Das Sinfonieorchester Liechtenstein (SOL) richtet die diesjährige Gala der International Classical Music Awards am 27. Juni in Vaduz aus. Im Interview mit René Brinkmann erzählen der Stiftungsratspräsident des Orchesters Dr. Ernst Walch und der Leiter des künstlerischen Betriebsbüros des SOL Florian Thierbach über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses Klangkörpers, der in der letzten Zeit immer häufiger auf der Klassik-Landkarte auftauchte.

Sinfonieorchester Liechtenstein

Wenn man auf die Geschichte des Sinfonieorchesters Liechtenstein blickt, fällt zunächst auf, dass das Orchester mit seinem   Gründungsdatum in den 1980er-Jahren im Vergleich zu den Orchestern der umliegenden Länder Schweiz, Österreich und Deutschland ein recht junger Klangkörper ist. Könnten Sie unseren Lesern daher vielleicht zunächst einen kleinen Exkurs der Orchestertradition in Liechtenstein geben: Gab es vor der Gründung gar kein professionelles Sinfonieorchester in Liechtenstein?
EW: Das ist richtig, am 10. September 1988 wurde zunächst das Liechtensteinische Kammerorchester gegründet; mit dem pragmatischen Ziel, den Musikschullehrer/-innen der Liechtensteinischen Musikschule einen eigenen Klangkörper zu bieten. Ansonsten ist hierzulande seit jeher die Vereinskultur stark ausgeprägt, sodass es im weiter gefassten Sinne eine Vielzahl an Harmoniemusiken gibt, jedoch bis zum Jahr 1988 kein professionelles (National-)Orchester. In der Zwischenzeit erhielt es den Namen Sinfonieorchester Liechtenstein – kurz SOL – und durchlebte im Jahr 2012 einen starken Umbruch. Professionelle Strukturen, so die rechtliche Umstrukturierung von einem Verein in eine gemeinnützige Stiftung, damit die Einführung eines Stiftungsrates, eines Freundeskreises, eines Orchestervorstands, eines professionellen Managements und weiterer Gremien und Verwaltungsinstrumenten sorgten für einen signifikanten Qualitätsanstieg im SOL.
Somit setzt sich bis heute das Sinfonieorchester Liechtenstein als einziger professioneller Klangkörper im Fürstentum durch. Natürlich gab es auch im Amateurbereich den Wunsch, das Orchesterspiel im Land zu ermöglichen, sodass neben dem SOL das Orchester Liechtenstein-Werdenberg (OLW) besteht, das jedoch ein Schmelztiegel aus ambitionierten Laien und ausgewählten Profimusikern ist.
Das SOL sah sich seit seiner Umstrukturierung im Jahr 2012 – hauptsächlich durch seinen Intendanten und Geschäftsführer Drazen Domjanic geprägt – in die Pflicht genommen, ein Ensemble aufzustellen, welches sich zunehmend mit den bekannten, renommierten Orchestergrössen misst. Gleichwohl ist es dem SOL ein großes Anliegen, den solistischen Nachwuchs aus Nah und Fern zu unterstützen. Viele dieser Rising Stars sind heute bereits auf dem internationalen Parkett etabliert. Umso schöner ist es für uns, wenn genau sie immer wieder den Weg zurück nach Liechtenstein ins SOL finden, wo wir einige von ihnen mit unterstützten und aufbauen durften.
Und dann gibt es noch ein mittlerweile höchst renommiertes Kammerorchester aus Liechtenstein, Esperanza, das von Drazen Domjanic an der Internationalen Musikakademie Liechtenstein gegründet wurde, ein Ensemble, das bereits einen ICMA Award gewonnen hat.

