Alexander Arutiunian: Trompetenkonzert As-Dur; Vladimir Ananyevich Peskin: Trompetenkonzert Nr. 1 c-Moll;  Alfred Desenclos: Incantation, Threne et Danse für Trompete & Orchester; Selina Ott, Trompete, ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Roberto Paternostro; 1 CD Orfeo C200091;  Aufnahme 2020, 10/2020 (55') - Rezension von Remy Franck

Als erste Frau in der siebzigjährigen Geschichte des ARD-Musikwettbewerbs gewann Selina Ott 2018 im Alter von nur 20 Jahren den ersten Preis in der Kategorie Trompete.

Auf ihrem Debüt-Album mit dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien und Roberto Paternostro spielt die junge Künstlerin zunächst die bekannteste Komposition ihres Programms, das Konzert von Aleksandr Arutiunian, das hier in einer Aufnahme vorgelegt wird, die treffsicher zwischen den verspielten und den melancholischen Teilen des Konzerts hin- und her pendelt. Ott zeigt beeindruckend, was echte Musikalität auf der Trompete ist, welch edlen, weichen und schönen Klang sie aus ihrem Instrument hervorzaubern kann, das aber auch sehr keck oder brillant klingen kann.

Vladimir Peskin(1906-1988) und Timofei Dokschitzer hatten sich im Balalaika Orchester der Roten Armee kennengelernt. Daraus entstand eine ergiebige Zusammenerbiet, weil Peskin für Dokschitzer eine Reihe von Werken komponierte, die zum Ruhm des Trompeters beitrugen.

Selina Ott spielt das erste von Peskins drei Trompetenkonzerten und gibt ihm einen eher entspannten und verspielten Charakter in den Ecksätzen, sehr lyrisch und verträumt im zentralen Andante sostenuto, dolce amoroso. Den dichten Orchesterpart hätte ich mir etwas agiler und raffinierter und transparenter gewünscht.

Selina Ott erzählt im Booklet der CD, dass das Desenclos-Konzert ihr Lieblingsstück sei. Sie spielte es in der ersten Runde im ARD-Musikwettbewerb. Alfred Desenclos (1912-1971) hat mit dieser Komposition ein vorzügliches Werk geschaffen, das auch schon mehrmals aufgenommen wurde. Selina Ott spielt sehr engagiert, feingliedrig, virtuos, und überzeugt mit vielen Farben. Roberto Paternostro begleitet aufmerksam, doch auch hier fehlt es dem Orchester an Eleganz und Feinheit. Allerdings dürfte Ott in diesem Werk unschlagbar sein.

As the first woman in the seventy-year history of the ARD Music Competition, Selina Ott won first prize in the trumpet category in 2018 at the age of only 20.
On her debut album with the ORF Radio Symphony Orchestra Vienna and Roberto Paternostro, the young artist first plays the most famous composition of her programme, the Concerto by Aleksandr Arutiunian. The performance oscillates unerringly between the playful and the melancholic parts of the Concerto. Ott shows impressively what true musicality on the trumpet is, what a noble, soft and beautiful occasionally also brilliant sound she is able to produce.
Vladimir Peskin(1906-1988) and Timofei Dokschitzer had met in the Balalaika Orchestra of the Red Army. This resulted in a fruitful collaboration, because Peskin composed a series of works for Dokschitzer, which contributed to the trumpeter’s fame.
Selina Ott plays the first of Peskin’s three trumpet concertos and gives it a rather relaxed and playful character in the outer movements, very lyrical and dreamy in the central Andante sostenuto, dolce amoroso. I would have liked the dense orchestral part to be more refined and more transparent.
Selina Ott tells in the booklet of the CD that the Desenclos Concerto is her favourite piece. She played it in the first round of the ARD Music Competition. It’s an excellent work, which has already been recorded several times. Selina Ott’s interpretation can be delicate but also virtuoso, and convinces with many colours. Unfortunately the orchestra again lacks elegance and delicacy. However, Ott’s performance is probably matchless in this work.

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