Transitions; Nikolai Kapustin: Cellokonzert Nr.1; Alfred Schnittke: Cellokonzert Nr. 1;  Eckart Runge, Cello, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Frank Strobel; 1 CD Capriccio C 5362; Aufnahmen 2018/2019, Veröffentlichung 07/08/2020 (69'43) - Rezension von Remy Franck

Mit seinem Ersten Cellokonzert hat der vor kurzem verstorbene ukrainische Komponist Nikolai Kapustin (1937-2020) ein Mischwerk zwischen Jazz und Klassik geschaffen. Das 1997 entstandene Erste Cellokonzert ist im Gegensatz zum Zweiten kaum bekannt. Angeblich soll Kapustin vor zehn Jahren dem Cellisten Eckart Runge die Noten anvertraut haben, mit dem Resultat, dass wir nun die absolut faszinierende Ersteinspielung des Werks vorliegen haben.

Das dreisätzige Stück (Allegro-Largo-Allegro) ist eine farbig schillernde Komposition mit einem ständig tanzenden und swingenden Cello und einem Orchester, das manchmal symphonisch, manchmal in Form einer Big Band begleitet. Das alles läuft so natürlich, virtuos und energetisch ab, dass es den Hörer mit seiner elektrisierenden  Brillanz vom ersten bis zum letzten Takt packt.

Der Wechsel von Kapustins zu Schnittkes Klangwelt ist brutal. Mit einer Spieldauer von ca. 40 Minuten und seinen drei langsamen Sätzen (ein Pesanto Moderato und zwei Largos) sowie einem als Scherzo an dritter Stelle fungierenden Allegro

entstand das Konzert als Auftragswerk der Stadt München zur Eröffnung des Gasteig-Kulturzentrums in den Jahren 1985-86. Begonnen hatte Kapustin es noch vor dem heftigen Schlaganfall, den er 1985 erlitt. Fertiggestellt wurde es danach, und der Schlaganfall hinterließ darin seine Spuren.

Es ist ein emotionales Werk mit oft dissonantem Charakter, dunklen Unterweltklängen, die in Wagners Ring des Nibelungen perfekt klingen würden, aber auch kräftigen Orchesterausbrüchen und einem fiebrigen Solopart. Das finale Largo beginnt düster-defätistisch und endet mit einem flehenden Hymnus. Schnittke sagte dazu: « Plötzlich wurde mir dieses Finale von irgendwo hergegeben, und ich habe es einfach aufgeschrieben. »

Auch das Schnittke-Konzert wird von Eckart Runge und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Frank Strobel mit höchstem Einsatz intensiv und packend interpretiert.

With his First Cello Concerto, the recently deceased Ukrainian composer Nikolai Kapustin (1937-2020) created a mixed work between jazz and classical music. The First Cello Concerto, written in 1997, is hardly known, unlike the Second. It is said that ten years ago Kapustin entrusted the cellist Eckart Runge with the score, the result being this absolutely fascinating premiere recording of the work.
The three-movement piece (Allegro-Largo-Allegro) is a colourful composition with a constantly dancing and swinging cello and an orchestra that sometimes accompanies symphonically, sometimes like a big band. All this is so natural, virtuoso and energetic that it grips the listener with its electrifying brilliance from the first to the last bar.
The change from Kapustin’s to Schnittke’s sound world is brutal. With a playing time of about 40 minutes and its three slow movements (one Pesanto Moderato and two Largos) and an Allegro the concerto was commissioned by the city of Munich for the opening of the Gasteig Cultural Centre in 1985-86. Kapustin began it before the violent stroke he suffered in 1985. It was completed afterwards, and the stroke left its mark on it.
It is an emotional work with an often dissonant character, dark underworld sounds that would be perfect in Wagner’s Ring des Nibelungen, but also powerful orchestral outbursts and a feverish solo part. The final Largo begins darkly and ends with a pleading hymn. Schnittke said: « Suddenly this finale was given to me from somewhere, and I just wrote it down. »
The Schnittke Concerto, too, is performed with the highest degree of intensity and gripping power by Eckart Runge and the Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin under Frank Strobel.

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