FILMMUSIK OHNE FILM
Der 1970 geborene Amerikaner Peter Boyer ist ein erfolgreicher Film- und Fernsehkomponist, der auch im klassischen Bereich aktiv ist und dort eine Musik schreibt, die seine Fertigkeiten fürs visuelle Geschäft nicht verleugnet. Alle fünf Werke einer bei Naxos herausgekommenen CD (Silver Fanfare, Festivities, 3 Olympians für Streichorchester, Celebration Overture, Symphonie Nr. 1) sind eigentlich Filmmusik ohne Film, effektvoll und voller Effekte, abwechslungsreich, dramatisch und stimmungsvoll. Die Erste Symphonie ist, wie der Komponist sagt, ein lyrisches und rhythmisch aufgeladenes Stück zum Gedenken an Leonard Bernstein. Die Aufnahmen sind hervorragend und werden jeden Freund brillanter Symphonik ohne Tiefgang zufrieden stellen (8.559769).

BACH UND BACHISCHES
CD-sost-bachWerken von Johann Sebastian Bach stellt die deutsche Pianistin Alexandra Sostmann eine Reihe von Kompositionen der letzten 70 Jahre gegenüber, Stücke von Sofia Gubaidulina, Arvo Pärt, Xiaoyong Chen, Henri Dutilleux, Dmitri Shostakovich und sogar vom Ahnherrn der Minimalisten, Terry Riley. Diese intelligente Programmkonstellation macht den Reiz dieser CD von TYXArt aus, weil sie vielfältige Beziehungen zwischen barocker und heutiger Musik erkennen lässt. Die Pianistin unterstreicht die Bedeutung ihrer Programmierung mit einem bedeutsamen Spiel, dessen glockigen Klang die Mikrophone wunderbar eingefangen haben. Wer also mal eine ganz besondere Klavier-CD hören will, wird hier fündig. (TXA 13036)

ALL-IN-ONE
CD-alievaWas für eine Rolle: 13 Arien aus der ‘All in One’-Oper von Leoncavallo Catalani Cilea Verdi-Puccini, gesungen von der russischen Strahlendiva Dinara Alieva, widersinnigerweise Preisträgerin des Callas-Wettbewerbs, den gerade eine solche Sängerin, die keinen Unterschied macht zwischen Cio-Cio-San, Turandot, Violetta, Leonora, Adriana und all den anderen, nicht hätte gewinnen dürfen, weil sie keine Sängerdarstellerin ist, sondern nur ein Organ. Ein sehr gutes wohl, ein brillantes und trotz reichlich viel Vibrato ein technisch bemerkenswertes, eines, mit dem man die Massen bewegen kann, aber von differenzierendem Operngesang sind wir auf ihrer CD mit dem gelangweilt musizierenden Tschechischen Nationalen Symphonieorchester unter Marcello Rota weit entfernt (Delos DE3462).

SCHÜCHTERNE SÄNGER
CD-kurpi-castleAls Dirigent am ‘Teatr Wielki’ in Warschau dirigierte Karol Kurpiński (1785-1857) Opern von Weber, Auber, Rossini, Bellini, Donizetti und anderen. Das hinterliess Spuren in seinem eigenen Oeuvre. Von den 26 Opern, die Kurpiński schrieb, waren die erfolgreichsten ‘Jadwiga’ (1814), ‘Das Schloss von Czorsztyn’ (1819) und ‘Kalmora’ (1820). Weiter schuf er eine Sinfonie, drei Ballette, vier Ouvertüren, ein Te Deum, 50 Polonaisen… Eine Dux-Produktion präsentiert mit ‘Das Schloss von Czorsztyn’ also eine von den bekannten Opern des Meisters. Leider höre ich hinter dem tatsächlich Gehörten viel mehr als das, was recht zögerlich aus dem Lautsprecher kommt. Das Iuventus Orchester spielt zwar recht ordentlich, wird aber von der Tontechnik zu sehr in den Hintergrund gestellt, wahrscheinlich, um die Sänger Aleksandra Orlowska-Jablonska, Hubert Stolarski, Jadwiga Niebelska, Tomasz Raffund Witold Zoladkiewicz nicht zu überdecken, die so zurückhaltend und fast schüchtern singen wie jemand, der weder Text noch Musik wirklich intus hat. Schade (Dux 0955).

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