Giuseppe Verdi: Aida; Anja Harteros (Aida), Jonas Kaufmann (Radames), Ekaterina Semenchuk (Amneris), Ludovic Tézier (Amonasro), Erwin Schrott (Ramfis), Marco Spotti (Il Re d'Egitto), Paolo Fanale (Un Messaggero), Eleonora Buratto (Sacerdotessa), Coro e Orchestra dell'Accademia di Santa Cecilia, Roma, Antonio Pappano; 3 CDs Warner Classics 2564610663; 2014 (145'21) – Rezension von Remy Franck

Welch ein Luxus! Eine Studioaufnahme von Verdis ‘Aida’! Eine Produktion mit größtenteils exzellenten Sängern, mit einem superben Orchester, einem großartigen Chor, einem Chef, der sein Handwerk versteht und Spannung während der ganzen Oper garantiert. Pappano lässt das Orchester nicht einfach ‘laufen’, er hält es stramm im Zügel und bringt so mit Akzentuierungen, Rubato, Dynamik und Farben ein ungemein präsentes und dramaturgisch bereicherndes Orchesterspiel zustande.

Anja Harteros singt die Aida. Die Sopranistin ist dramatisch, emotional bewegend, total glaubwürdig in ihrer jugendlich-leidenschaftlichen Ausstrahlung. Die Stimme ist stabil, wird gut perfekt geführt und hat eine strahlende Höhe. Irritierend sind überstark gerollte R-Laute und manchmal etwas unitalienische, zu breite Vokale. Es hat zweifellos bessere Aida-Interpretinnen gegeben.

Ihre Gegnerin Amneris wird von der russischen Mezzosopranistin Ekaterina Semenchuk gesungen. Auch sie hat eine exzellente Stimme, aber von genuin italienischem Singen kann keine Rede sein. Die Stimme ist zwar nicht schwer, aber sie walzt den Text breit aus und scheint sich nicht ideal mit der Figur zu vereinen.

In den Hauptrollen ist Jonas Kaufmann der überzeugendste der drei Sänger. Er verkörpert den Radames in nahezu idealer Weise, und seine Stimme ist die, die dem italienischen Stil am nächsten kommt. In der Vergangenheit haben wir ihn oft wegen eines zu breiten und gaumigen Singens im italienischen Fach kritisiert. Dieses Problem scheint er weitgehend überwunden zu haben. Er setzte die Stimme jetzt weit nach vorne und kann so die richtige Färbung erreichen. Darüber hinaus kontrolliert er seine Stimmführung ganz ausgezeichnet und kann mit einer perfekten dynamischen Kontrolle vom Fortissimo bis zum feinsten Pianissimo die ganze Bandbreite zwischen Kampfeslust, Liebe und Schmerz wiedergeben.

In weiteren Rollen überzeugen der Bariton Ludovic Tézier (Amonasro), der uns vor kurzem erst als Vater Germont in der Traviata so begeistert hatte, Erwin Schrott als prächtiger Ramfis und Eleonora Buratto als Sacerdotessa.

Die oben gemachten Einschränkungen sollen uns nicht davon abhalten, diese Aufnahme als wichtig und bereichernd anzusehen. Sie gehört zweifellos zu den interessantesten im Katalog.

Pappano’s new studio recording of Verdi’s Aida is a superb and enriching addition to the catalogue. Anja Harteros and Jonas Kaufmann are youthful and passionate lovers, and if Ekaterina Semenchuk is the less convincing singer in this cast, we admire Ludovic Tézier as well as Erwin Schrott. Yet, most of the laud has to go to Pappano and his wonderful Santa Cecilia musicians, who sculpt the music with splendour and great refinement as well.

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