Klaus Heymann feiert am 22. Oktober seinen 80. Geburtstag, 34 Jahre nach Gründung seines ersten Schallplattgenlabels, Marco Polo, 29 Jahre vor der Gründung von Naxos, dem heutigen Marktführer in Sachen Klassik. Klaus Heymann hat die Welt der Tonträger verändert, und ohne ihn hätte sie wohl nicht die Dynamik, die sie heute, bei allen existierenden Problemen, kennzeichnet. Naxos ist nicht nur Major Player im Geschäft, das Unternehmensgruppe ist zum Rückgrat der ganzen Industrie geworden.

Pizzicato hat im Laufe der Jahre mehrere Interviews von Remy Franck mit Klaus Heymann veröffentlicht. Sie erschienen alle in unserer heute nicht mehr existierenden Print-Ausgabe und werden nun als Rückblick und zu Heymanns Geburtstag im Internet zugänglich gemacht.

Klaus Heymann

Interview Nr. 1 – 1997 – 10 Jahre Naxos

“Wir müssen uns alle Gedanken darüber machen, wo in den nächsten Jahren unsere Kunden herkommen…”

Naxos – das ist die unglaublichste Erfolgsstory des Klassik-Plattengeschäfts überhaupt. In nur 10 Jahren – die Firma wurde 1987 von Klaus Heymann in Hong Kong gegründet – eroberte sie phänomenale Marktanteile (17 % in England, 70% in Norwegen) und etablierte sich weltweit als führendes Klassik-Label. Mit über 2.000 CDs hat Naxos auch den bei weitem umfangreichsten Katalog, mit Werken vom frühen Mittelalter bis zur zeitgenössischen Musik. In diesem Katalog finden sich viele Raritäten, die sonst nirgends verlegt worden sind. Die niedrigen Verkaufspreise machen die Naxos-Platten natürlich auch attraktiv. Und so kommt es, dass Naxos 25.000 CDs eines so marginalen Produkts wie die Boulez-Klaviersonaten verkaufen konnte, 20.000 Mal die Lutoslawski-Symphonien und 15.000 Mal Messiaens ‘Vingt regards sur l’Enfant Jésus’. Das anfangs von sogenannten Kennern belächelte Label verkauft heute 16 Millionen Klassik-CDs im Jahr. Und selbst wenn Naxos nicht die großen Stars unter Vertrag hat, so erhält das in Cannes zum Label des Jahres gekürte Unternehmen in den Schallplattenmagazinen oft hervorragende Kritiken.
Heymann, seit 1974 mit der japanischen Geigerin Takako Nishizaki verheiratet, ist Firmenchef, Produzent und künstlerischer Leiter in einer Person. Zusammen mit seiner Frau sucht er die Künstler für sein Label aus, er berechnet alle Kosten genau und hat eine genaue Sicht von dem, was sein Katalog darstellen soll. Fragen an den Mann, der die Majors in ihrem Fundament erschütterte:

Herr Heymann, was ist das Geheimnis ihres großen Erfolgs?
Ich glaube, mein Geheimnis ist, dass ich kein Geheimnis habe. Ich mache eigentlich nur das traditionelle Klassik-Geschäft. Ich überlege mir, welches Repertoire ich aufnehmen will, damit die Leute es kaufen. Ich suche Künstler, die das Repertoire spielen können. Ich nehme es zu einem Preis auf, der es mir erlaubt, meine Kosten wieder einzuspielen. Und das ist das Geheimnis, so funktionierte das Klassik-Geschäft früher ja auch, vor der Ankunft der 3 Tenöre.

Schallplattenproduzent wird man ja nicht unbedingt von heute auf morgen. Was ist ihre persönliche Vorgeschichte?
Also da muss ich ihnen widersprechen. Ich bin in der Tat von heute auf morgen Schallplattenproduzent geworden. Ich habe 1974 eine japanische Geigerin geheiratet, Takako Nishizaki. Für sie habe ich ein Aufnahmeprojekt ersonnen, denn sie saß in Hong Kong und hatte nichts zu tun.

Warum der Name Naxos?
Naxos hat sehr viele klassische Beziehungen: ‘Ariadne auf Naxos’ von Richard Strauss, den Naxosmythos der Antike… Das heißt, Naxos hat sowohl klassische Musik als auch Klassik der Antike in einem  Begriff vereint.

