Robert Schumann: Fantasiestücke, op. 73, Märchenbilder, op. 113, Drei Romanzen, op. 94, Märchenerzählungen, op. 132, Myrthen, op. 25, Liederkreis, op. 39; Adrien Boisseau, Viola, Gaspard Dehaene, Klavier, Pierre Génisson, Klarinette; 1 CD Oehms Classics OC 1819; 2014 (61'19) – Rezension von Remy Franck

Im April 2014 wurde Adrien Boisseau von der renommierten Jury bei den ‘International Classical Music Awards“ (ICMA) in Warschau zum ‘Young Artist of the Year’ gekürt. Seit Januar 2014 ist der 23-jährige Franzose das jüngste Mitglied im renommierten ‘Quatuor Ébène’. Und jetzt, einige Monate später, präsentiert er bei Oehms Classics sein Debüt-Album mit Werken von Robert Schumann.

Von den ersten Klängen an nimmt uns der sensuell-süße, goldreine Klang von Adrien Boisseaus Bratsche gefangen. Schumanns ‘Fantasiestücke’ spielt der junge Musiker sehr nuancierend, mit eher weichem Ton, aber durchaus bewegungsreich, mit perfektem Atem, wobei die Melancholie des späten Schumann sehr deutlich wird. Selbst im leidenschaftlich drängenden letzten Stück, ‘Rasch und mit Feuer’, bleibt der Klang des Streichinstruments von stupender Reinheit.

Der Zyklus der vier ‘Märchenbilder’, eine der wenigen Originalkompositionen für die Besetzung Viola und Klavier, besteht aus vier lyrischen Charakterstücken, und selbst wenn die beiden mittleren durchaus zupackend gespielt werden, fasziniert Boisseau vor allem mit einem bewegenden Mezza Voce-Gesang im langsamen letzten Satz. Wunderbar melancholisch-versonnen sind auch die drei ‘Romanzen’ op. 94.

Die für Trio geschriebenen ‘Märchenerzählungen’ op. 132 bringen eine klangliche Abwechslung. Das 1853 entstandene Werk, drei Jahre vor Schumanns Tod entstanden, ist geprägt von den psychischen Hoch- und Tiefphasen von Schumanns Geisteskrankheit. Die drei Musiker spüren sensibel dem zart-romantischen Geist der Musik nach, deren Farbenpracht ohne jede Schwülstigkeit präsentiert wird.

Schwebend und sehr gesanglich werden danach noch drei Transkriptionen von Schumann-Liedern gespielt.

Generell funktioniert das Zusammenspiel zwischen Adrien Boisseau und Gaspard Dehaene sehr gut. Beide sind wunderbare Kammermusiker, die bereits mehrfach miteinander gearbeitet haben und sich ganz auf die Intimität des stets so aparten Tonfalls von Robert Schumann einlassen, nicht zuletzt, weil Dehaene ein sehr flexibler Partner ist, dem die Feinheit der Schumannschen Kammermusik offenbar sehr vertraut ist. Und weil auch der Toningenieur eine wirklich gute Balance erzielte, verschmelzen der Klang der Bratsche und des Klaviers in optimaler Weise miteinander.

In his heartfelt Schumann performances the sensitive French viola player Adrien Boisseau amazes with the warmest and richest tonal glow, and with Gaspard Dehaene he establishes a close and exciting duo partnership.

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