Richard Wagner: Der Ring des Nibelungen; Tomasz Konieczny (Wotan/Der Wanderer), Camilla Nylund (Brünnhilde), Klaus Florian Vogt (Siegfried), Daniela Köhler (Sieglinde), Eric Cutler (Siegmund), Wolfgang Ablinger-Sperrhacke (Mime), Christopher Purves (Alberich)Philharmonia Zürich, Gianandrea Noseda, Andreas Homoki; # Accentus Music ACC60656 (video); Aufnahmen 2024, Veröffentlichung 06.06.2025 - Rezension von Remy Franck ** (For English please scroll down)

Ich bin halt, wer ich bin, und ich kann nicht über meinen Schatten springen. Ich bin, was Operninszenierungen angeht, Modernem nicht abgeneigt, aber nur, wenn Musik und Text respektiert werden. Und wenn die Rheintöchter am Anfang des Rheingolds zu Zimmertöchtern werden und leere Zimmer in einem Palast erkunden, um schließlich auf einem Tisch eine Schatulle mit etwas Goldenem zu finden, dann schalte ich das Bild weg und konzentriere mich auf die Musik, die glücklicherweise nicht verunstaltet wird.

Ich habe mir noch hier und da eine Szene im Verlauf der vier Opern angeschaut und war immer wieder überrascht von der ausdrucksvollen Mimik der Sänger, mit denen der Regisseur offensichtlich intensiv für die Rollendarstellung gearbeitet hat, aber zu Homokis Inszenierung werde ich mich weiter nicht äußern.
Zur Musik: Eine Bemerkung soll vorangestellt werden und das ist die artikulatorische Sorgfalt bei quasi allen Sängern. Ich habe selten einen Ring gehört, wo der Text so gut verständlich und so differenziert gestaltet wurde, mit vielen Nuancen und einer Textnähe, die ebenso bemerkenswert sind.

Der Bassbariton Tomasz Konieczny ist ein akzeptabler Wotan, nicht zu vergleichen mit seinen großen Vorgängern, aber durchaus nicht uninteressant. Mit einer dunklen, etwas schmalen und manchmal säuerlichen Stimme gelingt ihm eine nuancenreich differenzierte Charakterisierung des Gottes, der anfangs eigentlich recht komisch und mitunter ironisch wirkt, im Verlauf der vier Opern aber zunehmend an Ernst und Macht gegenüber Brünnhilde am Ende  auch an Menschlichkeit gewinnt.

Der Tenor Matthias Klink ist ein hervorragender, sehr gewiefter und flexibler Loge. Christopher Purves ist ein stimmlich wie stimmdarstellerisch exzellenter Alberich. Er kann der Figur ihre volle Größe und Bösartigkeit geben.

Sehr gut gefällt der geknechtete Mime Wolfgang Ablinger-Sperrhack.

Eric Cutler singt im ersten Akt der Walküre den Siegmund. Er erfüllt seine Aufgabe recht gut. Auch der Hunding von Christof Fischesser klingt sehr gut

Mit Klaus Florian Vogt hat dieser Ring einen vom Namen her bekannten, aber bei aller angebrachten Naivität der Figur letztlich etwas knabenhaften und dünnen Siegfried.

Camilla Nylund singt eine stimmlich nicht sehr ausgeglichene, manchmal intensive, manchmal zu zurückhaltende Brünnhilde.

Uneingeschränktes Lob verdient Patricia Bardon als Fricka. Daniela Köhler singt eine durchaus akzeptable Sieglinde, stimmlich ganz ok, aber vom Charakter her etwas unterbeleuchtend.

Das Interessanteste ist wohl das Dirigat von Giandandrea Noseda, der das Philharmonia Zürich brillant dirigiert, sehr dramatisch, mit leidenschaftlichen Höhepunkten, mitunter auch gefühlvoll und sogar direkt poetisch. Das Orchester bietet ein außergewöhnlich reiches und transparentes Klangerlebnis, das zudem so gewichtet ist, dass Noseda die Sänger auf seinen respektvollen Händen durch die vier Abende trägt.

I am who I am, and I can’t jump over my shadow. I’m not opposed to modern opera productions, but only if the music and text are respected. When the Rhinemaidens become chambermaids at the beginning of Das Rheingold and explore empty rooms in a palace, finally finding a casket with something golden on a table, I turn off the video and focus on the music, which, fortunately, remains unaltered. Throughout the four operas, I watched a scene here and there and was repeatedly surprised by the singers’ easy-to-read facial expressions. It’s clear that the director worked intensively with them to portray the roles. However, I won’t comment further on Homoki’s production.

Regarding the music: First, virtually all the singers took great care with their articulation. I have rarely heard a Ring in which the text was so well understood, with so many nuances and such remarkable closeness to the original.

Tomasz Konieczny is an acceptable Wotan, though not comparable to his great predecessors. With his dark, somewhat narrow, and occasionally sour voice, Konieczny successfully creates a nuanced and differentiated portrayal of Wotan. Initially, Wotan seems comical and ironic, but he becomes increasingly serious and powerful compared to Brünnhilde throughout the four operas. Ultimately, he also gains humanity.

Matthias Klink is an outstanding Loge, very cunning and flexible. Christopher Purves is an excellent Alberich, both vocally and as an actor. He gives the character its full size and evilness.

Wolfgang Ablinger-Sperrhacke is very appealing as the downtrodden mime.

Eric Cutler sings Siegmund in the first act of Die Walküre. He fulfills his role quite well. Christof Fischesser’s Hunding also sounds very good.

With Klaus Florian Vogt, this Ring has a Siegfried who is well-known by name, but for all the appropriate naivety of the character, ultimately somewhat boyish and thin.

Camilla Nylund sings a Brünnhilde whose voice is not very balanced, sometimes intense, sometimes too reserved.

Patricia Bardon deserves unreserved praise as Fricka. Daniela Köhler sings a perfectly acceptable Sieglinde, vocally quite ok, but somewhat underlit in terms of character.

The most interesting aspect is probably the conducting by Giandandrea Noseda, who conducts the Philharmonia Zurich brilliantly, very dramatically, with passionate climaxes, sometimes also emotionally and even directly poetically. The orchestra offers an extraordinarily rich and transparent sound experience, which is also weighted in such a way that Noseda carries the singers on his respectful hands through the four evenings.

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