Warum haben Sie Ihre Firma in Hong Kong gegründet, und nicht dort, wo das traditionelle Klassikgeschäft lief?
Nun, ich habe halt in Hong Kong gewohnt. Seit 1967 habe ich dort verschiedene Firmen betrieben. Ich war auch sehr stark im Pop-Bereich engagiert, als Lizenznehmer von RCA, Virgin und anderen unabhängigen Labels. Nach und nach habe ich einen Klassikvertrieb aufgebaut, erst mit Importlabel, dann mit Lizenzen, und habe 1982 das Marco Polo Label gestartet. Und 1987, als die CDs billiger wurden, schuf ich das Naxos Label. Hong Kong ist ein wunderbarer Platz, von wo aus man Geschäfte machen kann, mit niedrigen Steuern, wenig Bürokratie, guten Kommunikationswegen. Es ist immer noch ein idealer Standpunkt, obwohl ein bisschen weit weg von den Zentren der Klassikwelt.

Befürchten Sie nicht, dass der Standort Hong Kong doch eines Tages an Attraktivität verlieren könnte?
Nein, im Gegenteil, es läuft alles viel besser, seit der englische Gouverneur weg ist. Man streitet nicht mehr jeden Tag über Kleinigkeiten, und wir haben schließlich jetzt als Gouverneur einen Hong Kong-Menschen, der von Hong Kong-Menschen gewählt wurde, anstatt eines britischen Gouverneurs, der in den Augen der Hong Kong-Bevölkerung nie eine Legitimität hatte.

Klaus Heymann (c) Emily Chu

Klaus Heymann
(c) Emily Chu

Sie haben sich in den zehn Jahren, in denen es Naxos gibt, zu einem weltweit führenden Label heraufgearbeitet. Wie sehen Ihre Erfolgsquoten aus?
Das reicht von 70% in Schweden und Norwegen bis unter 10% in den Vereinigten Staaten. Es gibt da eine ganz große Bandbreite. Ich glaube, weltweit dürften wir vielleicht 15% Marktanteil haben. Wenn man allerdings den ganzen Cross-Over-Schrott und die ganzen Sammelpogramme abzieht, liegt unser Anteil sicher sehr viel höher. In England haben wir offiziell etwa 17-18%. Nimmt man aber alle Kompilationen weg, dann liegen wir doch schon zwischen 30 und 40% vom ernsthaften, vom normalen Standard- Klassikgeschäft.

Nun machen die sogenannten Majors Ihnen doch immer mehr Konkurrenz mit Budget-Serien in Wiederveröffentlichung. Naxos hingegen produziert Budget-Platten mit Neuaufnahmen. Kann man das auf Dauer finanzieren?
Wir produzieren im Jahr etwa 220-250 Aufnahmen, 180 für Naxos und etwa 50 für das hochpreisige Marco Polo-Label. Und das können wir schon finanzieren. Wir spielen jedes Jahr unsere Investition wieder ein, mit Leichtigkeit. Sehen Sie, da unsere CDs  ja nicht so teuer sind im Laden, schnappt sich der Kunde praktisch jede Naxos-Veröffentlichung. Wir können selbst ganz ungewöhnliche Programme wie die Boulez-Klaviersonaten, die Leopold Hoffman-Symphonien oder die Concerti Grossi von Geminiani gut verkaufen. Und bis auf die Opern spielt eigentlich jede Aufnahme die Investition im ersten Jahr wieder ein. Bei Opern dauert es natürlich länger, und natürlich bei einigen  Prestigeprojekten wie den Lutoslawski-Symphonien auch. Solche Werke sind noch lizenzpflichtig, erfordern hohe Materialmieten und sind oft auch sehr groß besetzt. Ergo dauert es  dann bei Lutoslawski wohl zwei oder drei Jahre, bis ich mein Geld wieder einspiele.

Befürchten Sie nicht, das Wachstum Ihres Unternehmens könne zu größeren Strukturen und damit zu mehr Kosten führen, Kosten, die ja den großen Firmen so sehr zu schaffen machen?
Wir achten sehr darauf, dass wir keine unnützen Strukturen aufbauen. Im vergangenen Jahr haben wir noch ein oder zwei Büros aufgemacht, die ich dieses Jahr bereits wieder geschlossen habe. Ich muss vermeiden, dass wir genauso schwerfällig und kostenträchtig werden wie die Großen. Unser großer Vorteil ist wohl, dass ich alle wichtigen künstlerischen Entscheidungen selbst treffe und auch immer weiß, was alles kostet. Wenn ich ein Projekt genehmige, dann weiß ich genau, was es kostet und wieviel ich etwa verkaufen werde. Bei den großen Schallplatten-Konzernen haben die Leute, die die künstlerischen Entscheidungen treffen, sehr oft nicht die finanziellen Konsequenzen im Kopf. Da schlagen Leute voll Begeisterung ein sehr tolles Projekt vor, verkaufen das dann den Finanzleuten, die segnen es ab und am Ende geht das Ganze in die Hose. Bei uns ist das nicht so, denn ich weiß bei jedem Projekt ganz genau – plus-minus 10 Prozent – was es kosten wird und was ich verkaufen werde.

