Carl Philipp Emanuel Bach: Cembalokonzert e-Moll Wq. 15 + Rondo Es-Dur aus Für Kenner und Liebhaber WQ. 61; Giuseppe Tartini: Violinkonzert a-Moll D. 112, Violinsonate g-Moll Teufelstriller + Violinsonate a-Moll; Mira Glodeanu, Violine, Ensemble Ausonia, Frederick Haas, Cembalo und Leitung; 1 CD Hitasura HSP 006; Aufnahme 12/2019, Veröffentlichung 02/2021 (81'04) – Rezension von Uwe Krusch

Diese CD vom Label Hitasura ist vom Mitgründer des in Brüssel ansässigen Ensembles Ausonia, Frederick Haas, ins Leben gerufen worden. Damit möchte er seine Unabhängigkeit betonen. Drei Kompositionen für Violine von Giuseppe Tartini wurden mit zwei von C.P.E. Bach für das Cembalo kombiniert. So haben beide Ensemblegründer, die Geigerin Mira Glodeanu, als auch der Cembalist Frederick Haas, ihre solistischen Anteile. Herausgekommen ist eine picke packe volle Scheibe mit mehr als 80 Minuten Spielzeit. Wird dem Zuhörenden auch so viel Genuss geboten?

Gleich bei der den Reigen eröffnenden Teufelstrillersonate steckt der Satan im Detail. Tartini, obwohl allgemein als Italiener gesehen, wurde in Piran,  heute slowenisch, damals italienisch, geboren. Somit sog er von Kindesbeinen an auch die Volksmusik der Region auf, die auch der in Rumänien geborenen Mira Glodeanu mehr als selbstverständlich ist. So hört sie aus den Werken von Tartini auch die Rhythmen und Linien der Heimat heraus und weiß mit Gestus und Verzierungen diese versteckten Aspekte hervorzuholen. Wobei sie sich bei den Verzierungen auf überlieferte Aufführungsnotizen von Tartini selbst stützen kann. So gestaltet sie die drei aus dem Kosmos Tartini stammenden Stücke mit intensiven Formulierungen, die man zumindest nicht alltäglich zu hören bekommt. Auch in der Solosonate zeigt sie eine tiefe Verbundenheit mit der Musik, die sie mit singend unangestrengtem, aber nicht nachlassendem Agieren realisiert. In der technischen Umsetzung lässt Glodeanu keinerlei Schwächen erkennen, sie steht über den Anforderungen.

Dass auch Carl Philipp Emanuel Bach ein eigener Kosmos ist, der vielleicht noch immer nicht genügend wahrgenommen wird, beweist Frederick Haas mit den beiden Werken, dem Rondo für Cembalo allein und dem Konzert. In einem für die Entwicklung des Klavierbaus nicht unbedeutenden Moment der Geschichte scheint die Musik des Bach-Sohns auch auf dem Sprung zu sein. Das Rondo, eher gestalterisch intellektuell als virtuos ambitioniert geschrieben und gespielt sowie das Konzert, das auch virtuose Abschnitte enthält, zeigen den Solisten und den Komponisten von der besten Seite. Dazu trägt auch das sicher beherrschte Umsetzen in klingende Ergebnisse bei, das Haas als versierten Cembalisten charakterisiert.

Das begleitende Ensemble, von der Continuogruppe bis zum kleinen Orchester, unterstützt als frisch und makellos zupackende Gruppe das gemeinsame Ziel der beschwingten Darstellung. Die Tontechnik hat die Musik mit einem hallgebenden Kirchenraumton eingefangen, der aber unaufdringlich ist und transparent bleibt.

The Hitasura label was created by the co-founder of the Brussels-based ensemble Ausonia, Frederick Haas. With this, he wants to emphasize his independence. Three compositions for violin by Giuseppe Tartini have been combined with two for harpsichord by C.P.E Bach. Thus, both ensemble founders, violinist Mira Glodeanu and harpsichordist Frederick Haas, have their solo parts. The result is a full disc with a playing time of more than 80 minutes. Is the listener also offered so much pleasure?
Right from the opening Devil’s Trill Sonata, we can affirm this question. Tartini, although generally regarded as Italian, was born in Piran, the now Slovenian, then Italian region. Thus, he also absorbed the local folk music from childhood, which is also more than natural to Mira Glodeanu, who was born in Romania. She can hear the rhythms and lines of her homeland in Tartini’s works and knows how to bring out these hidden aspects with gestures and ornaments. For the ornaments, she can also rely on performance notes handed down by Tartini himself. In this way, she shapes the three pieces from Tartini’s cosmos with intense formulations that one does not hear every day, to say the least. In the solo sonata, too, she shows a deep connection with the music, which she realizes with unstrained cantabile. In the technical realization Glodeanu shows no weaknesses, she is above the requirements.
Carl Philipp Emanuel Bach is also a cosmos of his own, perhaps still not sufficiently perceived. Frederick Haas plays the Rondo for solo harpsichord and the Concerto Wq15p. At a not insignificant moment in history for the development of the piano, the music of Bach’s son also seems to be on the move. The Rondo, written and played in a formally intellectual rather than virtuosically ambitious manner, as well as the Concerto, which also contains virtuoso sections, show the soloist and the composer at their best. The confident performance characterizes Haas as an accomplished harpsichordist.
The accompanying ensemble, from the continuo group to the small orchestra, supports the common goal of the lively performance as a fresh and flawlessly gripping group. The sound engineering has captured the music with a reverberant church hall sound that is, however, unobtrusive and remains transparent.

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