Antonin Dvorak

Heute vor 120 Jahren wurde in New York Antonin Dvoraks 9. Symphonie uraufgeführt. Der Komponist war am 27. September 1892 mit seiner Gattin, seiner ältesten Tochter und seinem ältesten Sohn in New York eingetroffen, um seiner Berufung als Direktor des ‘National Conservatory of Music of America’ zu folgen. Die Idee, Dvorak zu engagieren hatte die New Yorker Millionärin Jeanette Thurber, die das Konservatorium 1885 gegründet hatte. Die musikbegeisterte Dame wollte ihrer Schule mit einem berühmten Lehrer zum Durchbruch verhelfen. Sie erwartete von ihm, dass er die Grundlagen für die Gründung einer amerikanischen Kompositionsschule schaffe, und er glaubte selber, das mit Werken zu erreichen, die auf amerikanische Volkslieder zurückgingen, in erster Linie auf Spirituals der schwarzen Rasse.

Jeannette M. Thurber hoffte sogar insgeheim, dass Dvorak eine amerikanische Oper nach ‘The Song of Hiawatha’ von Henry Wadsworth Longfellow komponieren werde. Sie besorgte ihm ein Libretto und nahm ihn mit in Buffalo Bills Wild-West-Show, wo er Anregungen für das Ballett erhalten sollte. Aus dem Hiawatha-Projekt wurde jedoch nichts, aber einige Impressionen aus Longfellows Gedicht fanden Eingang in die 9. Symphonie. Diese entstand zwischen Dezember 1892 und Mai 1893 und wurde am 16.12.1893 in der Carnegie Hall uraufgeführt.

Ihr Untertitel ‘Aus der Neuen Welt’ ist nicht als programmatische Erklärung zu verstehen, sondern bedeutet, Dvoraks Freund Kovarik zufolge, nichts weiter als « Eindrücke und Grüße aus der neuen Welt. »

Gewiss hat Dvorak in der Symphonie Eindrücke aus den USA verarbeitet, etwa das für ihm doch recht hektische Leben in New York, jenem multikulturellen Melting Pot, das die beiden Ecksätze der Symphonie durchaus geprägt haben kann. Auch Longfellows Hiawatha-Epos mit seinen Naturschilderungen über das amerikanische Binnenland regten Dvoraks Fantasie an. Die ‘Neue Welt’ findet man aber letztlich nicht im verwendeten melodischen Material, sondern lediglich in der Atmosphäre der Symphonie. Leonard Bernstein hat darauf hingewiesen, dass Dvorak sehr viel tschechische Melodik verwendet hat,… und sehr viel Heimweh. Die Symphonie, so sagte Bernstein, würde richtiger ‘Symphonie aus der Alten Welt’ heißen.

Dvorak unterrichtete Simrock, seinen Verleger, mit den folgenden Worten über den Erfolg des Werkes: « Der Erfolg der ‘Symphonie’. . .war ein großartiger; die Zeitungen sagen, noch nie hätte ein Komponist einen solchen Triumph gehabt. Ich war in der Loge; die Halle war mit dem besten Publikum von New York besetzt, die Leute applaudierten so viel, dass ich aus der Loge wie ein König!?, ‘alla Mascagni’ (lachen Sie nicht!) mich bedanken musste. Sie wissen, dass ich solchen Ovationen mich gern entziehen kann, aber ich musste es tun und mich zeigen! »

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