Dabei behauptet man doch in den Chefetagen der Großkonzerne, Klassik sei nur durch die Gewinne aus dem Pop-Bereich zu finanzieren…
Das ist  ein Märchen. Es hat nie gestimmt, dass die Großen das Kulturgut Klassik mit dem Gewinn aus dem Pop-Geschäft subventioniert haben. Die haben immer mit der Klassik Geld verdient. Und  jetzt, wo es nicht mehr so gut geht, wo sie kein Geld mehr verdienen, ziehen sie sich aus dem Geschäft zurück. Das heißt, sie haben sich eigentlich schon aus dem Standard-Klassikgeschäft zurückgezogen. Also: man kann mit Klassik allein Geld verdienen. Sie sehen es an den vielen unabhängigen Labels, die nur Klassik im Programm haben, Hyperion, Harmonia Mundi, cpo, Bis, die alle kein Pop haben, nicht einmal Jazz! Wir haben jetzt immerhin ein Jazz-Label angefangen, wir haben ein historisches Label, wir haben ein New Age Label, White Cloud, wir haben Audio Box mit einem schon recht großen Katalog und einem sehr guten Ruf…

… auch ohne die großen Zugpferde…
Sehen Sie, ich bin überzeugt, dass man keine Zugpferde braucht. Die Zugpferde ziehen ohnehin heute nicht mehr so sehr. Wen gibt es denn noch? Der Pavarotti kann sich noch verkaufen, die Cecilia Bartoli und einige Teenage-Sensationen, die mit nassen T-Shirts im Wasser stehen, wie die Vanessa Mae, aber ansonsten kaufen ja die ernsthaften Klassik-Liebhaber heute Repertoire. Die kaufen auch eher die 15 neuesten Naxos-Veröffentlichungen, weil es eigentlich alles Sachen sind, die sie noch nicht haben, als dass sie die neueste Sensation kaufen. Wirklich, das Zugpferdgeschäft geht ja gar nicht mehr, und daran kranken die andern!

Man hat Ihnen dennoch den Vorwurf gemacht, zu sehr auf Quantität zu arbeiten, und zu wenig auf Qualität zu achten…
Ach nein, wer sagt denn sowas? Nein, ehrlich, ich würde sagen, dass unsere Produktionen im Durchscnitt den Hochpreis-Produktionen ebenbürtig sind. Das sieht jeder, der sich die Kritiken in den Branchenmagazinen ansieht. Wir kriegen ja dauernd ‘Editor’s Choice’ bei ‘Gramophone’, ‘Diapason d’Or in Frankreich usw. Also von den Interpreten her sind wir doch heute den alteingesessenen Firmen gleichwürdig. Wir haben natürlich nicht die großen Orchester, wir haben keine Berliner Philharmoniker, keine Wiener Philharmoniker. Aber ich meine, die können ja auch Schrott produzieren, wenn der falsche Dirigent davor steht. Ich will keinen Namen nennen, aber ich finde viele unserer Sachen sind künstlerisch besser als das, man von diesen hochwürdigen Orchester vorgesetzt kriegt, weil der falsche Dirigent davor steht.

Erzählen Sie uns doch bitte etwas über Ihre wichtigsten Projekte.
Wir haben uns ja, da wir im Gegensatz zu der Konkurrenz sehr langfristig denken, auf eine ganze Reihe größerer Projekte eingelassen. Von der kompletten Klaviermusik Franz Liszts haben wir jetzt etwa schon 20 Folgen aufgenommen und sechs veröffentlicht. Wir machen die komplette Klaviermusik von Scarlatti und auch sehr viel Kammermusik, Beethoven komplett, Schubert komplett, Brahms komplett. Dann haben wir die Brahms-Klaviermusik zu vier Händen komplett auf 20 CDs, zum allerersten Mal. Übrigens: Die Brahms-Edition der Deutschen Grammophon ist natürlich nicht komplett, denn denen fehlt die ganze vierhändige Musik. Dann werden regelmäßig Opern aufgenommen, nächstes Jahr ‘Freischütz’, ‘Meistersinger’, ‘Alceste’ und  ‘Orfeo ed Euridice’. Dann gehen andere Projekte weiter: die Bruckner-Symphonien mit Georg Tintner, und es muss irgendwann einmal auch die  Achte von Mahler kommen, denn das ist die einzige Mahler-Symphonie, die uns noch fehlt. Und ansonsten werden wir halt zügig die noch wenigen Lücken in unserem Programm füllen. Wir bauen ja auch unser eigenes Repertoire auf, zum Beispiel mit Symphonien und Konzerten des 18. Jahrhunderts. Die verlegen wir auch selbst, das heißt wir holen uns die Mikrofilme aus den Archiven und Bibliotheken und bereiten dann selbst die Partituren vor und schaffen uns so unser eigenes exklusives Repertoire mit Vanhal, Dittersdorf, Leopold Hoffmann und anderen.

