war ein großer Fan von Schumanns Musik und einer der Wenigen, die sie zu Lebzeiten des oft missverstandenen Komponisten aufführten.

Musikalisch begegnen wir Carl Reinecke in dieser Einspielung als einem extrovertierten Romantiker, der auch vor der großen Geste nicht Halt macht. So stellt ihn uns jedenfalls Andrea Kauten im Konzertstück op. 33 vor – vital, virtuos, mit viel Energie und Ausstrahlung.

Einen wunderbaren Kontrapunkt setzt die Schumann-Kennerin mit den poetischen, introvertierten Variationssätzen von Robert und Clara Schumann. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, ein kluges und kohärentes CD-Programm zu gestalten.

Andrea Kauten ist ohnehin ein großartige Gestalterin. Schumanns Geistervariationen interpretiert sie im wahrsten Sinn des Wortes mit sehr viel Fingerspitzengefühl. Ihre Interpretation ist der Spiegel eines sensiblen Künstlers, der seine innere Mitte in der Musik fand und in der Seelenverwandtschaft mit Clara Schumann, deren Schumann-Variationen Andrea Kauten mit nicht minder viel Einfühlungsvermögen spielt.

Den Schlusspunkt setzt das frühe Klavierkonzert von Clara Schumann, hier in der Fassung für Kammerorchester, die dem lyrischen Mittelsatz sicher entgegenkommt. Insgesamt fehlt es dem Werk in dieser Fassung jedoch an Charisma. Es klingt etwas schwach auf der Brust. Dennoch erweist sich Andrea Kauten auch hier als eine Pianistin mit offenen Ohren für Zwischentöne, Stimmungen und Klangfarben.

Andrea Kauten introduces Carl Reinecke as an extroverted romantic composer who does not avoid the grand gesture. Her performance of his opus 33 is vital, virtuoso, with a lot of energy and charisma. Robert and Clara Schumann’s poetic, introverted sets of Variations are a wonderful counterpoint. This shows how important it is to create a clever and coherent CD programme.
Andrea Kauten is a great interpreter anyway. She plays Schumann’s Geistervariationen with great sensitivity. Her interpretation is the mirror of a sensitive artist who found his inner centre in the music and in his affinity with Clara Schumann, whose Schumann variations Andrea Kauten plays with no less compassion.
The final piece is Clara Schumann’s early Piano Concerto, here in the version for chamber orchestra, which certainly suits the lyrical middle movement but, overall, lacks charisma, even though Andrea Kauten proves a pianist with a good feeling for nuances, moods and timbres.

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