Dmitri Shostakovich: 24 Preludes op. 34; Streichquartett Nr. 8 op. 110; Dogma Chamber Orchestra, Mikhail Gurewitsch; 1 SACD MDG 912 1830-6; 2013 (59'25) – Rezension von Guy Wagner

Die erste Frage, die man sich bei dieser hervorragend im Surround-Verfahren eingespielten Veröffentlichung stellt, ist die nach den Herausgebern. Da findet man, wie bei amerikanischen Filmproduktionen, eine ganze Anzahl von Hinweisen: 2+2+2 Recording, Audiomax, Berthold Records, Musikproduktion Dabringhaus und Grimm. Wer soll daraus noch klug werden? Da muss man schon ernsthaft im Booklet nachsehen, um herauszufinden, wer die Produzenten sind. Sei’s drum! Die Einspielung ist überaus transparent, jedes Instrument ist präsent und die räumliche Aufteilung wird hervorragend wiedergegeben.

Das Wichtigste aber ist und bleibt die Musik, und die von Dmitri Shostakovich ist immer wieder hörens- und entdeckenswert. So auch hier, wo wir die 24 Präludien für Klavier op. 34 in einer Fassung für Streichorchester von Grigory Korschmar (*1947) hören können, die 2000 in St. Petersburg uraufgeführt wurde und nun ihre Ersteinspielung auf Schallplatte erhalten hat. Verantwortlich dafür ist das ‘Dogma Kammerorchester’. Diese vorzüglichen Musiker gestalten in dem feinen Arrangement der Préludes ein faszinierendes Wechselbad der Stimmungen, wobei das Elegische und Melancholische ebenso gut zur Geltung kommt wie ein hintergründiger Humor, das Nachdenkliche ebenso gut wie das Verspielte, das Marschartige ebenso gut wie eine unbeschwerte Walzerbeschwingtheit. Das alles dank der prägnanten Virtuosität dieses Streicherensembles, in dem jeder Teilnehmer die Qualitäten eines Solisten hat (cf. etwa das halbminütige ‘Allegro vivace’ No. 5)! So wird diese stupende Darbietung zu einem musikalischen Erlebnis. Es heißt, der Leiter des Dogma-Ensembles Mikhail Gurewitsch habe sich und seinen Musikern mit der Shostakovich-Einspielung einen Lebenstraum erfüllt. Dies sei ihm von Herzen gegönnt.

Auch in dem verdienterweise berühmtesten, ‘den Opfern des Faschismus und des Krieges’  gewidmeten Streichquartett Nr. 8 op. 110, das von einer Intensität ohnegleichen ist und zum Persönlichsten gehört, das der Komponist geschrieben hat (woran die immer wieder evozierten Signatur D-Es-C-H erinnert), erhält eine eindrucksvolle, da ausdrucksstarke Interpretation in einer neuen Fassung für Streichorchester, die sich, laut Gurewitsch, sehr nahe am Original bewegt und nur durch die Kontrabass-Stimme ergänzt wurde. Trotz aller Intensität und aller Qualitäten des Dogma-Ensembles und des spürbaren Engagements der Musiker aber bewahre ich mir meine Vorliebe für die Originalfassung. Mehr als die vier Instrumente des Streichquartetts kann auch ein Kammerorchester oder ein noch größeres Ensemble nicht bewirken.

Though I prefer the original version of Shostakovich’s Eight’s String Quartet, the intense playing of the Dogma Chamber Orchestra make it a worthwhile recording. The Chamber orchestra version of the 24 Piano Preludes are definitely a hit, brilliantly played by these extremely virtuoso musicians.

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