Und was tun Sie, wenn alle Lücken geschlossen sind?
Ach, das wird eine Ewigkeit dauern. Ich hoffe, ich bleibe so lange noch am Leben. Wenn man, so wie ich es tue, regelmäßig Enzyklopädien und Orchesterkataloge studiert, dann kommt man zu dem Schluss, dass doch vielleicht anderthalb Millionen Stunden Musik komponiert worden sind, vielleicht sogar noch mehr. Und im Bielefelder Katalog haben wir haben wir im Moment 35.000. Das heißt, wir müssen noch 1.465.000 CDs produzieren bis alles aufgenommen ist. Doch Scherz bei Seite: es gibt noch keinen kompletten Haydn, es gibt noch nicht Mendelssohn komplett, es gibt noch keinen Telemann komplett, es gibt noch nicht Monteverdi komplett, Brahms ist noch nicht komplett, und  ich glaube, der Beethoven ist auch noch nicht ganz komplett. Es gibt noch so vieles aufzunehmen, selbst von bekannten Komponisten, dass wir allein damit noch zehn Jahre zu tun haben.

Was ist für Sie der größte Erfolg gewesen, in zehn Jahren Naxos? 
Also ich würde sagen, eigentlich unsere Opernaufnahmen, einfach deswegen, weil ich von Anfang an nie damit gerechnet hatte, auch Opern aufnehmen zu können. Ich dachte, wir haben eben keinen Pavarotti und keine Cheryl Studer, keinen von den großen Stars und war überzeugt, mit unbekannten Sängern einfach keine Aufnahmen  machen zu können. Aber, nach einigen Fehltritten am Anfang, haben wir doch mit der Zeit einen sehr respektierlichen Opernkatalog aufgebaut. Unser ‘Barbier von Sevilla’ ist bei ‘Gramophone’ unter den 100 besten Opernaufnahmen aller Zeiten drin, unser ‘Tancredi’,  der ‘Fliegende Holländer’, die Zauberflöte’, das sind alles hervorragende Einspielungen. Unser neuer ‘Pelléas’ hat sehr gute Rezensionen gekriegt, Korngolds ‘Tote Stadt’ auch. Ich bin daher auch für Opernproduktionen sehr zuversichtlich. Und das war für mich eigentlich der unerwartetste Erfolg.

In ihrem editorischen Vorgehen spürt man immer auch ein bisschen den Missionar, die Liebe zur Musik, den Willen, der Klassik zu einer größeren Verbreitung zu helfen.
Ja nun, wir müssen uns ja alle Gedanken drüber machen, nicht nur in der Schallplattenindustrie, sondern auch Leute, die Konzerte veranstalten, und die Orchester, wo unsere Kunden in den nächsten 10 Jahren herkommen? Das Konzertpublikum ist überaltert, auch das Klassik-CD-Publikum ist überaltert. Wir investieren daher sehr viel Geld in erzieherische Begleitmaterial. Wir machen Broschüren wie “Wie baut man eine Klassik-Sammlung auf?” oder unser “ABC der Klassik”, das ist schon in 14 Sprachen übersetzt worden ist. Wir arbeiten an einem Programm « Music for kids » in den Vereinigten Staaten, für Volksschullehrer und Eltern, die ihren Kindern mit ein bisschen Klassik Singen und Tanzen beibringen. Hinzu kommt noch, dass wir versuchen, unsere CDs besonders den jungen Leuten schmackhaft zu machen. Wir stellen sie auch in die Rock-Abteilungen des Schallplattengeschäfte zu stellen. In Schweden und in Holland, wo wir sehr kreative Vertriebspartner haben, die auch Rock-Geschäfte beliefern, ist die Struktur unserer Käufer sehr viel jünger. In Schweden liegt sie zwischen 25 und 35!  Es hat sich gezeigt, dass junge Leute durchaus Klassik gerne hören, aber sie wollen nicht in eine Klassik Abteilung gehen, wo es sehr still ist und der Verkäufer, vielleicht ein bisschen snobistisch, mit ihnen nichts anfangen kann. Auf der anderen Seite wissen wir, dass Rock-Verkäufer von der Klassik auch nichts verstehen. Daher haben wir ihnen Verkaufshilfen an die Hand gegeben. Und das ist für uns eigentlich das Allerwichtigste: das Produkt jungen Leuten zugänglich zu machen, an einem Punkt, wo sie auch kaufen. Und natürlich hilft dann der Preis. Für 40 Mark würden die Leute sich auch im Rock Shop überlegen, ob sie einmal etwas ausprobieren, aber für 10 Mark, nun gut das ist ja viel billiger als Punk Rock und andere Rock-Produkte, da greifen die jungen Leute schon zu.

