Willem Jeths: Symphonie Nr. 1 für Mezzosopran & Orchester; Blockflötenkonzert; Karin Strobos, Mezzosopran, Erik Bosgraaf, Blockflöte, Netherlands Radio Philharmonic Orchestra, Edo de Waart; 1 CD Challenge Classics CC 7269; Aufnahmen 2013/2014, Veröffentlichung 01/2016 (57'38) – Rezension von Remy Franck

Der Niederländer Willem Jeths (*1959) ist einer jener Komponisten, die von avantgardistischeren Methoden zurück in tonale Gefilde finden. Seine 2013 unter Edo de Waart uraufgeführte Symphonie und das Blockflötenkonzert von 2014 – beide hier in Aufnahmen der Uraufführung zu hören – belegen das.

Die viersätzige Symphonie für Mezzosopran und Orchester benutzt im ersten Satz das Gedicht ‘Unbegrenzt’ und im letzten ‘Selige Sehnsucht’, beide von Johann Wolfgang von Goethe. Damit ist die Thematik festgelegt: es geht um Leben und Tod sowie um Ewigkeit.

Die Musik imponiert durch ihre subtile Klanglichkeit, die nicht zuletzt durch seltene Schlagzeuginstrumente, Hammerschläge und Fern-Ensembles an Mahler erinnert. Kontemplative Passagen von schönem Lyrismus und reflektiver Vertiefung, kataklystische Ausbrüche, aufgewühlte Satzteile… die Musik ist ebenso effekt- wie ausdrucksvoll und über ihre philosophische Aussage hinaus auch orchestral reizvoll.

Unter Edo de Waarts Leitung besorgt das ‘Netherlands Radio Philharmonic’ eine packend intensive Interpretation, in der die Mezzosopranistin Karin Strobos mit einer warmen und gut geführten Stimme beeindruckt.

Nicht weniger interessant ist das Konzert für Blockflöte und Orchester. Die Suche nach starken Klängen führt den Komponisten hier auch in Richtung Fernost. Jeths bezeichnet es als sein persönlichstes und autobiographischstes Werk mit einem enormen emotionalen Impakt.

Der Widmungsträger und Solist Erik Bosgraaf sagt: « Willem associates the recorder with both innocence and beauty. He relates the tension between the vulnerable recorder and the grand orchestra to his memories as a young child finding his way in a hostile environment, misunderstood by his father. The role of memory in the piece is implicit in the choice of instrument for the solo part. In a ‘pre-tape-recorder’ era, the musical instrument, the recorder, was the common way to remember tunes. Willem takes this century-old tradition of the recorder as a ‘remembering instrument’ to a new level using it as a magical time machine to enter childhood once more. This is both a nostalgic, as well as an uncomfortable, expedition. For Willem, and for so many other people, the recorder is the subject of a classical love/hate relationship. »

Ein starkes Werk, musikalisch äußerst spannend und vielleicht noch nachhaltiger als die Symphonie. Die Spannung, die das von Markus Stenz geleitete Orchester und der Solist produzieren, ist elektrisierend.

Willem Jeths’s kind of neo-romantic music is gripping in the First symphony as well as in his emotional and very personal Recorder Concerto. Expert listeners will find some resemblances to Mahler, also to Alban Berg and other 20th century composers, yet the musical language here is very individual and shows how imaginative Jeths’s music is. The orchestra and the soloists sound entirely at home, and the recorded sound is excellent.

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