Steile Karrieren junger Geigerinnen gab es in der zurückliegenden Zeit zuhauf. Selten gelang jedoch eine so geradlinig und überzeugend wie bei Maria Duenas. Die jetzt 22 Jahre junge Spanierin debütierte jetzt beim Gewandhausorchester Leipzig. Michael Oehme berichtet.
Im Jahr 2002 wurde Maria Duenas im spanischen Granada geboren. Dank eines Stipendiums von Juventudes Musicales de Madrid konnte sie bereits mit 12 Jahren ein Studium an der Hochschule für Musik in Dresden antreten und anschließend in Wien bei Boris Kuschnir ihre Ausbildung fortsetzen.
Für ihr Debüt in Leipzig hatte sich Maria Duenas das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold ausgewählt, einem zwischen 1939 und 1945 im amerikanischen Exil entstandenen Stück, welchem die Nähe zur Filmmusik Hollywoods nachgesagt wird und das tatsächlich auch einige Themen aus Korngolds Beiträgen zu diesem Genre aufgreift. Nicht so aber die Interpretation von Maria Duenas. Geradezu analytisch und expressionistisch deutete sie mit ihrem schlanken, glasklaren Ton den Violinpart, überließ die melodischen Ohrwürmer dem Orchester. Ihre selbstverständlich stupende Technik ließ dabei den Atem stocken und ihr Landsmann Andrés Orozco-Estrada am Dirigentenpult war ihr dabei ein souveräner, temperamentvoller Begleiter. Das Gewandhausorchester schließlich unterstrich sein derzeitig hohes Niveau.
Eingeleitet wurde dieses ´Grosse Concert´, wie die Veranstaltungen in Leipzig seit 1743 heißen, mit einem Orchesterwerk von Mario Castelnouvo Tedesco. Der ist vor allem durch seine zauberhaften Gitarren-Stücke weltweit bekannt und unsterblich geworden. So gut wie unbekannt sind hierzulande jedoch seine 11 Konzertouvertüren, die er zu Shakespeares Dramen geschrieben hat. In Leipzig kam jetzt die zu ´Julius Caesar´ zur Aufführung, ein groß besetztes, opulentes, für das Gewandhausorchester in allen Gruppen effektvolles, fast durchweg aber lärmendes Opus, ´Feldherren-Musik´ eben, die beim Leipziger Publikum keine nachhaltige Wirkung hinterließ.

Andres Orozco-Estrada
Im zweiten Teil dieses Konzertabends dann gleich noch zwei Tondichtungen von Richard Strauss, die nicht gegensätzlicher hätten sein können: ´Tod und Verklärung´ zuerst und dann ´Till Eulenspiegels lustige Streiche´ Orozco-Estrada kostete in der ersten die lyrischen, eben todtraurigen Spannungsbögen, aber auch das letzte Aufbäumen vor dem unvermeidlichen Tod aus. Solovioline (Andreas Buschatz), Soloflöte und viele andere glänzten. Lange wohltuende ergriffene Stille im Saal nach den letzten Akkorden. Das ´Umschalten´ auf den ´Till´ funktionierte sowohl für uns Zuhörer als auch beim Orchester erstaunlich schnell und gut. Jetzt wurden alle Register gezogen. Durch Orozco-Estradas virtuos-lebendige Dirigiersprache beflügelt, brillierten alle Orchestergruppen und -Solisten, allen voran Solohorn, -Oboe, – Klarinette und -Trompete. Größter Jubel vom differenzierten Publikumsbeifall dann für das Schlagwerk. Richard Strauss selbst hatte zu seinen Lebzeiten das Gewandhausorchester in Leipzig mehrmals dirigiert.
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