Können Sie Ihre größte Enttäuschung und Ihre größte Befriedigung in der zehnjährigen Unternehmensgeschichte benennen?
Es fällt mir sehr schwer, mich an eine Enttäuschung zu erinnern. Vielleicht, dass wir öfters Probleme im Vertrieb gehabt haben, weil die Vertriebsleute nicht immer so enthusiastisch waren, von dem was wir machten, wie die Mannschaft zuhause. Aber im Grunde haben wir mit Naxos keine Enttäuschung erlebt. Und die größte Befriedigung für mich ist, dass ich selbst als alter Klassiksammler und Klassikfanatiker heute vor den Großen in der Rangliste stehe. Die ersten drei Platten, die ich vor 40 Jahren kaufte, waren Philips-Platten. Heute habe ich natürlich eine enorme Genugtuung, dass ich, wenn ich mir die Ranglisten ankucke, vor Philips dastehe.

Wenn Sie aus Ihrem Katalog eine Platte mit auf die berühmte einsame Insel nehmen dürften, nur eine…
Ja, das ist eine noch schwierigere Frage. Wir haben mittlerweile fast dreitausend Titel bei Naxos und Marco Polo… Also ich würde sagen, ich würde eine CD mit den Mozart-Violinkonzerten meiner Ehefrau mitnehmen, denn die spielt ganz unheimlich schön Mozart!

Klaus Heymann mit seiner Frau Takako Nishizaki (c) Emily Chu

Klaus Heymann mit seiner Frau Takako Nishizaki
(c) Emily Chu

Interview Nr. 2 – 2004

Klaus Heymann: « Naxos ist heute die erste Adresse in der Industrie! »

Die Klassik-Industrie klagt, der Markt sei zusammen gebrochen. Der Vertrieb funktioniert nicht mehr richtig, viele Läden werden geschlossen, in größeren Geschäften und Warenhäusern wird die Fläche der Klassik-Abteilungen reduziert. Klaus Heymann, der Chef von Naxos und Marco Polo, sieht dennoch unvermindert optimistisch in die Zukunft. Mit seinen Labels ist er längst Marktführer geworden. Remy Franck hat den emsigen Konzernchef in Köln zu einem Gespräch getroffen.

Klaus Heymann, wenn man sich in der Klassik-Branche umhört, kommt einem lautes Klagen entgegen. Klagen Sie auch?
Das hängt ganz von dem Markt ab. In Japan und England z.B. gehen die Verkäufe nach oben. Dort gibt es noch ein gesundes Vertriebsnetz, die Klassikabteilung gehört immer noch zu einem guten Schallplattenladen dazu. In Japan werden neue Läden aufgemacht, ebenfalls mit großen Klassikabteilungen. Wir sind Gott sei Dank in vielen Ländern vertreten, und auch wenn es in Deutschland und in den USA nicht so gut läuft, können wir das mit den Verkäufen in anderen Ländern wettmachen.
Im Prinzip ist die Krise hausgemacht. Die großen Firmen haben nicht ordentlich gewirtschaftet, die kleinen verkaufen genau so viel oder genau so wenig wie vor 10 oder 15 Jahren, machen also genau so wenig Gewinn. CDs verlegen ist für viele Speziallabels also mehr ein Lifestyle als ein Geschäft. Die machen das, weil sie es gerne machen. Wir machen das auch und haben das Ganze dennoch als Geschäft aufgezogen.
Die Krise, wenn man es richtig betrachtet, ist eine Krise der Vertriebssysteme. Die großen Ketten rechnen sehr kühl und sagen, die 20 Quadratmeter Klassikabteilung rechnen sich nicht und machen eben 10 oder 5 daraus, damit sie noch ein bisschen was haben, und geben die restliche Fläche für Spielfilme, elektronische Spiele oder dergleichen her. Der Fachhandel ist zwar passioniert und mit Sachkenntnis bei der Sache, aber vielleicht nicht so gut organisiert, um mit den großen Warenhäusern  konkurrieren zu können. Die Fachhändler müssten wohl besser zusammen arbeiten, um gemeinsam über diese schwere Zeit hinweg zu kommen.