Ernst Walch
(c) Andreas Domjanic

Der bekannteste liechtensteinische Komponist ist Josef Gabriel Rheinberger, der im 19. Jahrhundert sehr renommiert war und insbesondere auch als Pädagoge eine bedeutende Rolle spielte. Sein Werk wird inzwischen sukzessive wiederentdeckt, und nach allem, was man da zu hören bekommt, geschieht das sehr zu Recht. Gibt es denn aber weitere liechtensteinische Komponisten, von denen Sie denken: Die sind eigentlich vernachlässigt, die müsste man häufiger hören?
EW: Josef Gabriel Ritter von Rheinberger, zeitlebens sogar geadelt, beschreibt mit Sicherheit den Beginn einer Komponisten-Ära aus Liechtenstein, die sich nicht zu verstecken braucht. Auch weitere große Komponisten, an die man vielleicht zuerst denken mag, wie Ludwig van Beethoven oder Wolfgang Amadeus Mozart, führten eine besondere Beziehung zu Liechtenstein und seinem Fürstenhaus. Das Genie Mozart widmete eine Kantate dem damaligen Fürsten Alois I. von Liechtenstein, was man kürzlich erst durch musikwissenschaftliche Recherche aufdeckte. Beethoven widmete ebenfalls der Fürstin Josephine von Liechtenstein seine 13. Klaviersonate. Der amerikanische Komponist und Arrangeur Samuel Adler bearbeitete eigens für das SOL die berühmten God Save The King-Variationen von Ludwig van Beethoven, die ursprünglich für Klavier solo komponiert wurden, für großes Sinfonieorchester um.
Zurück zur Frage darf man die heutigen liechtensteinischen Komponisten nicht vernachlässigen, wie Jürg Hanselmann, Marco Schädler und Stefan Frommelt. Von Letzterem führen wir gar heuer noch ein Werk für Orchester und mitsamt seinem Jazztrio am 21. September in Schaan auf. Aufgrund unserer doch nicht unbedeutenden Intensivierung in puncto Livestreaming wird man auch dieses Konzert – das sogenannte und alljährliche Freundeskreis-Konzert – von überall via dem jüngst lancierten Portal www.kulmag.live verfolgen können. Daher kann man sich schon bald selbst ein Bild über die jüngsten Kompositionen aus Liechtenstein machen.

Florian Thierbach
(c) Andreas Domjanic

Seit diesem Jahr ist das Sinfonieorchester Liechtenstein auch erstmals in seiner Geschichte (wenn ich da richtig informiert bin) mit internationalen Konzerten aktiv, hat im Mai in der Tonhalle Maag in der Schweiz gastiert. Das nächste Konzert ist in der Berliner Philharmonie geplant und wird somit das SOL in einer besonders beachteten Location präsentieren. Was ist Ihr primäres Ziel mit diesen Auslandskonzerten?
FT: Das SOL musste für einige Saisonen ein längeres Intermezzo bei seinen Auslandskonzerten einlegen, um dafür nun umso gestärkter die heimischen Lande verlassen zu können. Zuvor führte es uns ins Theater nach Chur, zum Festival NEXT GENERATION in Bad Ragaz, in die Hochschule für Musik und Theater von München anlässlich des 175. Geburtstages von Josef Rheinberger, der seinerzeit an genannter Institution Orgel und Komposition lehrte, nach Bregenz ins Festspielhaus, nach Wien, nach Shanghai an die EXPO in 2010 und sogar in die Beethovenhalle in Bonn.
Nach nun fast fünf Jahren ohne Auswärtskonzerten haben wir dank eines überaus großzügigen Sponsors, der nicht genannt werden will, die Möglichkeit erhalten, pro Saison ein Auslandskonzert zu veranstalten. Dabei geht es uns primär um die Außendarstellung Liechtensteins, die wir als Kulturbotschafter, sozusagen per definitionem, mit zu verantworten haben und dürfen! Hier konnten wir im Mai dieses Jahres, wenn auch nur vor 50 Personen im Publikum, in der Tonhalle Maag jedoch bei der x-fachen Livestream-Zuschauerschaft einen ersten Auftakt und ein Lebenszeichen nach monatelanger Publikumssperre setzen. Die anschließenden positiven Reaktionen aus der Kritikerszene bestätigen uns in unserem Vorhaben, den Namen Liechtensteins weiterhin nach außen zu tragen. Daher haben wir für unser nächstes Gastspiel im Großen Saal der Berliner Philharmonie am Mittwoch, den 23. November 2022, zwei Publikumsmagneten vereinen können, die nur in den prestigeträchtigsten Konzerthäusern anzufinden sind. Traditionell stellen wir unsere stets kalendarische Saison im November vor – man muss sich somit noch etwas gedulden, bis wir unsere neue Spielzeit präsentieren. Aber so viel sei gesagt – nach Zeiten der Distanz und Mindestabständen heißt das Motto unserer 34. Saison 2022: ‘Zemma’ – ‘Zusammen’ auf Hochdeutsch.

