Ca. 130 Musiker haben einen dringenden Appell an Putin gerichtet, den Krieg zu beenden, und sie nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. Der Brief kann immer noch bei change.org unterzeichnet werden, und es kommen ständig weitere Unterschriften hinzu. Hier ist der integrale Text : « Der skrupellose Krieg, den Putins totalitäres Regime gegen die souveräne Ukraine entfesselt hat und im Zuge dessen russische Panzer und Raketen auf unschuldige Zivilisten zielen, lässt sich in keiner Weise rechtfertigen. Das Bombardieren und Angreifen von zivilen Objekten wie Krankenhäusern, Schulen, Theatern, Universitäten, Bibliotheken oder Kirchen sind Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die ausnahmslos und unmissverständlich verurteilt werden müssen.

Viele Künstler, Musiker, Komponisten und Theaterschaffende in der Ukraine, unsere Kolleginnen und Kollegen, werden durch den Krieg der Möglichkeit beraubt, ihre Kunst frei auszuüben. Das Leid all derer, die von diesem Angriffskrieg betroffen sind, ist unermesslich und wir verstehen, dass unser nachstehender Appell unter diesen Umständen nicht die höchste Priorität genießt und einigen vielleicht sogar unangemessen oder beleidigend erscheinen könnte – schließlich kommt es in erster Linie jetzt darauf an, den Krieg schnellstmöglich zu beenden und Leben wieder aufzubauen –, aber dennoch möchten wir unseren Standpunkt darlegen.

Wir befürworten vorbehaltlos die Sanktionen und den diplomatischen Druck, die gegen das Putin-Regime und seine Handlanger, gegen seine Befürworter, Propagandisten und Informationsmanipulatoren sowie gegen Personen oder Organisationen, deren Verbindungen zu Putin und seiner Regierung eindeutig dokumentiert sind, ausgeübt werden. Aber nicht alle Russen und Belarusen, und schon gar nicht alle Kulturschaffenden dieser beiden Nationen unterstützen diese schreckliche Invasion. Somit erachten wir es als ungerecht, Russen oder Belarusen für die Handlungen des Diktators und seiner Anhänger pauschal zu verurteilen, wenn keine direkten Beweise für ihr Mitwirken vorliegen. Einen Kulturschaffenden aufgrund seiner Nationalität von einer Veranstaltung auszuschließen, gleichzeitig dem Künstler persönlich aber nicht schaden zu wollen, wie es nun bereits mehrfach geschah, ist nicht möglich. Die Nationalität sollte keine Rolle spielen – niemand müsste seine Herkunft oder Staatsangehörigkeit rechtfertigen müssen.

Nicht jeder fühlt sich im Stande klar auszusagen, weil eine solche Aussage unter Umständen der Person selbst oder ihren Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen in Russland oder Belarus erheblichen Schaden zufügen könnte. Viele fühlen sich derzeit wie Geiseln in ihrem eigenen Land. Bevor er in die Ukraine einmarschierte, überfiel Putin bereits sein eigenes Land, brachte jede Opposition zum Schweigen und unterzog die Bevölkerung einer ideologisch gesteuerten Gehirnwäsche. Doch seine hassschürenden Desinformationskampagnen können wir besiegen, indem wir geschlossen zusammenstehen. Deshalb sollten alle Kulturschaffenden, die diesen rechtswidrigen Krieg und das verantwortliche Regime nicht unterstützen, sei es öffentlich oder privat, weiterhin ihre künstlerische Aktivität fortsetzen dürfen, um so die universelle Botschaft des Friedens zu vermitteln und zu festigen.

Wir erheben unsere Stimmen ausdrücklich gegen die willkürliche Ausgrenzung russischer und belarusischer Personen allein aufgrund ihrer Nationalität. Solche Maßnahmen sind nicht nur einer Gesellschaft unwürdig, die sich um die Beseitigung aller Formen von Diskriminierung bemüht, sondern dienen auch dazu, Putins gefährliche Propagandanarrativen zu nähren.

Wir fordern die sofortige Beendigung des Krieges gegen die Ukraine und drängen darauf, dass Fairness und Gerechtigkeit gegenüber russischen und belarusischen Bürgern herrschen, die nicht mit Putin’s Regime verbunden sind. »

Vladimir Jurowski, Sir Simon Rattle, Sir Mark Elder, Sir Antonio Pappano, Franz Welser-Möst, Edward Gardner, Robin Ticciati, Omer Meir Wellber, Titus Engel, Cornelius Meister, Brett Dean, Serge Dorny, Simon McBurney, Andreas Homoki, Barrie Kosky, Tobias Kratzer, Benedict Andrews, Claus Guth, Dmitri Tcherniakov, Simon Halsey, Gijs Leenaars, Justin Doyle, Ralf Sochaczewsky, Barbara Hannigan, Efim Bronfman, Leonidas Kavakos, Frank Peter Zimmermann, Nicola Benedetti, Patricia Kopatchinskaja, David Geringas, Lars Vogt, Antje Weithaas, Dmitry Sitkovetsky, Boris Garlitsky, Christian Tetzlaff, Tanja Tetzlaff, Alban Gerhardt, Jan Vogler, Ian Bostridge, Julian Prégardien, Clemens Schuldt, Sabine Devieilhe, Isabelle Faust, Alexander Melnikov, Boris Giltburg, Elena Dubinets, Sharon Kam, Elisaveta Blumina, Alexander Gordon, Gabriella Teychenne, Markus Becker, Isabel Karajan, Dagmar Manzel, Thomas Sanderling, Michael Sanderling, Boris Filanovsky, Anton Safronov, Sergej Newski, Alexander Meraviglia-Crivelli, Alice Sarah Ott, Thomas Reif, Renaud Capuçon, Christian Gerhaher, Alfonso Aijon, Maurizio Baglini, David Afkham, Patrick Lange, Anne Schwanewilms, Silvia Colasanti, Peter Paul Kainrath, James Gaffigan, Philippe Quint, Wynton Marsalis, Matthew Rose, Alison Balsom, John Daszak, Matthias Goerne, Maria Dribinsky, Marina Davydova, Yan Dribinsky, Jacob Reuven, Sasha Waltz, Jochen Sandig, Leif Ove Andsnes, Christine Fischer, Alice Lackner, Vitali Alekseenok, Victor Copytsko, Angelina Tkacheva, Andreas Bräutigam, Georges Edelman, Helen Collyer, Arne Jansen, Shi-Yeon Sung, Mauro Bucarelli, Thomas Ostermeierm, Johannes Klumpp, Karsten Witt, Fabio Luisi, Peter Phillips, Matteo D’Amico, Daniele Abbado, Kristjan Järvi, Rinaldo Alessandrini, Carlo Rizzi, Alexander Gadjiev, Paolo Carignani, Toni Florio, Timothy Brock, Antonino Fogliani, Jacopo Spirei, Paolo Pinamonti, Roberto Scandiuzzi, Alex Ollé, Tabea Zimmermann, Valerio Tura, Steven Sloane, Philippe Manoury, Winrich Hopp

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