Können neue Formate wie DVD Audio und SACD Ihrer Meinung nach dem Markt etwas bringen?
Dass man jetzt die zwei Systeme hat, ist natürlich nicht gerade hilfreich, und die Verkaufszahlen sind immer noch sehr gering. Es geht bei beiden Systemen in erster Linie um HiFi-Enthusiasten. Wir haben etwa 10.000 DVD Audios von Vivaldis ‘Vier Jahreszeiten’ verkauft, 6.000 oder 7.000 von den ‘Planeten’ von Gustav Holst, 5.000 oder 6.000 von der ‘Grand Canyon Suite’… also es wird doch noch etwas dauern, bis diese Surround-Systeme wirklich ein Erfolg werden. Zurzeit machen SACD und DVD Audio vielleicht 1% vom Klassikumsatz aus.

Wie steht es mit dem Internet-Verkauf?
Auch da muss man unterscheiden. Internet ist einerseits Versand ohne Katalog, also das was Amazon und andere machen, andererseits gibt es viele Leute, die Musik übers Internet hören, dadurch besser informiert sind und auch mehr CDs kaufen. Es gibt in Amerika Research-Daten aus denen klar ersichtlich ist, dass Leute, die sich im Internet Musik anhören und sich so informieren, auch mehr kaufen.
Wir sind eigentlich beim Internet mehr für die Information. Wir haben jetzt eine vollelektronische Diskothek entwickelt, die wir den Händlern zur Verfügung stellen können, eine Festplatte mit dem gesamten Katalog von Naxos und Marco Polo. Der Händler kann das aber ebenso vom Internet beziehen. Und auch wenn der Händler nur 500 von unseren Titeln auf Lager hat, kann er dem Kunden eine Abhörstelle mit Kopfhörern anbieten, wo dieser den ganzen Naxos- und Marco Polo-Katalog anhören kann. Die Bilder und Katalognummern sind ebenfalls dabei, und so kann der Kunde dann ganz einfach bestellen. Der Kunde kann sich das aber auch bei uns auf der Webseite anschauen und hören und dann bei den Internetanbietern bestellen. Also, ich halte den Internet-Versandhandel auch nicht für viel größer als 10 bis 15%, wie der Versandhandel eigentlich immer war. Er hat sich vielleicht ein wenig  vergrößert gegenüber der alten Zeit, wo die Leute noch Kataloge verschickt haben, ansonsten glaube ich nicht, dass das je der größte Teil vom Geschäft werden wird. Es hängt natürlich auch davon ab, wie gut der Handel sortiert ist. Je mehr Fachhändler zumachen, desto mehr ist der Kunde auf den Spezialversand angewiesen.

Sie haben eben von Ihrer Festplatte gesprochen, wo das gesamte Naxos- und Marco Polo-Angebot drauf ist. Wie funktioniert so etwas?
Wir haben seit vielen Jahren Geld in unsere Webseiten und in die Informationstechnologie investiert. Wir haben neun Leute, die voll und ganz nur damit beschäftigt sind. Die Festplatte, kombiniert mit dem Internet, ist ein Teil ihrer Arbeit. Die Festplatte kann Händlern als Verkaufshilfe zur Verfügung gestellt werden. Wir können sie aber auch Universitäten, Hotels, Luftfahrtgesellschaften, Schulen usw. anbieten, die dann eine sehr große Diskothek zur Verfügung haben, wo dann jeder auswählen kann, was er hören möchte. Die Suchmaschine sitzt auf unserer Webseite, damit die Leute die Harddisc nicht einfach kopieren können. Sie können also den Katalog sowohl mit der Suchmaschine über eine ‘Dial Up Connection’ benutzen oder aber breitbandig direkt von unserer Webseite in Hong Kong beziehen. So können Sie zum Beispiel suchen, welche Klaviermusik in Deutschland zwischen 1870 und 1920 geschrieben wurde. Das geben sie ein und dann erscheinen Namen wie Reger oder so, und Sie können sich die Musik in CD-Qualität anhören. Der Kunde hat ebenfalls Zugang zu einem Naxos-Radio mit im Moment 45 Kanälen auf Abonnementsbasis. Er braucht sich nur ein zu wählen und hat die Auswahl zwischen Programmen mit Alter Musik, Barockorchestern, Romantischen Konzerten usw. Das können wir auch den Hotels anbieten und die können dann morgens im Frühstücksraum leichte Musik spielen, an der Bar Avantgarde Jazz, usw. Es ist also schon ein enorm flexibles Programm!

