Musikverein Wien

Das kleine Originalklangensemble Le Musiche Nove unter seinem Grüner Claudio Osele gastierte im Brahms-Saal des Musikvereins Wien. Uwe Krusch hörte für Pizzicato auch die beiden Solisten, die Sopranistin Shira Patchornik und Alessandro Ciccolini, der nicht nur als Konzertmeister, sondern auch als Solist in einem Violinkonzert von Vivaldi auftrat. Das Programm stand unter dem Motto „Antonio Caldara und die Hofkapelle in Wien“.

Dass die Noten von Caldara und Porsile, also barocker Komponisten aus dem Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien stammten, mochte auf den ersten Blick verwundern. Denn die Sammlung wurde erst 1812 gegründet, also nach dieser stilistischen Epoche. Aber erklärlich ist es, wenn man bedenkt, dass es sich um Werke der Hofkapelle der kunstsinnigen Herrscher Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. handelt. Und wenn man weiter bedenkt, dass Schenkungen, wie von Fürsterzbischof Rudolph von Olmütz dazu kamen, der sein Kremsier Archiv nach Wien vermachte.

Antonio Caldara, wenn formell auch nur Vizehofkapellmeister, schuf ein umfangreiches Werkverzeichnis. Seine Ausrichtung war die des Komponisten für Stimme und Wort. Dabei richtete er seine Musik immer am Text aus, wie damals schon Pietro Metastasio feststellte. Sechs Stücke aus Oper und Oratorium von Caldara bot das Ensemble Le Musiche Nove an diesem Abend an, wobei eines, die Zugabe, noch aus der Zeit des Komponisten in Rom stammte.

Dazu reichten die Interpreten Werke von Guiseppe Porsile, ein Vivaldi Violinkonzert und zum Abschluss den Auszug aus einer Ballettmusik von Nicola Matteis dem Jüngeren. Die beiden Letzteren sowie zwei eingestreute Sinfonien dienten als Auflockerung und Ruhephasen für die Sängerin.

Mit kammermusikalischer Besetzung formten die elf Streicher sowie Erzlaute und Cembalo unter nonchalanter Leitung von Claudio Osele die Kompositionen des Abends. Dass Osele vor allem aus Koordinator und Taktgeber agierte, auch mal mit der linken Hand in der Hosentasche, machte deutlich, dass das Ensemble sich gründlich vorbereitet hatte und zusammen mit dem Dirigenten wie aus einem Guss auftrat.

Mit einem spielfreudigen Auftritt großer Homogenität und gestalterischer Aufmerksamkeit erzielten sie so ansprechende Interpretationen. Dass auch zwei Werke hohe Anforderungen stellten, war auch zu erleben. Das Rezitativ und die Arie „Con ingrata beltà … Meglio saria“ aus der Oper „Mitridate“ stellte die Solocellistin Viola Mattioni vor hörbare Probleme, die sie aber insgesamt meisterte. Auch der Konzertmeister Alessandro Ciccolini zeigte im Konzert e-Moll mit dem Titel „Il favorito“ von Antonio Vivaldi, dass die immer so leicht wirkenden Stücke des roten Priesters denn doch hart erarbeitet sind. Doch er überwand souverän alle Schwellen.

Im Zentrum des Interesses stand aber die Solistin, die junge Sopranistin Shira Patchornik. Bei dieser ersten Zusammenarbeit mit dem Orchester und Dirigent Claudio Osele konnte sich sich gelassen in die musikalische Matte begeben. Mit ihrem charmanten Wesen und ihrer die leuchtend hellen Stimme wusste sie außer den Noten auch die Emotionen zu transportieren. Dabei gestaltete sie sowohl Koloraturen wie auch lyrische Passagen effektvoll, ohne sich auf Äußerlichkeiten zu kaprizieren.

Zwei Zugaben, eine neue und ein zweiter Durchlauf einer bereits zuvor gehörten Arie, waren nötig, um das Publikum ausreichend zufrieden zu stellen.

 

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