Ludwig van Beethoven: Cellosonaten Nrn. 1-5 + Händel-Variationen WoO 45 + Mozart-Variationen op. 66 & WoO 46 für Cello & Klavier; Nicolas Altstaedt, Cello, Alexander Lonquich, Fortepiano; 2 CDs Alpha 577; Aufnahme 07/2019, Veröffentlichung 05/2020 (145') – Rezension von Uwe Krusch

Zwei außerordentliche Musiker bilden seit langem ein Gespann, der Cellist Nicolas Altstaedt und der Pianist Alexander Lonquich. Natürlich dürfen auch sie im Jubiläumsjahr nicht fehlen und legen alle für Cello und Klavier komponierten Werke von Ludwig van Beethoven vor. Das sind neben den fünf Sonaten drei Variationenzyklen; der eine auf ein Thema von Händel aus Judas Maccabäus, die beiden anderen auf zwei berühmte Arien aus Die Zauberflöte von Mozart. Daran enthalten sind dann nicht Umschreibungen auf das Cello, wie z. B. die der Hornsonate, die erst rezent das Duo Elschenbroich Grynyuk mit den Sonaten vorgelegt hat (Rezension).

Altstaedt mit einem mit Darmsaiten bespannten Guadagnini-Cello und Lonquich auf dem Fortepiano eröffnen mit dieser Instrumentenwahl den Weg in die zeitgenössische Darstellung, die das für diese Zeit Besondere gut heraushören lässt, nämlich die partnerschaftliche beider Instrumente. Doch wie bei Beethoven üblich, setzt er weitere Akzente, um sich von der Konvention zu lösen. Er löst die übliche Kombination schnell-langsam auf und auch die Gestaltung innerhalb der Sätze nimmt die Vorgaben der Historie eher als Ansatz denn als Ziel.

Altstaedt und Lonquich lehnen sich trotz der Studiosituation der Aufnahme weit vor und erzielen so eine Direktheit und Spontanität, die man eigentlich nur im Konzert erwarten würde. Das wie aneinander gebunden enge Zusammenspiel mit immer horchendem Kontakt fördert eine intensiv wie aus dem Moment heraus entstandene Interpretation, die ebenso die weitgespannte Linie großer Entwicklung beherrscht wie auch die herausberstende Attacke. Die beiden Musiker scheuen sich auch, auf Risiko zu spielen, so dass der Zuhörer in einigen wenigen Augenblicken fast erschrickt, weil man den Eindruck hat, gleich kippt die Technik und das Zusammenspiel fällt auseinander – und dann ist die Welt wieder in Ordnung. Solche Schreckmomente fördern aber die Wahrhaftigkeit und zeigen, dass diese Sonaten nicht nur mit intensiver musikalischer Durchdringung zu erobern sind, sondern dass es zu allererst einer technisch sicher gestaltenden Hand bedarf. Dass diese vier Hände von Altstaedt und Lonquich keine Zweifel ob ihrer Fähigkeiten aufkommen lassen, überrascht nicht.

Dass die Sonaten mit früher, mittlerer und später Opuszahl ein weite Spanne im Schaffen von Beethoven abdecken und damit auch ganz unterschiedliche Phasen seiner Entwicklung, wird in der Interpretation umso deutlicher. Die drei Variationen-Kompositionen vervollständigen diesen Eindruck. Nicht etwa als leichte Kost sind diese ebenso kunstvoll geflochten wie die Sonaten. Deshalb widmen Ihnen die Interpreten die gleiche Aufmerksamkeit wie den Sonaten.

Vielleicht lässt sich hier und da eine noch makellosere Interpretation finden, die abgesicherter klingt. Aber diese Aufnahme zieht in ihren Bann, bietet Spannung und überzeugt dadurch mehr als Sicherheit.

Cellist Nicolas Altstaedt and pianist Alexander Lonquich present Beethoven’s works for cello and piano, the five sonatas and three variation cycles. Altstaedt with gut strings and Lonquich on the fortepiano play in a historical informed manner. They achieve a directness and freshness that one would actually only expect in concert. As if tied to each other their interpretation is as intense as it is spontaneous, caring for the great line as well as for the bursting attack. The two musicians do not shy away from playing at risk, so that sometimes the listener is almost startled, because one has the impression that the musicians are going to lose it, with their playing risking to fall apart – but instantly everything is in order again. Perhaps here and there an even more flawless interpretation can be found, but this recording is too exciting to not convince more than some safer performance.

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