Jean-Marie Leclair: Konzerte für Violine und Orchester op. 7 und op. 10; Stéphanie-Marie Degand, Violine, La Diane Française; # Nomadmusic NMM122; Aufnahme 2024; Veröffentlichung 19.09.2025 (3h12) – Rezension von Pál Körtefa ** (For English please scroll down)

Stéphanie-Marie Degand und das von ihr gegründete Ensemble La Diane Française stellen das gesamte Schaffen für Violine und Orchester von Jean-Marie Leclair vor. Dabei handelt es sich um zwölf Konzerte, die jeweils zu sechst in zwei Opus Ziffern zusammengefasst sind.

Die Bedeutung von Leclair im Zeitalter der Aufklärung beruht auch darauf, dass er Technik und Stil des Spiels in französischer Weise personalisierte. Die mit technischen Anforderungen gespickten Partituren zeigen trotzdem immer die Eleganz des musikalischen Diskurses. Sie bieten klare strukturelle Form und einen Reichtum an musikalischer Entwicklung. Damit umgeht der Komponist unnötig virtuose Darstellung. Gleichzeitig wusste er die europäischen Stile seiner Zeit, also französische und italienische, aber auch germanische Einflüsse, die er auf Reisen kennengelernt hatte, aufzunehmen.

Neben vielen Kammermusikwerken zeigt sich sein musikalisches Vermächtnis auch in seiner einzigen Oper, der Tragödie Scylla et Glaucus, und den zwölf Konzerten für Violine und Streichorchester. Die Modernität seines Violinspiels mit Techniken wie Doppel- und Dreifachgriffe, Staccato-Linien, dem hohen Register und Trillerfolgen war für seine Zeitgenossen in der theatralischen Darstellung emotionalen Ausdrucks verwirrend.

Der Lebensweg von Stéphanie-Marie Degand brachte sie schon sehr früh mit der Musik von Leclair in Kontakt, woraus sich die anhaltende Beziehung entwickelte. Degand zeigt sich erneut als exzellente Geigerin, die immer den Klang und die Gestaltung im Blick hat und mit spielerischen Hakeleien so locker umgeht, dass man diese gar nicht bemerkt und die Geigerin sich schon gar nicht darin verfängt. So bringt sie die umfassende Sammlung zum Schwingen und Singen. Auch auf die lange Distanz von mehr als drei Stunden kommt keine Sekunde Trägheit auf, weder bei den Interpreten noch beim Zuhörer. Vielmehr bieten Degand und ihre Unterstützer Darstellungen mit feinsinnigem Charme und zarter Würze.

Die in solistischer Besetzung aufspielende Kammerformation La Diane Française, die sich aus alten und neuen Freunden der Solistin zusammensetzt, ist diesen begeisterten Weg für Leclair mitgegangen. Deshalb bietet es die orchestralen Texturen mit der gleichen Verve an wie Degand. Das bezieht sowohl auf die Intensität wie auch die Umsetzung, die keine nachlässige Handhabung hören lässt. Das ist für die Interpretationen sehr förderlich; hat man doch auch schon vom Solisten gegründete Vereinigungen erlebt, denen die Erledigung der Einspielung doch recht pauschal von der Hand gegangen ist.

Stéphanie-Marie Degand and the ensemble she founded, La Diane Française, present Jean-Marie Leclair’s complete works for violin and orchestra. These consist of twelve concertos, grouped into two opuses of six each.

Leclair’s significance in the Age of Enlightenment is also based on the fact that he personalized French playing technique and style. Despite their technical demands, the scores always display elegance in their musical discourse. They offer clear structural form and a wealth of musical development. In this way, the composer avoids unnecessary virtuosity. At the same time, he knew how to incorporate the European styles of his time, i.e., French and Italian, but also Germanic influences that he had encountered on his travels.

In addition to many chamber music works, his musical legacy is also evident in his only opera, the tragedy Scylla et Glaucus, and the twelve concertos for violin and string orchestra. The modernity of his violin playing, with techniques such as double and triple stops, staccato lines, high register, and trill sequences, was confusing to his contemporaries in the theatrical representation of emotional expression.

Stéphanie-Marie Degand’s life brought her into contact with Leclair’s music at a very early age, from which a lasting relationship developed. Degand once again proves herself to be an excellent violinist who always has her eye on the sound and the composition and handles playful quibbles so effortlessly that you don’t even notice them and the violinist certainly doesn’t get caught up in them. In this way, she brings the comprehensive collection to life and makes it sing. Even over the long distance of more than three hours, there is not a second of sluggishness, neither on the part of the performers nor the listener. Rather, Degand and her supporters offer performances with subtle charm and delicate spice.

The chamber ensemble La Diane Française, composed of old and new friends of the soloist, has enthusiastically followed Leclair down this path. As a result, it presents the orchestral textures with the same verve as Degand. This applies both to the intensity and the execution, which shows no sign of carelessness. This is very conducive to the interpretations; after all, we have seen ensembles founded by soloists who have approached the recording in a rather perfunctory manner.

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