
Dass Bachs Goldbergvariationen auf dem Cembalo von Joannes Daniel Dulcken, einem prachtvollen Instrument und einem wirklichen Kunstobjekt von 1745, gespielt werden, dürfte nur eingefleischte Cembalo-Fans interessieren. Explizit wird hier auf die Geschichte und die langandauernden Restaurierungsarbeiten sowie auf den Instrumentenbauer Dulcken hingewiesen; das musikalische Resultat dagegen ist achtbar, Der Klang des Instruments istin der Tat wunderschön, die Musik schwingt sehr natürlich, die Noten sitzen fest und präzise und ermöglichen eine maximale Durchhörbarkeit.
Erstaunlich ist die lange Spieldauer von 100 Minuten, die selbst für die Goldbergvariationen schon außergewöhnlich ist, weniger dagegen das Spiel des Cembalisten. Stefan Donner bietet dem Hörer eine unaufgeregte, stilistisch ausgewogene Interpretation ohne Schwächen. Man muss allerdings den mechanisch wirkenden Stil des Interpreten mögen, der eher von der Präzision einer Schweizer Uhr wie denn durch innere Anteilnahme beeindruckt.
In der Tat ist es schon phänomenal zu hören, wie es Donner gelingt, einen inneren Duktus während 100 Minuten beizubehalten, ohne je davon abzuweichen. Das unterstreicht einerseits einen gewissen meditativen Charakter, lässt allerdings wenig Raum für interpretatorische Phantasie und Gestaltung. Innere Einblicke in die Welt Bachs erhält man nicht; trotzdem ist Donners distanziertes und berechnetes Konzept nicht ohne Reiz und geht in jedem Falle hundertprozentig auf. Ob man dies mag oder nicht, sei jedem überlassen. Jedenfalls steht diese Interpretation jenen von Gould II, Schiff, Barenboim oder Lang Lang diametral gegenüber und stellt somit zumindest eine sehr interessante Perspektive dar.
The fact that Bach’s Goldberg Variations are played on the harpsichord of Joannes Daniel Dulcken, a magnificent instrument and a true work of art dating from 1745, should interest only die-hard harpsichord aficionados. The history of the instrument, the long restoration process and the instrument maker Dulcken are explicitly mentioned, but the musical result is respectable, if not groundbreaking. The sound of the instrument is indeed beautiful, the music resonates very naturally, the notes sit firmly and precisely and allow maximum audibility.
The long playing time of 100 minutes is astonishing, even for the Goldberg Variations, but the harpsichordist’s playing is less so. Stefan Donner offers the listener an unagitated, stylistically balanced interpretation without any weaknesses. However, one has to like the mechanical style of the interpreter, which impresses more with the precision of a Swiss watch than with inner sympathy.
In fact, it is phenomenal to hear how Donner manages to maintain an inner flow for 100 minutes without ever deviating from it. On the one hand, this emphasizes a certain meditative character, but leaves little room for interpretative imagination and design. You don’t get any inner insights into Bach’s world, but Donner’s distanced and calculated concept is not without charm and succeeds one hundred percent. Whether you like it or not is up to you. In any case, this interpretation is diametrically opposed to those of Gould II, Schiff, Barenboim or Lang Lang and thus represents a very interesting perspective.