Hieroglyphen der Nacht; Valentin Silvestrov: Werke für Violoncello (Augenblicke der Stille und Traurigkeit + Elegie + Lacrimosa + Walzer der Alpenglöckchen) + Werke für zwei Violoncelli (3 Stücke + 8. 6.1810 … zum Geburtstag R. A. Schumann + Serenade + 25.10.1893 … zum Andenken an P. I. Tchaikovsky); Anja Lechner, Agnès Westermann, Cello; 1 CD ECM 2389; Aufnahme 12/2013, Veröffentlichung 9/2017 (65'36) – Rezension von Uwe Krusch

Der ukrainische Künstler Valentin Silvestrov hatte, wie auch Denisov, Gubaidulina oder Schnittke, die Musik von Schönberg und Webern nach der Stalinzeit kennengelernt und diesen Stil für sich selber übernommen. Wie auch die anderen schwenkte er später in eine andere Richtung, um eine eigene slawische Sprache zu finden. Daraus entwickelte sich eine melancholische Lyrik, die sich an sich an den archetypischen Vorbildern russischer, insbesondere der Diatonik kirchlicher Musik orientiert. Diese Musik ist langsam, traurig und sensitiv.

In seinen in diesem Jahrhundert geschaffenen Werken für Violoncello solo oder Duo wird diese Prägung stark verinnerlicht, und die Stücke sind so ruhig und leise, dass man sie kaum noch hören kann. Als Hörer ist man gezwungen, sich dieser Aufnahme mit Aufmerksamkeit und Ruhe zu widmen.

Die beiden Instrumentalistinnen, Anja Lechner und Agnès Vesterman, setzen sowohl ihr ausgeprägtes musikalisches Empfinden als auch ihre technische Versiertheit ein, um diese innige, fast wie ein stilles Gebet wirkende Musik zu gestalten. Damit gelingt ihnen eine sehr intensive Interpretation, die den aufmerksamen Hörer in ihren Bann zieht. Der moderne Nebenbeihörer wird die Schönheit der Werke wegen der durchweg piano oder leiser ausgerichteten Musik nicht wahrnehmen. Den Musikerinnen bietet sie die Gelegenheit, in wechselnden Rollen miteinander zu ‘unterhalten’, da die Duos mal die führende Stimme beim einen und die begleitende beim anderen Cello sehen und dann auch andersherum. Dabei wird auch das gute musikalische Einvernehmen der beiden Streicherinnen deutlich.

Eine weitere Unterstützung findet die Darbietung in der bei diesem Label üblichen technisch ausgereiften Aufnahme.

Valentin Silvestrov’s style can be characterised as calm und introvert, like a prayer. His works for cello solo or duo have found highly committed performers in Anja Lechner and Agnès Vesterman. The two cellists dedicate all their eminent skills to these almost silent works.

 

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