Wie viele Stunden sind denn auf so einer Hard Disc enthalten?
6.000 Stunden Musik und Sprache, und es bleibt noch Platz für 2.000 Stunden an Neuheiten. Die Leute, die diesen Service abonnieren, kriegen alle drei Monate die Neuheiten auf einer CD-Rom oder auch direkt übers Internet. Aber ich betone, dass das Ganze doch auf die CD bezogen ist. Was immer Sie sich anhören, ob nun im Radio oder von der Hard Disc, es ist immer die Hülle dabei sowie die Katalognummer, und so werden die Leute immer wieder animiert, sich die CD zu kaufen. Das Ganze ist also schon auf Verkauf aufgebaut.

Das Hauptgeschäft und das Hauptziel bleibt die Silberscheibe, die CD,  und da fahren Sie ja, wie es Ihre Philosophie eigentlich immer war, mit dem fast enzyklopädischen Herausgeben von Werken fort.
Wir haben immer noch Lücken im Katalog, bei Opern, bei geistlichen Werken usw. Das hat sich herum gesprochen, und immer wieder werden uns interessante Projekte angeboten, für die Künstler, Orchester oder Opernhäuser Sponsoren gefunden haben. In der russischen Musik gibt es noch sehr viel zu entdecken. All das ist sehr aufregend und spannend. Nehmen Sie doch nur unsere Serien mit spanischer oder japanischer Klassik: da sind Werke dabei, die genial sind und die niemand kannte. Diese Vielfalt macht unseren Katalog so interessant. Wer sich unsere monatlichen Neuveröffentlichungen anschaut, wird zweifellos feststellen, dass wir das interessanteste Programm der ganzen Industrie haben. Also ich will mich nicht loben, aber ich bin ganz sicher, dass das so ist.

Manche Klassikhändler stöhnen ja über die hohe Anzahl an CDs, die Sie auf den Markt bringen, dass man nicht alles so präsentieren kann, wie es eigentlich sein sollte, dass manches vielleicht untergeht, was aber wertvoll wäre, weil nicht davon gesprochen werden kann, weil kein Platz vorhanden ist.
Der eine sagt: « Ihr macht zu viel! », der andere sagt: « Macht doch mehr! », ein dritter: « Es ist gerade richtig! ». Ich konstatiere, dass die Groβen ja kaum noch was machen, und die Unabhängigen auch etwas kürzer treten. Also füllen wir die Lücken!

Ich habe aber den Eindruck, dass es immer mehr Schallplattenunternehmen gibt, eine Vielzahl von ganz kleinen Labels, so dass insgesamt die Neuerscheinungen zunehmen.
Die Frage ist, ob das eine gute oder eine schlechte Entwicklung ist. Wenn Klein- und Kleinstlabels mit staatlichen Geldern oder auch privaten Sponsoren Sachen machen, die sich dann gar nicht weltweit verkaufen, dann ist das eigentlich keine gute Sache. Ich finde, daran erkrankt eben auch teilweise der Markt, weil zu viel Geld von den privaten oder auch staatlichen Sponsoren in solche Projekte gesteckt wird. Alle diese kleinen Labels nehmen ja auch Platz im Regal weg, und es steht kein ordentliches Marketing dahinter. Viele Musikfreunde wissen nicht einmal, dass das existiert. Es ist wirklich an der Zeit, dass da ein natürlicher Ausleseprozess stattfindet und einige von denen verschwinden. Sie sehen es ja hier in Luxemburg bei Ihrem eigenen Orchester, das bei Timpani ist. Versuchen Sie mal Timpani in den USA, in Stockholm oder in Sydney zu finden…. Ich habe daher dem Philharmonischen Orchester Luxemburg eine Zusammenarbeit mit Naxos vorgeschlagen. Der Bramwell Tovey ist ja ein sehr guter Mann, und vielleicht werden wir auch etwas in Vancouver mit ihm machen…

Sie haben vorhin gesagt, es kommen immer wieder Künstler zu Ihnen, die Ihnen quasi nachlaufen mit Angeboten. Können Sie das eigentlich noch überblicken? Sie entscheiden ja doch in den meisten Fällen selber, was veröffentlicht wird und was nicht.
Da kommt uns auch die Technik zugute. Wir haben jetzt Hör-Komitees auf den verschiedenen Kontinenten und wenn ein Künstler uns etwas schickt, wird das von unseren Leuten samt der beigefügten Dokumente digitalisiert und auf eine Spezial- Webseite gesetzt, auf die nur die Hör-Komitees Zugriff haben. Sie beraten mich bei der Auswahl.