Im Zuge der Corona-Pandemie gab es auch in Liechtenstein die Problematik, dass Konzerte nicht vor Zuschauern im Saal stattfinden konnten. Doch das SOL hat offenbar aus der Not eine Tugend gemacht und hat begonnen, die Konzerte des SOL live ins Internet zu übertragen. Wie kam es zu der Idee?
FT: Ehrlich gesagt, waren wir in Liechtenstein überaus privilegiert, dass wir im vergangenen Jahr von September bis Mitte Dezember vor vollem Publikum spielen durften; natürlich unter Einhaltung strenger Schutzkonzepte, die sich jedoch bis dato bewährten. Trotzdem sahen wir bei unseren beiden Nachbarländern die Vorboten all jener Restriktionen, denen wir uns schlussendlich Mitte Dezember fügen mussten. Daher starteten wir bereits im November mit hybriden Konzertformen, bei denen unsere 1000 Abonnent/-innen selbst entscheiden konnten, ob sie entweder live dabei sein oder sich von daheim aus mit bereits verschiedenen Kamerapositionen, einem eingeblendeten Programmheft und einer nahezu konzertähnlichen Atmosphäre zuschalten wollten. Dabei kam uns zugute, dass wir seit 2012 alle unsere Konzerte aufzeichneten und von Projekt zu Projekt den Willen an den Tag legten, uns stetig verbessern und professioneller aufstellen zu wollen. Auch zeichnete sich bereits im November ab, dass ein nicht unbedeutender Anteil unserer Abonnentenschaft womöglich mit einem hoch qualitativen Livestreaming ebenfalls befriedigt wäre. Im Zuge unseres Bestrebens nach Internationalisierung und unserer Botschafterfunktion für Liechtenstein bietet das Livestreaming eine undenkbar große Chance, das Branding ‘Sinfonieorchester Liechtenstein’ in die Welt hinauszutragen. Daher bleiben wir beiden Spuren – der analogen und auch digitalen Spur – treu, und beabsichtigen weiterhin, sowohl unsere mittlerweile gefühlt familiäre Abonnentenschaft als auch eine Livestream-Community zu bedienen.

Wie werden die Streaming-Konzerte angenommen? Wie viele Zuschauer schalten pro Konzert etwa ein?
FT: Besser als erwartet, könnte man kurzum sagen, denn insbesondere im Winter heuer waren wir alle kulturell verdurstet und sehnten uns nach guter Musik, die aber auch professionell, interessant und spannend abgenommen und an die Livestream-Zuschauer/-innen vermittelt wird. Zudem haben wir unseren SOL-Musiker/-innen ein attraktives Package für alle Abo-Sinfoniekonzerte „SOL im SAL“ geschnürt, das sie wiederum für ihre Familien und Verwandten in der Ferne kauften, die man auch nicht mal eben besuchen konnte. Diese Aktion und unsere starken Bemühungen in den Medien und insbesondere Social-Media-Channels waren im positiven Sinne ein Super-Spreader. Schnell wurden die Fachmedien und Agenturen auf uns aufmerksam und so können wir seither von steigenden Zahlen sprechen – aber auch in diesem Fall ist das positiv.

Denken Sie, dass Sie durch die Streaming-Konzerte auch internationales Publikum hinzugewinnen können? Immerhin haben Sie ja mit dem deutschen Streaminganbieter takt1 eine Kooperation abgeschlossen, was bedeutet, dass die Konzerte aus Liechtenstein demnächst auch in das Angebot von takt1 aufgenommen wird, und dann kann man davon ausgehen, dass Sie internationales Publikum in größerem Maßstab ansprechen möchten. Kann man das so sagen?
Richtig, wir als SOL sind der Meinung, dass wir nur gemeinsam stark sind – gerade in Zeiten einer Krise. Daher war der Schritt eine Kooperation mit takt1 einzugehen für uns der logische Folgeschritt. Die Firma, die hinter dem sich nicht vor Arbeit scheuenden Sinfonieorchester Liechtenstein steht, KULMAG Kulturmanagement AG, nennt sich nicht ohne Grund im Untertitel „Ihr Partner für klassische Musik in und aus Liechtenstein“, denn es geht darum der Außenwelt zu zeigen, was alles kulturell im Fürstentum Liechtenstein geboten wird.

