Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate KV 576; Jürgen Ganzer: Phantasie 84; Domenico Scarlatti: Sonate, K. 69; Johann Sebastian Bach: Fantasie c-Moll BWV 906; Morten Gaathaug: Den som fikk høre en latterugle synge…, op 98; Ronny Kjøsen: Brain Squeeze; Oivind Farmen: Hannahs lykkelige dag; Oivind Farmen, Akkordeon: 1 CD Farmen Musikkopplevelser FMO121; Aufnahme 04.2020, Veröffentlichung 07.2021 (49') – Rezension von Remy Franck

Wenn Oivind Farmen auf seinem Akkordeon Mozart spielt, ist die Musik so reich, dass man glaubt, mehrere Akkordeonisten gleichzeitig zu hören. In anderen Worten, Farmen nimmt ungemein viel aus der Komposition und aus seinem Instrument heraus, mit dem er nicht das im Original vorhandene Instrument nachahmen will, sondern ihm einen eigenen Ausdruck und einen eigenen klanglichen Reichtum gibt. Das macht diese CD so interessant und bereichernd.

Elf Jahre sind seit Oivind Farmens letztem Soloalbum vergangen, und er knüpft mit der neuen CD an den Erfolg seiner früheren Produktionen an, und das diesmal in einem Programm von der Barockzeit über die Klassik bis hin zu Komponisten unserer Zeit.

Von Mozarts neu gestrichener Sonate geht’s zu Phantasie 84, einem modernen, stimmungsstarken Stück des deutschen Komponisten Jürgen Ganzer (*1950), von dem Farmen sagt, es sei eines der größten Werke, die jemals für das Akkordeon komponiert wurden. In seiner spannungsvollen Interpretation wird es in der Tat höchst beeindruckend.

Die Stücke von Bach und Scarlatti werden so gut gespielt, dass man völlig vergisst, dass die Musik ursprünglich nicht für Akkordeon komponiert wurde. Oivind Farmen spielt sie mit Klarheit, einem wunderbaren Strukturverständnis und viel Sensibilität, wobei, das muss man wiederum unterstreichen, das Akkordeon nicht als Ersatz-Instrument wirkt.

Das Solowerk Den som fikk høre en latterugle synge… (Er, der eine lachende Eule singen hören würde…) op. 98 von Morten Gaathaug (*1955) wurde von Farmen anlässlich des 60. Geburtstages des Komponisten uraufgeführt. Gaathaug, ein engagierter Umweltschützer, schrieb über das Stück: « Vor dem letzten Jahrhundert waren die beiden großen Inseln, aus denen Neuseeland besteht, die Heimat einer Eule, deren charakteristischer Schrei an ein absteigendes Stakkato-Lachen erinnerte. Die Art wurde erstmals 1844 von G. R. Gray beschrieben, und sie wurde schließlich bekannt als die Lachende Eule (Sceloglaux albifacies) bekannt. Die letzte bestätigte Sichtung des Vogels war im Juli 1924. Es hieß, dass der Vogel durch die Töne eines Akkordeons aus seinem nächtlichen Versteck gelockt werden konnte. (…) Die vorliegende Arbeit wird die Eule wahrscheinlich nicht zurückbringen, aber sie kann als Symbol der Solidarität mit der Natur dienen, als Appell an die Demut gegenüber dem großen Ganzen zu zeigen, von dem wir nur ein Teil sind. Die Laute von acht weiteren Eulenarten werden in dem Werk zitiert. » Das Stück ist also kein Requiem, auch wenn es etwas düster beginnt. Farmen spielt es ausdrucksvoll und im weiteren Verlauf agil-vituos.

Ronny Kjøsens Brain Squeeze, 2011 von Oivind Farmen uraufgeführt, ist von der Volksmusik und, wie der Solist betont, von den kurzen, wiederkehrenden Themen der Hardanger-Fiddle-Tradition inspiriert. Es ist ein anspruchsvolles Werk.

Schließlich hat Farmen eine seiner eigenen Kompositionen aufgenommen, Hannahs lykkelige dag (Hannahs glücklicher Tag), das seiner Tochter gewidmet ist. Diese liebe Hommage beendet ein interessantes Programm, das von einem eminenten künstlerischen Niveau zeugt und die Emotionen sowie die Bedeutung der verschiedenen Stücke wunderbar wiedergibt. Nur wenige Akkordeonisten erreichen eine solche, künstlerisch herausragende Ausdruckskraft.

When Oivind Farmen plays Mozart on his accordion, the music is so rich that you think you are hearing several accordionists at once. In other words, Farmen conveys all the grinding power of the composition and makes the best use of his instrument, with which he does not want to imitate the instrument present in the original but gives it its own expression and tonal richness. This is what makes this CD so interesting and enriching.
Eleven years have passed since Oivind’s last solo album, and he continues the success of his earlier productions with this new CD, this time in a program ranging from the Baroque period to the Classical period to composers of our own time.
After Mozart’s newly painted Sonata comes Phantasie 84, a modern, atmospheric piece by German composer Jürgen Ganzer (b. 1950), which Farmen says is one of the greatest works ever composed for the accordion. In its exciting interpretation, it becomes highly impressive indeed.
The pieces by Bach and Scarlatti are played so well that one completely forgets that it is music that was not originally composed for accordion. Oivind plays the works with clarity, a wonderful understanding of structure and with great sensitivity, although, it must be emphasized, the accordion never sounds like a substitute instrument.
The solo work Den som fikk høre en latterugle synge… (He who would hear a laughing owl sing…) op. 98 by Morten Gaathaug (*1955) was premiered by Farmen on the occasion of the composer’s 60th birthday. Gaathaug, a committed environmentalist, wrote of the piece, « Before the last century the two large islands that make up New Zealand were home to a common nocturnal owl whose distinctive cry was reminiscent of a descending staccato laugh. The species was first described by G. R. Gray in 1844, and it eventually became known as the Laughing Owl (Sceloglaux albifacies). The last confirmed sighting of the bird was in July 1924. It was said that the bird could be coaxed out of its nocturnal hiding place by the tones of an accordion. (…) The present work is unlikely to bring back the owl, but it can serve as a symbol of solidarity with nature, as an appeal to mankind to show humility towards the greater whole of which we are merely a part. The sounds of eight other owl species are cited in the work. » So the piece is not a requiem even though it begins somewhat somberly. Farmen plays it expressively and agilely-virtuously as it progresses.
Ronny Kjøsen’s Brain Squeeze, premiered by Oivind Farmen in 2011, is inspired by folk music and, as the soloist points out, by the short, recurring themes of the Hardanger fiddle tradition. It is a challenging work.
Finally, Farmen has recorded one of his own compositions, Hannahs lykkelige dag (Hannah’s happy day) which is dedicated to his daughter. This dear tribute ends an interesting program that testifies to an eminent artistic level and beautifully reflects the emotions as well as the meaning of the various pieces. Few accordionists achieve such artistic excellence of expression.

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