Mitsuko Uchida
(c) Sébastien Grébille

Zusammen mit Martha Argerich und Elisabeth Leonskaja zählt Mitsuko Uchida zweifelsohne zu den wahren Grandes Dames der weiblichen Klavierszene. Jetzt war Mitsuko Uchida zu Gast bei den Dresdner Musikfestspielen. Michael Oehme berichtet.

Sie eröffnete ihr Programm im Dresdner Kulturpalast mit der Sonate e-Moll op. 90 von Ludwig van Beethoven. Das nur zweisätzige Werk weist schon auf das Spätwerk hin, spielt im ersten Satz mit Fragen und Antwort, im zweiten, einem lyrischen Rondo ‘Nicht zu geschwind und sehr singbar vorgetragen’, so die deutsche Bezeichnung durch Beethoven, mit fast schon Schubertschen Anklängen.

Mitsuko Uchida brachte ihren ganzen schönen Klavierton ein, voll und zärtlich zugleich. Dann Arnold Schönbergs berühmte Drei Klavierstücke op. 11. Der junge Maurizio Pollini hatte sie seinerzeit einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Mit der Klarheit und Verständlichkeit, mit der Uchida die Strukturen der Stücke deutlich machte, gelang ihr das auch im Dresdner Konzert. Sehr wohlwollender, freundlicher Beifall dafür.

Nach der Pause folgte zunächst ein sehr persönliches Zeichen von Mitsuko Uchidas Verbundenheit mit dem heute 99jährigen György Kurtág, eine noch nicht veröffentlichte musikalische Tagebuchnotiz zum Tode dessen 2019 verstorbener Frau. Mitsuko Uchida spielte aus dem Manuskript und ging sofort in Franz Schuberts große B-Dur-Sonate über. Bewundernswert gelangen ihr die langen unendlichen Melodiebögen im Kopfsatz. Unendliches Gehen auch im langsamen zweiten, bei der die Pianistin alle klanglichen Schönheiten ihres Klavierspiels einbringen konnte. Virtuosität konnte sie dann im Scherzo aufleuchten lassen. Fast diabolisch und sehr zügig ging Uchida das komplexe Finale an. Dem dreimal auftauchenden sehnsüchtigen Seitenthema fehlte dann etwas die Schwermut. Grandios jedoch die Schlussstretta, mit der sich Schubert aus der Tragik seiner Musik befreite. Völlig angemessen ließ sich Mitsuko Uchida auch ohne Zugabe vom Festspielpublikum feiern.

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