Glenn Gould: Streichquartett op. 1; Friedrich Gulda: Musik für Streichquartett; Acies Quartett; 1 CD Gramola 99028; Aufnahme 2015/2016, Veröffentlichung 11/2019 (55'27) - Rezension von Remy Franck

Glenn Gould hat zwischen 1941 und 1952 einige Werke ohne Opus-Nummer komponiert. Zwischen 1953 und 1955 entstand sein Opus 1, das Streichquartett. Musikalisch ist das Quartett eine Mischung von Bruckner, Wagner und Richard Strauss in einem nicht besonders zusammenhängenden Stil, der ständig zwischen spätromantischen Äußerungen und modernistischen Passagen pendelt. Es bedarf schon einigen Mutes, dieses wegen nicht gerade vieler Ideen mit 36 Minuten zu lange Stück zu spielen. Das Acies Quartett aus Linz macht das aber mit viel Geschick. Die vier Musiker vermitteln eine überaus intensive, von innerer Spannung und prachtvoller, voll auf Lyrik und Expressivität setzenden Tongebung erfüllte Deutung der vier Sätze.

Die Kopplung des Gould-Quartetts mit der Musik für Streichquartett von Friedrich Gulda macht Sinn, nicht nur wegen der sich ähnelnden Namen, sondern weil beide exzentrische Musikpersönlichkeiten waren und beide Pianisten, die sich im Quartettbereich am Komponieren versuchten.

Ene exzellente Aufnahme des Gulda-Quartetts war schon 2009 als Weltersteinspielung mit Werken von Debussy und Puccini bei Gramola veröffentlicht worden. Nun hat das Quartett das Werk neu aufgenommen, das Friedrich Gulda im Alter von 20 Jahren schrieb. Es gelang ihm damit eine spannende Komposition, deren zwei erste Sätze das Acies Quartett sehr dynamisch spielt. Der dritte Satz ist mit Tranquillo überschrieben, und das gilt keineswegs für den gesamten Satz, der im Mittelteil schon ganz schön leidenschaftlich aufrauschen kann und auch sonst nicht gerade einen Wiegenlied-Charakter hat. Die oft flirrend hellen Klänge sind alles andere als ruhig.

Between 1941 and 1952 Glenn Gould composed some works without an opus number. Between 1953 and 1955 he composed his Opus 1, the String Quartet. Musically, the quartet is a mixture of Bruckner, Wagner and Richard Strauss in a not particularly coherent style that constantly oscillates between late Romantic expressions and modernist passages. It takes some courage to play this piece of 36 minutes because basically it has not enough ideas for such a length. But the Acies Quartet from Linz plays the Quartet skilfully. The four musicians convey an extremely intense interpretation of the four movements, full of inner tension and fully based on lyricism and expressiveness.
The coupling of the Gould Quartet with the Music for String Quartet by Friedrich Gulda makes sense, not only because of the similar names, but also because both were eccentric musical personalities and both were pianists composing string quartets.
Friedrich Gulda, who wrote this work at the age of 20, succeeded in creating an exciting composition, the first two movements of which the Acies Quartet plays very dynamically. The third movement is titled Tranquillo, and this is by no means true of the entire movement, which can be quite passionate in the middle section and has for sure not a lullaby character. The often shimmering bright sounds are anything but calm. By the way: this is a new recording, different from the one which was published by the Acies Quartet in 2009 on the same label.

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