Lahav Shani und die Münchner Philharmoniker gastierten in der Luxemburger Philharmonie. Alain Steffen war für Pizzicato dabei.
Das Konzert begann mit dem Cellokonzert von Edward Elgar, das das Orchester kurzfristig ins Programm genommen hatte, da die für das Violinkonzert von Beethoven vorgesehen Violinistin Lisa Batiashvili erkrankt war. Gautier Capuçon sprang für die erkrankte Kollegin ein und begeisterte mit einer sehr individuellen und interessanten Interpretation dieses grandiosen Cellokonzertes. Mit feinem Gespür und einer schier unendlichen Farbenpracht spielte Capuçon das Konzert quasi als kammermusikalisches Meisterstück, bei dem sich innere Dialoge und Dialoge mit dem Orchester abwechselten. Der französische Cellist bot eine Meisterleistung an Stil und Spieltechnik, an Expressivität, Farbnuancen und Klangschönheit. Lahav Shani und die Münchner Philharmoniker ließen sich ganz auf ihren Solisten ein und antworteten mit einem ebenso zurückgenommenen wie feingliedrigen Orchesterspiel.
So schön und edel diese Interpretation auch war, mir fehlte dennoch ein bisschen die von Elgar so wunderbar mitkomponierte orchestrale Expressivität und Dramatik. Man hatte den Eindruck, als ginge Shani auf Nummer sicher und ließ sein Orchester mit angezogener Handbremse spielen. Dies passte dann aber sehr gut zu Franz Schuberts Unvollendeter, die unter Shanis präziser Leitung zu einem Musterbeispiel an musikalischem Fluss, romantischer Farbgebung und bester Klangbehandlung wusste. Demnach war die Balance perfekt und alles fügte sich nahtlos und konsequent zusammen.
Auch Richard Wagners Vorpiel und Liebestod aus Tristan und Isolde zeigten die Kunst Shanis, den Orchesterklang quasi schichtweise übereinander zu legen und immer ein ebenso transparentes wie luftiges Klangbild anzustreben. Aber auch hier störte mich dann am Ende doch, dass es nur dabei blieb. Von Dramatik, Leidenschaft und Expressivität war wenig zu spüren, denn auch hier hielt Shani das Orchester und die Musik unter Kontrolle. Die Münchner Philharmoniker spielten schön und sehr gut, konnten letztendlich aber nicht wirklich begeistern.
Auch der nur höfliche Applaus zu Schluss zeigte deutlich, dass das Publikum den Auftritt der Münchner Philharmoniker als ein gutes, aber keinesfalls grandioses Konzert erlebt hat.