Ludwig van Beethoven: Klavierkonzerte Nr. 1 op. 15 & 2 op. 19; Yevgeny Sudbin, Klavier, Tapiola Sinfonietta, Osmo Vänskä; 1 SACD BIS 2078; Aufnahme 2014/2015, Veröffentlichung 31/03/2017 (63'18) – Rezension von Remy Franck

Yevgeny Sudbin hat genau hingehört, was Fortepianisten mit den frühen Beethoven-Konzerten machen und darüber nicht vergessen, was ein moderner Flügel in diesen beiden Kompositionen bringen kann.

Vänskä und er hatten 2011 schon die Klavierkonzerte Nr. 4 und 5 aufgenommen und ernteten im Pizzicato viel Lob für « Momente von betörender Schönheit und Eindringlichkeit » im Vierten, und « eine intelligent-eleganten Spielweise » im Fünften. Die Rezension zur Aufnahme des 3. Beethoven-Konzerts lesen Sie hier. Mit dieser neuen SACD beschließen Sudbin und Vänskä ihren Zyklus auf grandiose Weise.

Wenn ich das Erste Konzert unzählige Male im Konzert und auf Tonträgern gehört habe, so habe ich noch nie eine Interpretation erlebt, wo der erste Satz dieses Werks, das eigentlich Beethovens Zweites Konzert ist, derart differenziert wurde. Er beginnt federleicht und verspielt, und dann geschieht das Unerhörte: Sudbin und Vänskä dringen impetuos in eine ganz andere Welt, wenn sich die Durchführung nach Moll wendet und zum großsymphonischen Orchesterhöhepunkt führt, nach der Sudbin eine eigene, rauschende und brodelnde, auf Friedman basierende Kadenz spielt.

Das Largo wird lyrisch sensibel gespielt, ehe das  Schlussrondo tänzerisch und schwungvoll das Konzert zu Ende ‘fliegen’ lässt. Und auch da muss man die sprühenden Kapriolen des Pianisten erst einmal genau erfassen, um sie zu genießen.

Das Klavierkonzert Nr. 2 beginnt mit einer sehr transparenten und rhythmisch sehr eigenartig geschichteten Einleitung, und danach setzen Sudbin und der Dirigent auf einen interessanten Dialog in diesem noch an Mozart gemahnenden ersten Satz.

Das Adagio wird sehr bedeutsam in einer Interpretation, die viel Poesie mit zupackenderem Musizieren mischt und so die Kontraste schärft. Da gibt es schon himmlische Momente, und in einer durchaus zügigen Interpretation mit 8’15 ist Sudbin ungefähr in der Zeit der Stuttgarter Kempff-Aufnahme (und zwei Minuten langsamer als Gould, und doch schneller als die meisten seiner Kollegen).

Das Rondo, allegro molto ist eine neue Agilitätsshow, in der auch die hervorragend und federnd musizierende ‘Tapiola Sinfonietta’ brilliert.

While brilliantly developing Beethoven’s Mozart-like style in his two first concertos, Sudbin and Vänskä show dramatically how the real Beethoven is already in the starting blocks and even beyond.

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