Mit drei Preisträgerkonzerten, davon zwei im Prinzregententheater und eines im Herkulessaal der Münchner Residenz, geht in diesen Tagen der 74. Internationale Musikwettbewerb der ARD in München zu Ende. Noch einmal werden alle Finalisten zu hören sein. Nachdem wir die Preise schon veröffentlicht hatten, ist hier die Sicht unseres Mitarbeiters Michael Oehme auf den Wettbewerb.
Nur drei Fächer waren in diesem Jahr ausgeschrieben: Klarinette, Trompete und Klavier. Sparvorgaben der ARD standen dahinter. Doch schon für den Jubiläumsjahrgang 2026, den 75. in seiner Geschichte wurde Mit der Ernesty Family ein Sponsor gefunden, der wieder vier Fächer ermöglicht und damit die Vielfalt des umfangreichsten Musikwettbewerbs der Welt garantiert.
Das Finale im Fach Klarinette stand am Beginn des diesjährigen Wettstreits. 61 Musiker waren zur Teilnahme zugelassen. Der aus Israel stammende Elad Navon verzauberte im Finale in Aaron Coplands Klarinettenkonzert mit leidenschaftlichem, zugleich sensiblem Spiel sowie enormer Ausstrahlungskraft sowohl Jury wie Publikum und erlangte damit den heftig akklamierten Ersten Preis, auch den des Publikums.
In der Endrunde im Fach im Fach Trompete hatten alle drei Finalisten das Trompetenkonzert ´Nobody knows de trouble I see´ von Bernd Alois Zimmermann im Programm. Das bot natürlich einen hoch interessanten, direkten Vergleich, der zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen der Interpretation dieses äußerst anspruchsvollen Werkes führte.
Sandro Hirsch aus Deutschland spielte das Konzert mit noblem, auch sehr vielgestaltigem Ton, alles sehr genau und vielleicht eine Spur zu zurückhaltend. Ihm wurde der 2. Preis zuerkannt. Eher forsch und die Dynamik des Stücks voll auskostend, ging der Franzose Robin Paillet diesen Zimmermann an. Er wurde von der Jury mit dem Ersten Preis belohnt und vom Auditorium mit dem Publikumspreis bedacht. Raphael Horrach, ebenfalls aus Frankreich, erspielte sich auf ähnlich hohem Niveau den dritten Preis. Zum Verständnis wichtig ist, dass in der Bewertung nicht nur das Finale, sondern alle Wettbewerbsrunden zählen.
Mit einem Paukenschlag im bildlichen Sinne eröffnete der britisch-südkoreanische Pianist Elias Ackerley das Finale im Fach Klavier. Er spielte das Klavierkonzert Nr.2 g-Moll von Serge Prokofiev, ein Werk, dass aufgrund seiner exorbitanten Schwierigkeiten so gut wie nie im Konzertsaal erklingt und auch von den größten Pianisten unserer Zeit gefürchtet wird. Der erst 24-Jährige spielte diesen Prokofiev so souverän, kraftvoll, klanglich überwältigend auch im Lyrischen, ohne jegliche Ermüdungserscheinungen (Prokofiev hat dem Solisten so gut wie keine noch allzu kleine Ruhepause zugestanden!), so dass er für mich der absolute Favorit für den ersten Preis war. Er bekam den zweiten. Elias Ackerley dürfte mit seiner Interpretation dieses selten gespielten Prokofiev-Konzert bei vielen großen Orchestern der Welt reüssieren.
Platz eins und drei im Klavierfinale gingen an Liya Wang aus China (1.) und Jiwon Yang aus Südkorea (3.). Beide spielten das Klavierkonzert Nr. 2 ebenfalls in g-Moll von Camille Saint-Saëns., Außer der Zählung und der Tonart ist es in keinerlei Weise mit dem Prokofievschen vergleichbar. Es ist ein typischer, im besten Sinne eklektischer Saint-Saens: Beethovensches Pathos im Kopfsatz, ein Scherzo à la Mendelssohn in der Mitte und eine überschäumende Tarantella als Schlusssatz. Aber auch hier kommen die – in diesem Falle Pianistinnen – nicht zur Ruhe, ist höchste klavieristische Schwerstarbeit zu leisten. Beide taten das mit bewundernswerter Souveränität, Jiwon Yang mit absolut technischer Sicherheit und Durchhaltevermögen, Liya Wang mit kleinen Unsicherheiten, aber besonders schöner Anschlagskultur in den ruhigeren, melodischen Passagen. In den Preisträgerkonzerten werden alle wie gesagt noch einmal zu erleben sein.
Das Konzert am heutigen 17.09. mit dem Münchner Rundfunkorchester wird von Chloé Dufresne, das am 18.09. mit dem Münchner Kammerorchester von seiner Konzertmeisterin Yuki Kasai geleitet. Das große Abschlusskonzert am 19.09. mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks sollte ursprünglich dessen Chefdirigent Sir Simon Rattle dirigieren. Der musste sich kurzfristig einer Leistenbruchoperation unterziehen. Einspringen für ihn wird Rattles Assistent, der junger Amerikaner Sasha Scolnik-Brower. Er hatte in den hier besprochenen Finalrunden mit dem BR-SO die Wettbewerbs-Kandidaten schon höchst erfolgreich zu den genannten Ergebnissen geführt. Alle drei Preisträgerkonzerte werden im Rahmen des ARD-Radiofestivals jeweils ab 20.00 Uhr von den Kultur- bzw. Klassiksendern der ARD live übertragen.
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