Olivier Messiaen: Turangalîla-Symphonie; Yuja Wang, Klavier, Cécile Lartigau, ondes Martenot, Boston Symphony Orchestra, Andris Nelsons; # Deutsche Grammophon 4867044; Aufnahme 04.2024; Veröffentlichung 18.07.2025 (75'41) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Das Boston Symphony Orchestra ist das am längsten mit der Turangalila-Symphonie vertraute Orchester. Schließlich hat es schon die Uraufführung unter Leonard Bernstein gespielt. Ob die Einspielung in der letzten Fassung von 1990 erfolgte, ist nicht angegeben.

Das Orchester und sein jetziger Chef Andris Nelsons bieten eine eminent klare und unzählige Details herauskitzelnde Lesung dieses Werkes an, die trotzdem ein fortschreitendes Epos mit großem Spannungsbogens ergibt und nicht nur eine Sammlung von zehn Kurzgeschichten. Dabei kann sich Nelsons auf seine Musiker verlassen. Diese sind allesamt exzellente Vertreter ihres Instruments. Und auch die Einbindung weiterer Instrumente, so für das umfangreich besetzte Schlagwerk, das besondere Töne und Stimmungen wie etwa von Gamelan-Musik erzeugen kann, und der Tasteninstrumente etwa gelingt vortrefflich. Anders herum kann das Ensemble auf seinen Chef bauen, der die erforderlichen Leitlinien vorgibt und auch die gestalterischen Freiräume zulässt, mit denen jeder Orchestersolist seinen Beitrag bestens entfalten kann und Nelsons dabei trotzdem das Gesamtbild mit dem Taktstock formt.

Mit Yuja Wang hat sich Nelsons für den Klavierpart, der mindestens die Anforderungen eines Solokonzertes für dieses Instrument stellt, einer jungen und gleichwohl auch zupackenden Pianistin versichert. Dass ihr der feste Zugriff auf die Tasten liegt, ist bekannt. Und das ist hier im Zusammenklang mit dem zahlreich besetzten Orchester auch wichtig. Doch sie kann auch zartere Saiten aufziehen.

Cécile Lartigau ist eine ebenso versierte Spielerin der heutigen Zeit auf den Ondes Martenot. Dieses frühe elektronische Instrument fügt dem Komplex eine weitere spezielle Komponente hinzu, die die Interpretin überzeugend gestaltet.

Gleichwohl zeigt auch diese Aufnahme wie andere jüngeren Datums einen gewissen Hang zur Versachlichung und Gestaltung effektvollen Musizierens. Das ist sicherlich bei dieser kaum zu bändigenden Partitur auch eine anzusprechende und ansprechende Facette. Mit seinem Werk wollte Messiaen aber auch sensitiv und mystisch verklärte Gehalte vermitteln, wie schon der dem Sanskrit entlehnte Titel und seine Bedeutung zeigen. Diese Ausdrucksebenen klingen deutlich in langsameren Passagen wie dem Garten des Liebesschlafs an. In den schnellen technisch anspruchsvollen Sätzen wird dagegen das Augenmerk auf die strukturelle Darstellung gelegt und die wird dann sehr klar, teilweise perkussiv, gestaltet verwirklicht.

So zeigt diese Aufnahme etliches vom Charakter des Werkes. Alles wurde jedoch nicht gehoben. Aber man darf wenigstens insofern beruhigt sein, dass es bei weitem noch kein Chatbot-Liebesgesang geworden ist.

The Boston Symphony Orchestra is the orchestra most familiar with the Turangalila Symphony. After all, it already played the premiere under Leonard Bernstein. It is not stated whether the recording was made in the last version from 1990.

The orchestra and its current conductor Andris Nelsons offer an eminently clear reading of this work, teasing out countless details, which nevertheless results in a progressive epic with a great arc of suspense and not just a collection of ten short stories. Nelsons can rely on his musicians. They are all excellent representatives of their instruments. And the integration of other instruments, such as the extensive percussion section, which can produce special tones and moods such as gamelan music, and the keyboard instruments, for example, is excellent. On the other hand, the ensemble can rely on its conductor, who provides the necessary guidelines and also allows the creative freedom with which each orchestral soloist can develop their contribution in the best possible way, while Nelsons still shapes the overall picture with his baton.

In Yuja Wang, Nelsons has secured the services of a young and at the same time gripping pianist for the piano part, which at least meets the requirements of a solo concerto for this instrument. It is well known that she has a firm grip on the keys. And that is also important here in harmony with the large orchestra. But she can also show a more delicate side.

Cécile Lartigau is an equally accomplished contemporary player on the Ondes Martenot. This early electronic instrument adds another special component to the complex, which the interpreter performs convincingly.

Nevertheless, this recording, like others of more recent date, shows a certain tendency towards objectification and the creation of effective music-making. This is certainly an appealing and attractive facet of this almost untamable score. However, Messiaen also wanted to convey sensitive and mystically transfigured content with his work, as the title and its meaning, borrowed from Sanskrit, show. These levels of expression can be clearly heard in slower passages such as the Garden of Love’s Sleep. In the fast, technically demanding movements, on the other hand, the focus is on the structural presentation and this is then realized very clearly, sometimes percussively.

This recording thus reveals much of the work’s character. However, not everything has been elevated. But you can at least be reassured that it is far from being a chatbot love song.

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