 Frédéric Chopin: Balladen Nr. 1-4 + Fantaisie op. 49 + Berceuse op. 57 + Barcarolle op. 60; Rafal A. Luszczewski, Klavier; 1 CD Dux 1627; Aufnahmen 2016/2017, Veröffentlichung 12/2019 -01/2020 (61'26) - Rezension von Remy Franck
								
					Frédéric Chopin: Balladen Nr. 1-4 + Fantaisie op. 49 + Berceuse op. 57 + Barcarolle op. 60; Rafal A. Luszczewski, Klavier; 1 CD Dux 1627; Aufnahmen 2016/2017, Veröffentlichung 12/2019 -01/2020 (61'26) - Rezension von Remy Franck
				
			Einen richtig guten Klaviersound, sehr natürlich, mit Relief und gut dosierter Räumlichkeit haben die Tontechniker für diese Chopin-Platte des 1979 geborenen Rafal Aleksander Luszczewski hinbekommen. Und den nutzt der Pole für ein richtig gutes und packendes Programm.
Schon sehr lange, immerhin seit 1995, habe ich keine so gute Erste Chopin-Ballade mehr gehört. Das ist reiner Gesang, emphatisch, dramatisch, drängend und geradezu explosiv im Ausdruck, mit einer sehr persönlichen Spontaneität und einer phänomenalen Energie. Klarheit der Phrasierung, perfekte Ausgewogenheit der Eleganz, virile Klänge: Luszczewski ist einer jener Pianisten, bei denen man immer den Eindruck hat, etwas Unmittelbares zu erleben, so auch in den großen Kontrasten der Zweiten Ballade. Die der lyrischen Einleitung folgende Eruption ist grandios und ebbt dann ebenso bedeutsam ab. Diese Zerrissenheit wird packend fortgesetzt und prägt auch die Dritte Ballade, die wie alle anderen auf einem sehr transparenten und immer spannungsvollen Spiel beruht, das die vielen Seiten von Chopins Seelenleben hervorkehrt. Wie weit sind wir hier doch von der klinisch reinen Sicht Pollinis auf diese Werke weg.
In der weitaus reflektiveren 4. Ballade gelingt es Luszczewski, die Flamme des Diskurses nie ausgehen zu lassen. Und so spricht aus den vier Balladen und auch aus der Fantasie op. 49 und der perfekt strukturierten Barcarolle vieles, was für Chopin steht, der Charme und die Eleganz des mondänen Salonlöwen, das blendend Virtuose seiner Musik, das Süße und Zarte (das aber nicht süßlich werden darf), die Wehmut, die laut und tobend kundgetane innere Revolte, die düstere Erschütterung, kurz dieses Slawisch-Romantische, das Chopins Lebensstil war.
 
		










 
					
				






