The History of the Tchaikovsky Competition; Van Cliburn, Vladimir Ashkenazy, John Lill, Michail Pletnev, Viktor Tretiakov, Gidon Kremer, Vladimir Spivakov, Oleg Kagan, Natalia Gutman, Elena Obraztsova, Boris Pergamenschikow, Paata Burchuladze, Cyprien Katsaris, Vladimir Krainev, Andrei Gavrilov, Youri Egorov, Andras Schiff, Myung-Whun Chung u.v.a. Symphonisches Staatsorchester, Radio-Orchester Moskau, Kirill Kondrachin, Dmitry Kitajenko, Neeme Järvi, Vassily Sinaisky u.a.; 10 CDs Melodyia 1002349; 1958-1986 (771') – Rezension von Remy Franck

‘From the History of the Tchaikovsky Competition’ nennt sich eine Box mit 10 CDs. Offenbar endet das Melodiya-Archiv 1986, denn von späteren Jahrgängen ist nichts vorhanden. Höchst ärgerlich ist die sehr dürftige Präsentation: eine übersichtliche Liste der Interpreten fehlt genauso wie die Angabe der Preise, die die einzelnen Interpreten gewonnen haben. Wer wissen will, wer welchen Preis gewonnen hat, muss sich ins Internet begeben und dort recherchieren, …um nicht immer fündig zu werden. Dass der Amerikaner Daniel Pollack 1958 einen Preis gewonnen hat, kann man herausfinden, welcher Preis es war, ist aber nicht auszumachen (er war nicht unter den ersten drei, das steht fest). Dasselbe gilt für Cyprien Katsaris, der mit gleich drei Aufnahmen in der Box vertreten ist.

Daraus schlussfolgert man, dass die CDs also auch einige Aufnahmen anderer Gewinner enthalten als die der ersten drei Preise. Ebenso wird klar, dass die ersten Preisträger nicht alle vertreten sind. So fehlen, unter vielen anderen, Aufnahmen des Klavierwettbewerbs 1966, in dem Grigory Sokolov den Ersten Preis gewann. Eine Erklärung für dieses Vorgehen ist nirgends zu finden.

Erschwert wird die musikarchäologische Arbeit des Rezensenten durch Fehler im Textheft (wo zum Beispiel der amerikanische Geiger Glenn Dicterow als Pianist ausgewiesen wird).
So wertvoll die Box auch im Ganzen sein mag, die unverzeihlich schlampige Präsentation ist einfach inakzeptabel.

Nun könnte man meinen, dass die Aufnahmen nach Qualitätskriterien zusammengestellt wurden. Nada! Dazu gibt es zu viele musikalische ‘Banalitäten’, die einer Veröffentlichung gar nicht wert sind und bei denen man sich fragt, wie damit überhaupt ein Preis gewonnen werden konnte. Die meisten Stücke für Soloklavier sind kurz, hin und wieder ist eine ganze Sonate oder auch ein Konzert zu finden.

Interessant sind Begegnungen mit heute quasi unbekannten Interpreten wie dem Briten Christian Blackshaw (1. Preis 1978) oder dem amerikanischen Geiger Elmar Oliveira in einem hochsensibel gespielten Vieuxtemps-Konzert. Oliveiro ist der einzige amerikanische Geiger, der die Goldmedaille errang (1978).

Die erste CD enthält neben der Ansprache Shostakovichs (welch gehetzte, unnatürliche Stimme!) die Aufnahmen mit Van Cliburn, darunter das phänomenale Tondokument mit Rachmaninovs drittem Klavierkonzert.

Aus den frühen Jahren imponieren Interpretationen von Natalia Gutmann, John Ogdon und Vladimir Ashkenazy. Wieso von einem im Überbleibsel unschwer als außergewöhnlich auszumachenden Violinkonzert von Sibelius mit Leonid Kogan der erste Satz fehlt, wird nicht mitgeteilt, aber der Hörer empfindet es als schlimm.

Ein kleines Juwel ist die Cellosonate von François Francoeur mit David Geringas. Bemerkenswert ist auch (nach anfänglicher Unsicherheit) der Reichtum, expressiv wie spieltechnisch, von Victoria Mullovas Spiel im Ersten Violinkonzert von Nicolo Paganini.

Furiose Chopin- und Rachmaninov-Interpretationen von Cyprien Katsaris faszinieren ebenso wie eine absolut hinreißende Interpretation der Humoreske von Rodion Shchedrin durch Vladimir Spivakov. Aufgefallen sind mir auch die sehr feinfühlig-emotionalen Rokokovariationen mit Mikhail Khomitser, die 3. Ysaÿe-Sonate mit Raphaël Oleg, die wunderbar einfühlsamen Interpretationen von Mikhaïl Pletnev, Bachs Englische Suite mit Andras Schiff sowie Haydns Klaviersonate Nr. 50 mit einem sehr inspirierten Myung-Whun Chung.

In den Klavierkonzerten begeistern Andrei Gavrilov (1974) im Ersten Tchaikovsky-Konzert mit Dmitry Kitajenko (Elektrisierend!) sowie Vladimir Krainev im 3. Prokoviev-Konzert mit Kondrachin (1970).

Wenig Aufregendes gibt es aus den Sänger-Wettbewerben, die ohnehin stark Ostblock-lastig waren. Nennenswert sind eine gute Nabucco-Arie mit Elena Obrasztsova, prächtiger Verdi mit Paata Burchuladze und die hoch emotionalen Beiträge von Vladimir Chernov.

This is an odd mixture of really gripping and very weak if not boring performances. The overall presentation is very sloppy. The booklet not only withholds a lot of important information but also contains misleading errors.

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