Sinfonieorchester Liechtenstein
(c) Andreas Domjanic

Eines der Konzerte, das international sicherlich besonders viel Aufmerksamkeit erfahren wird, ist das Galakonzert des International Classical Music Award (ICMA) am 27. Juni. Wie kam es dazu, dass die ICMA-Gala in Vaduz ausgerichtet wird?
EW: Seit vielen Jahren schon gibt es eine sehr enge, freundschaftliche, kollegiale und qualitätsorientierte Zusammenarbeit zwischen der ICMA – in Person ihres Präsidenten Remy Franck – und Liechtenstein; um genau zu sein der Talentschmiede aus der Gemeinde Eschen-Nendeln im Fürstentum: die Internationale Musikakademie in Liechtenstein. Des Weiteren drängte sich Liechtenstein im positiven Sinne auf, als dessen kürzlich umbenanntes Ensemble Esperanza Vaduz den ‘Preis für besondere Errungenschaften’ (Special Achievement Award) im Leipziger Gewandhaus 2017 entgegennahm. Der Druck auf die ICMA wurde vielleicht dadurch höher, dass irgendwann auch einmal Liechtenstein an der Reihe sein könnte, Austragungsort der ICMA zu werden. So kam es schlussendlich im Februar 2018 zu den zielführenden Gesprächen in Vaduz, dass heuer der Hauptort Vaduz in die Fußstapfen von Leipzig, Katowice, Luzern, Sevilla (leider coronabedingt ausgefallen) und vielen weiteren Leuchttürmen Europas treten darf.

Was bedeutet die Ausrichtung des ICMA für das SOL?
EW: Das SOL ist geradezu von dieser Ehre beflügelt. Man muss sich vergegenwärtigen, dass die ICMA zu den Olympischen Spielen der klassischen Musikszene avanciert ist, und uns als SOL wird der musikalische Fackelstab, u.a. vom Gewandhausorchester Leipzig über das Luzerner Sinfonieorchester und nun über den Rhein nach Vaduz zum SOL weitergereicht; eine unbeschreibliche Ehre. Das SOL hat an diesem Abend zudem die Chance unter der musikalischen Gesamtleitung von Yaron Traub und weiteren drei ausgezeichneten Dirigenten sich selbst in den Vordergrund zu spielen, auch wenn wir vorrangig bedeutende Solist/-innen begleiten dürfen, aber auch das bringt eine enorme Chance mit sich. Des Weiteren kann der Standort Vaduz von seiner Kompaktheit, Vielseitigkeit und Offenheit überzeugen. Ich hoffe, dass man es uns anhört: wir sind voller unbändiger Vorfreude, Gastgeber sein zu dürfen.

Auch das Konzert am 24. Juni, das Vaduzer Weltklassik-Konzer“, steht unter einem internationalen Thema. Was genau hat es damit auf sich? Oder anders gefragt: Was ist das, ein Weltklassik-Konzert?
FT: Die Vaduzer Weltklassik-Konzertreihe begrüßte schon alles, was Rang und Namen in der Klassikszene hat, in Vaduz. Dahinter steht das Theater am Kirchplatz – kurz TAK – , das uns seit vielen Jahren jährlich innert seiner Saison als Nationalorchester zu einem Heimspiel einlädt. Diese Einladung heuer am 24. Juni vereint sowohl Internationalität als auch die Rückbesinnung zu den Wurzeln. Mit dem Cellisten Kian Soltani kehrt ein mittlerweile weltbekannter Künstler in jene Region zurück, die ihn unter anderem für viele Jahre musikalisch prägte. Zudem aufgewachsen in Vorarlberg kehrt unser Solist für ein paar Tage in seine Heimat zurück und wir als SOL kommen in den Genuss, erneut mit ihm auf der Bühne stehen zu dürfen. Den musikalischen Überblick behält jedoch Maestro Kevin John Edusei, der erstmals bei uns am Pult steht, und für neuen frischen musikalischen Input sorgt. Mit seiner Erfahrung als Chefdirigent in München und Bern setzt er mit Sicherheit einen neuen Akzent im SOL.

