Armoniosa heißt ein junges Alte Musik-Ensemble aus Asti im Piemont, das mit regelmäßigen CD-Veröffentlichungen und originellen Konzerten immer wieder beeindruckt. Zuletzt erschien eine Doppel-CD mit den sechs Sonaten für Violoncello und Continuo op. 3, bei der drei der 'Armoniose' zu hören sind, Stefano Cerrato mit dem Solo-Cello, Marco Demaria am Continuo-Cello und Michele Barchi an seinem Cembalo. Pizzicato hatte bei der Veröffentlichung von einem 'Hörvergnügen" (*) gesprochen. Jetzt hat Tabea Eppelein Stefano Cerrato zu einem Gespräch getroffen.

Stefano Cerrato

Stefano, wenn man die Lebensläufe von Ihnen und Carlo Graziani vergleicht, fallen einem viele Gemeinsamkeiten auf. Sie sind beide in Asti geboren, sind beide Cello-Virtuosen mit europaweiten Konzertreisen und auch alle beide als Pädagogen bekannt.
Graziani hat mich schon immer besonders interessiert, und ich träumte schon früh davon, seine Musik studieren und spielen zu können. Heute versuche ich mir vorzustellen, wie seine Ausbildung gewesen sein mag und welche Anreize für sein Schaffen ihm die Region um Asti gegeben haben könnte. All das vergleiche ich mit meiner eigenen Erfahrung, und ich versuche, eine Art ‘Faden’ zu spinnen, der uns über die Jahrhunderte verbinden kann.

Asti ist prominent für seine Weine und auch für viele bekannte Personen. Die sind zwar für alles Mögliche berühmt, aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie stammen alle von dort. Vittorio Alfieri (Dichter), Luigi Valenzano (Autorennfahrer), Paolo Conte (Jazzmusiker), etc. Was hat diese Stadt, was andere Städte nicht haben? Und wie hat sie Sie als Musiker beeinflusst – oder auch Carlo Graziani beeinflusst?
Diese Stadt ist voller herrlicher Ausblicke und die Landschaft, die sie umgibt von seltener Schönheit. Asti, die mittelalterliche ‘Stadt der 100 Türme’, bekommt heute weniger Aufmerksamkeit für seine Kultur als in der Vergangenheit und ich finde, das sollte den Touristen viel mehr vermittelt werden.

Graziani hat anscheinend die Ausdrucksmöglichkeiten des Cellos sehr entscheidend erweitert: durch schnelle Läufe, Doppelgriffe und die umfangreiche Nutzung des Oberregisters. Welche Bedeutung messen Sie ihm in der Geschichte des Cellos zu?
Graziani hatte keinen Grund, auf seine Zeitgenossen neidisch zu sein, weder auf die der französischen Schule (Duport Brüder, Barrière, Berteau) noch auf die der italienischen (Lanzetti, Alborea – auch Francischiello genannt – und Boccherini). Ich glaube im Gegenteil, dass er mit seiner Cello-Technik um Jahrzehnte voraus war.

Stefano Cerrato

In den Kompositionen von Graziani ist ein klarer Reifeprozess spürbar. Wie verhält sich das bei den sechs Cello-Sonaten?
Sicher war Graziani in der Lage, aus jeder Erfahrung, die er an den Höfen Europas machte, zu lernen. Im Laufe der Jahre hat er eine raffinierte Kreativität für seine Werke entwickelt, kombiniert mit einer geradezu ‘avantgardistischen’ Spieltechnik, so wie es in einigen Sonaten des Opus 3 zu hören ist, oder auch in anderen Sonaten, die zu Grazianis Zeit nicht gedruckt wurden.

Durch seine Berühmtheit wurde Graziani der Cello-Lehrer des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm II. Die sechs Cello-Sonaten sind dem Schüler sogar gewidmet – er muss also sehr gut gespielt haben. Sie unterrichten ebenfalls quasi in ganz Norditalien (in Portogruaro, Agrate Conturbia, Asti, Novara, Domodossola). Was macht einen guten Lehrer aus – und was macht einen guten Schüler aus? Wie, glauben Sie, war Graziani als Lehrer?
Ich glaube, dass die grundlegende Voraussetzung für einen guten Schüler wie für einen guten Lehrer der ständige Lernwille ist. Graziani war ein gefeierter Künstler und gab viele Konzerte, mit seiner eigenen Musik und mit der von Kollegen. Allein aufgrund seiner Produktion von Cello-Werken ist es für uns allerdings nicht nachvollziehbar, ob er auch ein guter Lehrer war. Aber ich denke, er war es.

Wenn Sie schon in Asti aufgewachsen sind, sind Sie dann ein Weinkenner? Welchen Wein würden Sie zu den Cello-Sonaten von Carlo Graziani kredenzen?
Der Wein, den ich für diese Sonaten empfehle, ist ein guter Barbera d’Asti, ruhig, harmonisch und vollmundig.

(*) https://www.pizzicato.lu/aus-dem-notizbuch-eines-rezensenten-cd-kurzrezensionen-von-remy-franck-folge-177/

http://www.armoniosa.net/events/

1 April 2018, 11.00
« Graziani Presentation »
The NEW Armoniosa – Rubicon Classics recording.
International Music Festival in San Giuseppe Church, Alba (Italy)
Chamber Music
Music by C. Graziani

May 2018
Recording Session for the next Armoniosa’s Release:
Antonio Vivaldi
« L’Estro Armonico », 12 Concerti op. 3
in RedDress Recording Studio (Asti, Italy)

27 May 2018, 17.30
Concert « Five with Estro »
Royal Castle, Govone (Italy)
Chamber Music
Music by A. Vivaldi

22/25 June 2018
Casa dei Mezzo Music Festival 2018, Makrigialos Crete (Greece)
Armoniosa is the baroque ensemble « in residence ».

17 July 2018, 20.00
Concert « Estroso Divertimento »
Summer Festival, Fanø (Denmark)
Chamber Music
Music by G. B. Platti, J.C.F. Bach, C. Graziani, A. Vivaldi

19 July 2018, 20.00
Concert « Around Bach »
Vendsyssel International Festival, Vendsyssel (Denmark)
Chamber Music
Music by G. B. Platti, J. S. Bach, A. Vivaldi

7 August 2018, 20.00
Concert « Estroso Divertimento »
Innsbrucker Festwochen der Alte Musik, Innsbruck (Austria)
Chamber Music
Music by G. B. Platti, J.C.F. Bach, C. Graziani, A. Vivaldi

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