Wie schon am Abend zuvor war im Großen Musikvereinssaal ein Programm mit einem klassischen Werk, wiederum ein Violinkonzert, und einer Rarität zu hören. Das Budapest Festival Orchester und Ivan Fischer, sein Gründungsdirigent, sowie die Geigerin Veronika Eberle brachten ihr Können zu Gehör. War am Vortag die zeitliche Aufteilung hälftig, so war das klassische Werk heuer nicht einmal halb so lang wie das selten zu hörende Stück. Uwe Krusch erlebte für Pizzicato auch dieses Konzert.
Der Einleitungsabsatz hat eine kurze Eröffnung unterschlagen. Es ist ja ein Markenzei

Ivan Fischer
(c) Alfonso Salgueiro / Philharmonie Luxembourg
chen von Ivan Fischer und seinen Instrumentalisten, dass sie auch als Chor auftreten. Hier boten sie vorab zur Begrüßung von Fanny Mendelssohn-Hensel „Morgengruß“ für gemischten Chor. In gewohnt nonchalanter Weise bewegten sich die Instrumentalisten auch als Sänger sicher auf dem Terrain und wussten auch die Aussprache gelungen mitzuteilen.
Das klassische Violinkonzert war dann das in e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Für diese Komposition schufen die Beteiligten eine wohlklingende Atmosphäre, die sie mit Gestaltungsfreude ausformten. Veronika Eberle führte ihre Soli mit klarem Ton, den sie feinfühlig einsetzte. Ihr Auftritt zeigte sie als ganz auf die Interpretation fokussierte Künstlerin, die sich in guter Abstimmung mit Dirigent und Orchester präsentierte.
Als Rarität erklang mit gut einer Stunde Dauer dann Josephs Legende von Richard Strauss. Obwohl Werke von Strauss im allgemeinen gerne gespielt und gehört werden, ist das bei diesem Ballett weniger der Fall. Das mag schon an den aufführungstechnischen Umständen liegen. Groß besetzte Orchester sind bei den Kompositionen von Strauss nicht gerade selten. Aber dieses Stück stellt noch mal besondere Anforderungen, wie u. a. vier Flöten und Piccolo, Heckelphon, Bass- und Kontrabassklarinette, acht Schlagzeuginstrumente, dreifach geteilte Violinen mit 30 Instrumentalisten sowie Orgel und vier Harfen.
Doch auch das Sujet mit den Hauptprotagonisten Joseph und Potiphars Weib, das gewisse Ähnlichkeiten zur Oper Salome des Komponisten mit den Hauptfiguren Jochanaan und Salome aufweist, war nicht ganz einfach zu fassen, aber fand dann doch das Interesse von Strauss. Für die fehlende szenische Darstellung hatte Ivan Fischer eine gute Lösung gefunden, da die Handlung mit Übertiteln angezeigt wurde. So war es dem Auditorium möglich, die musikalische Ausmalung des Geschehens mitzuverfolgen.
Das Orchester wusste sich wie blind mit seinem langjährigen Leiter verbunden und folgte seinem ausgefeilten Dirigat gespannt in alle Facetten der Musik. Solistische Einschübe wurden gestisch sensibel gespielt wie auch groß besetzte Passagen voller Elan ausgereicht wurden. Dabei konnte man feststellen, dass das Orchester mehr einer klangvollen Regie folgte als einer zugespitzt exakt technischen Lesart. Für die glutvolle und intensive Handlung der Josephs Legende war diese Form der Darreichung eine passende. Gleichzeitig konnte die Interpretation die von Strauss beabsichtigte Neubelichtung des Tanzes, Tanz als Drama und Tanz als Tanz, herauskitzeln. Strauss wollte das Nurgraziöse wie das Liebliche neben das Charakteristische und das Programmatische stellen. Das Budapest Festival Orchester und Ivan Fischer konnten diese Ebenen ausloten.





















