
Die immerwährende Todesangst vor den Schergen des stalinistischen Terrorregimes konnte Shostakovich noch am ehesten in seiner Kammermusik verarbeiten, da dieses intimere Medium ihm auch den Freiraum beließ, diese Furcht auszudrücken und gleichzeitig die gewollte persönliche Ausdrucksweise in der Komposition zu realisieren.
Diese Beklemmung zeigen die Interpreten vor allem im zweiten Trio und im Klavierquintett ohne Abstriche. Man mag diesen Interpretationsansatz auch als einschüchternd hören. Aber so gelingt es ihnen, intensiv die Situation, in der jemand auf gepacktem Koffer sitzt und jeden Moment damit rechnet, dass ihn der Geheimdienst abholt und ins Arbeitslager bringt, sehr eindrucksvoll darzustellen.
Das Oliver Schnyder Trio weiß diesen Schatz an Ausdrucksmöglichkeiten schon aus sich heraus als eingespieltes Ensemble zu heben. Dabei behalten sie immer die Contenance, nur die Aussage der Musik zu präsentieren. Sie haben es gar nicht nötig, aufgesetzt zu agieren oder sich selber zur Schau zur stellen. Es reicht völlig, die Kompositionen wirken zu lassen. Und die gestalten sie rhetorisch prägnant, die Feinheiten immer aufmerksam modellierend und doch immer nur als Element auf dem großen Pfad einbauend.
Die für das Klavierquintett supplierenden beiden Solisten, die Geigerin Julia Fischer und der Bratschist Nils Mönkemeyer sind exquisite Vertreter ihrer Instrumente und nun wahrlich keine beliebigen Mitspieler. Dass sie sich für diese Horrorreise der Gefühle angeboten haben und das Oliver Schnyder Trio nicht nur einfach ergänzen, sondern den Interpretationsansatz mittragen und sogar noch weiter charakterisieren, adelt das Anliegen.
Trotzdem sollte sich niemand fürchten, diese Aufnahme zu hören. Im Gegenteil, gerade in diesen Tagen sollte man sehr bewusst zuhören. Und das nicht nur einmal.
Shostakovich was best able to work through his perpetual fear of death before the henchmen of the Stalinist terror regime in his chamber music, as this more intimate medium also gave him the freedom to express this fear and at the same time realize the desired personal expression in the composition.
The performers show this anxiety without compromise, especially in the second trio and the piano quintet. This approach to interpretation may also be heard as intimidating. But in this way, they succeed in portraying the situation in which someone is sitting on a packed suitcase, expecting at any moment that the secret service will pick him up and take him to a prison camp, very impressively.
The Oliver Schnyder Trio knows how to draw on this treasure trove of expressive possibilities as a well-rehearsed ensemble. They always keep their composure, presenting only the message of the music. They don’t need to put on airs or make a show of themselves. It is quite enough to let the compositions take effect. And they shape them in a rhetorically concise manner, always carefully modeling the subtleties and yet only ever incorporating them as an element on the larger path.
The two soloists supplementing the piano quintet, violinist Julia Fischer and violist Nils Mönkemeyer, are exquisite representatives of their instruments and certainly not just any players. The fact that they have offered themselves for this horror journey of emotions and not only complement the Oliver Schnyder Trio, but also support and even further characterize the interpretative approach, ennobles the cause.
Nevertheless, no one should be afraid to listen to this recording. On the contrary, especially these days, one should listen very carefully. And not just once.