Hector Berlioz: Roméo et Juliette; Katija Dragojevic, Mezzo-Sopran, Andrew Staples, Tenor, Alistair Miles, Bass, Schwedischer Radio Chor, Schwedisches Radio Symphonie Orchester, Robin Ticciati; 2 CDs Linn Records CKD 521; Aufnahme 11/2014, Veröffentlichung 10/2016 (94'08) – Rezension von Uwe Krusch

Shakespeares Tragödie ‘Romeo and Juliet’ hat etlichen Komponisten als Grundlage für eine Oper gedient. Berlioz ging einen anderen Weg und schuf eine Symphonie. Seine Vorstellung war, dass Gefühle und Stimmungen mit Musik facettenreicher auszudrücken seien als mit Sprache.

Beflügelt von der eigenen Begeisterung für Harriet Smithson, die die Julia in einer englischen Schauspieltruppe spielte, komponierte er dieses Werk über mehrere Jahre hinweg, mit späterer Revision.

Entstanden ist ein dreiteiliges, abendfüllendes Stück für drei Gesangssolisten, hier Mezzosopran, Tenor und Bass, sowie Chor und Orchester. Allerdings rezipierte das zeitgenössische Publikum das Werk nicht wie gewünscht, wofür Berlioz die fehlende Vorstellungskraft der Hörer verantwortlich machte.

Die vorliegende Aufnahme wählt einen eher irdischen, handfesten Ansatz, im Unterschied z. B. zu Cambreling mit dem SWR vor fast zwanzig Jahren, der eher sphärisch transzendental ansetzte. Wenn man die Liebesgeschichte als Hauptthema sieht und Berlioz’ Idee, Gefühle und Stimmungen ausdrücken zu wollen, für essentiell hält, ist letztere Sicht sicherlich die passendere. Wenn man mehr auf die Disharmonien zwischen den Familien und die damit verbundenen Zwistigkeiten abstellt, ist natürlich auch die hier gewählte Sicht angebracht.

Chor und Orchester aus Stockholm zählen seit vielen Jahren zu den Ensembles, die sich kontinuierlich positiv entwickelt haben. Unter der Leitung von Robin Ticciati gelingt auch hier eine technisch ausgefeilte und musikalisch tragende Interpretation.

Der Dirigent hat schon eine sich steil entwickelnde Karriere gemeistert. Hilfreich für seine Aufgaben ist sicherlich seine Ausbildung auch als Geiger, Pianist und Schlagzeuger. Seine Gestaltung fügt dieses Werk von Berlioz zu einem geschlossenen Ganzen. Die Tempi wirken zügig, obwohl die gesamte Spieldauer nicht auffallend kurz ist. Der Interpretationsansatz ist schlüssig und für Berlioz angemessen und bringt die Gefühle erfolgreich zum Klingen.

Die Gesangssolisten bereichern die Aufnahme. Die schwedische Sängerin Dragejovic hat in ihrer Laufbahn schon ein breites Spektrum an Opern- und Konzertauftritten absolviert und sich dabei in unterschiedlichsten Stilen bewährt. Für die beiden englischen Sänger Staples und Miles lassen sich gleichartige Referenzen angeben. Ihre Stimmen haben das Format und Timbre für Berlioz.

Berlioz used Shakespeare’s Romeo and Juliet in the form of a symphony with chorus and soloists instead of composing another opera on this subject. Ticciati’s interpretation is earthly and sturdy, generating a harmonious whole.

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