Seit einiger Zeit musiziert das SOL ohne festen Chefdirigenten. Wie kam es zu diesem sehr interessanten Konzept und wie stellt sich das Orchester darauf ein?
EW: Mit Florian Krumpöck als Chefdirigent von 2013 bis 2015 und Stefan Sanderling in selbiger Funktion von 2016 bis 2018 wurden seit der notwendigen Umstrukturierung im Jahr 2012 die Grundlagen gelegt; zwei Säulen, auf denen man aufbauen kann. Dieses Fundament benötigte das SOL und daher sind wir für diese zwei dreijährigen Perioden mitsamt Chefdirigent überaus dankbar. Mit dem Auftakt unseres Festivals VADUZ CLASSIC im August 2017, bei dem nach einigen Saisonen erstmals wieder Gastdirigenten am Pult des SOL standen, bemerkten wir anhand der Reaktionen im Orchester, wie wohltuend der jeweils neue frische Wind war.
Da wir als Nationalorchester doch nur eine überschaubare Anzahl von Projekten aufgrund nahezu vollständig fehlender Subventionen aufweisen können, war es für einen Chefdirigenten praktisch unmöglich, ein tatsächliches Verantwortungsbewusstsein aufzubauen, wenn man schlussendlich nur fünf oder sechs Projekte pro Saison dirigieren kann. Hinzu kamen die positiven, motivierenden Schwingungen von Seiten der Gastdirigenten, die uns veranlassten einen neuen, mutigen Weg zu gehen; jenen ohne Chefdirigenten. Seither fahren wir diesen Kurs, dass auf der einen Seite einige Gastdirigenten jährlich oder alle zwei Jahre immer wieder eingeladen werden und auf der anderen Seite ganz neue Maestros. Ein gutes Beispiel dafür geben die beiden Konzerte im Juni ab – mit einem Debut von Kevin John Edusei und dem immer wieder gern gesehenen Gastdirigenten Yaron Traub.
Aber die Tatsache, dass wir ohne Chefdirigenten arbeiten, ist nur ein Teil unseres Konzepts, welches dank einer weiteren großzügigen Unterstützung, nämlich die der HILTI Family Foundation, in die Tat umgesetzt werden konnte. Vielmehr glauben wir neben den wechselnden Gastdirigenten daran, dass auch wechselnde Gast-Stimmführer/-innen unser SOL von innen heraus aufbauen können. So folgten bereits Konzertmeister-Koryphäen wie Rainer Honeck der Wiener Philharmonikern oder Sreten Krstić, der fast 40 Jahre lang in selbiger Funktion bei den Münchner Philharmoniker musizierte, unserer Einladung. Auch renommierte Stimmführer/-innen in den Fächern Bratsche, Violoncello, Horn, Fagott und weitere mehr fanden den Weg zu uns ins SOL und motivierten allein mit ihrer langjährigen Orchestererfahrung. Bei solchen Persönlichkeiten sitzt dann das gesamte Orchester bei der ersten Probe schon von allein an der Stuhlkante.

Was sind die Pläne des SOL für die nähere und die fernere Zukunft? Wie lautet das Konzept des Orchesters für das Konzertleben nach der Corona-Pandemie?
EW: Das Ziel ist es für uns im SOL, dass wir in fünf oder zehn Jahren behaupten können, dass von den Klassik-Größen unserer Zeit gar alle in Liechtenstein aufgetreten sind, und dass es später einmal Usus sein wird in den Künstlerbiographien zu lesen: „Der Künstler/Die Künstlerin trat bereits in New York, Tokio, Berlin, Wien und im Fürstentum Liechtenstein auf.“.
Ich denke, dass es unsere Aufgabe sein wird bei unserem Publikum vorzufühlen, ob wir sie weiterhin im Konzertsaal begrüßen dürfen oder ob wir sie mit unseren Livestreamings ebenfalls überzeugen konnten, denn vor halbvollen Sälen, wie derzeit noch durch die politischen Massnahmen veranlasst, möchten wir nach Corona definitiv nicht mehr spielen.
Schließlich verstehen wir uns als Nationalorchester, das als Botschafter unseres wunderbaren Landes den Namen Liechtenstein in Verbindung mit Qualität, Offenheit und Internationalität durch hervorragende klassische Musik darstellt und hinausträgt.

  • Pizzicato

  • Archives