Gustav Mahler: Symphonie Nr. 10 (Fassung Gamzou); International Mahler Orchestra, Yoel Gamzou; 1 CD Wergo 51222; Liveaufnahme 11/2011, Veröffentlichung 07/2016 (79'29) – Rezension von Remy Franck

Gustav Mahlers 10. Symphonie blieb unvollendet und aus dem überlieferten Material, größtenteils nur dem Particell, wurden bereits mehrere Aufführungsversionen erstellt, wobei die am meisten benutzte jene von Deryck Cooke ist. Weitere Rekonstruktionen gibt es von Clinton Carpenter, Hans Wollschläger, Joe Wheeler, Remo Mazzetti, Rudolf Barshai, Nicola Samale und Giuseppe Mazzucca sowie von dem jungen israelisch-amerikanischen Dirigenten Yoel Gamzou, dessen Version 2010 mit dem ‘International Mahler Orchestra’ im Rahmen der Jüdischen Kulturtage 2010 in der Synagoge Ryckestraße in Berlin uraufgeführt wurde. 2011 entstand die Liveaufnahme, die Wergo jetzt veröffentlicht.

Gamzou hält die bestehenden Rekonstruktionen für zu akademisch und machte sich an die Arbeit mit dem Ziel, « in erster Linie dem Geist hinter der Musik zu dienen’ und Mahlers Seelenzustand beim Komponieren dieser Symphonie spürbar zu machen. Wie seine Arbeit vonstattenging, erklärt Gamzou in einem mehrseitigen Beitrag im Booklet der CD.

Verglichen mit den anderen Aufnahmen in ihren diversen Versionen, ist Gamzous Aufführung sicher nicht die aufgewühlteste, sehr wohl aber die emotionalste.

Sie gibt in einer elektrisierenden Spannung die Himmel- und Höllenfahrt von Mahlers Stimmungen wieder, wobei die Ruhe oft mehr Resignation und der Humor meistens blanker Sarkasmus ist.

Gamzou hat sich in seiner Orchestrierung gewiss nicht den Versionen seiner Vorgänger angepasst, sondern auf der Basis des vorhandenen Materials etwas Eigenes geschaffen. « Die 10. Symphonie wird nie so klingen, wie Mahler sie erdacht gar », sagt Gamzou, und sein Versuch ist der, die Botschaft lebendig werden zu lassen. Das ist ihm gelungen, und er wird dabei in diesem Mitschnitt von dem von ihm selber gegründeten ‘International Mahler Orchestra’ engagiert unterstützt.

Yoel Gamzou conducts his own version of Mahler’s 10th Symphony, which is quite different from the other existing versions, more emotional and closer to Mahler’s soul. The performance is worth to be heard.

 

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