Johannes Brahms: Sämtliche Streichquintette (Nr. 1 & 2); Roland Glassl, Bratsche, Mandelring Quartett; 1 CD Audite 97.724; Aufnahme 04/2016, Veröffentlichung 11/2016 (54'55) – Rezension von Remy Franck

Nachdem sie sich vor Jahren den Streichquartetten von Brahms gewidmet haben, wenden sich die Musiker des Mandelring Quartetts nun der Einspielung aller Streichquintette und -sextette zu. Das Ensemble hat in neuer Besetzung (mit Andreas Willwohl an der Viola) zusammen mit Roland Glassl, dem langjährigen Bratschisten des Quartetts, zunächst die beiden Streichquintette eingespielt.

Das Erste Streichquintett op. 88 erklingt in einer ebenso geist- wie schwungvollen Interpretation. Die vier Musiker haben sich den Finaldrang der Kompositionen zu eigen gemacht, der sie zu grandiosen Steigerungen führt, die sie mit üppigem, vor allem aber auch auffallend warmem Klang realisieren. Aber auch feines Nuancieren sowie ein untrüglicher Sinn für Farben bringen Mehrwert in diese Interpretation von schönster Klangkultur.

Ganz anders steht es um das G-Dur-Quintett von Johannes Brahms. Der 57-jährige sah damit nämlich sein kompositorisches Schaffen für abgeschlossen an. Seinem Verleger Simrock schrieb er: « Mit diesem Brief können Sie sich von meiner Musik verabschieden, denn es ist sicherlich Zeit zu gehen.“ Das stimmte letztlich nicht, und es sollten nach dem Opus 111 noch 11 weitere Werke folgen, u.a. die Stücke, die er für den Klarinettisten Richard Mühlfeld schrieb.

Nun ist das Quintett op. 111 zwar von Todesgedanken durchzogen, im Grunde aber keine traurige Musik. Die Mandelrings und Glassl betonen zwar Momente von Resignation und bringen im zweiten Satz auch die Musik fast zum Stehen, aber letztlich zieht das Quintett seine expressive Kraft aus wirkungsvollen Kontrasten zwischen wohlig heiteren Passagen und ernsteren Gedanken. Mehr als einmal sieht man Brahms zufrieden schmunzeln.

Das alles bringen die Musiker in einen zusammenhängenden Kontext, so dass sich das Quintett wirklich als geschlossenes Ganzes präsentiert. Auch in dieser Interpretation gefällt der überaus warme Ton der Streichinstrumente sowie die perfekte Balance in einer sehr natürlich wirkenden Aufnahme.

Particularly warm and finely nuanced, continuously rhetoric performances of both Quintets by Johannes Brahms. The recorded sound is extremely clear and well balanced.

 

 

 

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