Sie sind gewissermaßen eine Visitenkarte für viele Künstler geworden…
Ja, also Geld verdienen die Leute bei uns kaum, aber Naxos ist schon eine Visitenkarte, auch für arrivierte Künstler. Uns werden mittlerweile vor allem im Bereich Oper schon die größten Namen angeboten. Wir haben Künstler, die eine Aufführung an der Met fallen lassen, um bei uns in den ‘Nozze di Figaro’ mit zu singen. Naxos ist heute die erste Adresse in der Industrie!

Sie sind ja sehr aktiv in der Herausgabe von historischen Aufnahmen. Wie läuft dieser Markt, auf dem es ja doch sehr viel Konkurrenz gibt?
Das ist eine sehr komplizierte Angelegenheit! Erstens ist es wirklich kein Geschäft, es ist mehr ein Herzensanliegen, um dieses Kulturerbe zur Verfügung zu halten, etwas, was ja die Großen nicht gemacht haben. Wirklich gut verkaufen sich aber nur die großen Namen, die noch in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein geragt haben. Namen, deren Karriere vor 1950 schon beendet waren, ziehen nicht so gut und verkaufen sich eigentlich nur an Spezialsammler, und das ist kein gutes Geschäft. Ich mache das teils als Geschäft, teils als Hobby und teils als Imagepflege. Nun haben wir großes Glück gehabt, weil das, was wir heute von den LPs runterkriegen besser ist als das, was die Multinationalen von den Mutterbändern erhalten.  Wir haben heute den Ruf für vernünftigen Preis, erstklassige Qualität und gute Booklets. Aber, wie gesagt, ein wirkliches Geschäft ist es nicht.

Und trotzdem haben Sie es riskiert, eine neue Caruso-Integrale zu machen, obschon Sie ja davon ausgehen mussten, dass die Caruso-Platten von Pearl und von RCA schon bei den Leuten sind, und nicht unbedingt viele auf eine Neuausgabe warten.
Das läuft eigentlich recht gut. Von den besten Folgen haben wir 8.000 bis 10.000 Stück verkauft, und wenn dann einmal alle 12 Folgen raus sind und machen wir noch ein Paket daraus machen, wird sich das sicherlich noch ordentlich verkaufen. Ich höre im Übrigen immer wieder und habe es auch bei Ihnen gelesen, dass unsere Digitalisierungen der Caruso-Aufnahmen die besten sind, die auf dem Markt sind. Wir haben natürlich großes Glück gehabt, weil wir so spät angefangen haben. Die Technologie zum Überspielen von alten Platten hat in den letzten vier bis fünf Jahren enorme Fortschritte gemacht und außerdem haben wir mit Ward Marston und Mark Obert-Thorn die besten Restaurateure der Welt.

Wie steht es denn mit Video? Sie haben ja einige Versuche gemacht, aber ich habe den Eindruck, dass Sie bei DVD Video vor allem auf den Vertrieb setzen.
Im Vertrieb sind wir eigentlich die Nummer eins, weltweit, denn wir haben alle großen Marken wie Arthaus, TDK, BBC und Opus  Arte quasi weltweit. Das hat natürlich meinen Appetit geweckt und wir müssen eben sehen, dass wir nicht nur Vertrieb sind, sondern auch Produktionen machen, nicht um mit den Vertriebslabels zu konkurrieren, sondern einfach um uns dagegen zu sichern, dass da irgendwelche Veränderungen passieren und wir plötzlich mit leeren Händen dastehen. Es sind dies ja keine sehr profitablen Unternehmen, es kein Riesengeschäft, und es ist möglich, dass irgendwann einer da in der Direktion sagt: « Also Kinder, jetzt hört auf damit! », und deswegen müssen wir jetzt auch anfangen und pro Jahr etwa 10 bis 15 Titel selbst produzieren oder zumindest die Rechte selbst zu erwerben.

Sie bewerben Ihre CDs ja kaum von den Künstlern her, wie andere Labels das machen, die viel Geld in die Öffentlichkeitsarbeit investieren.
Bei uns kommt eigentlich immer erst das Repertoire. Aber, wenn Sie sich jetzt mal unsere Hüllen anschauen, werden Sie feststellen, dass die Künstlernamen immer etwas größer werden. Früher war das ja das Dogma: Komponistenname groß, das Werk mittelgroß und der Künstlername klein. Heute sage ich den Layoutern: « Also Kinder, macht doch die Künstlernamen größer und so groß wie möglich in dem vorhandenen Platz ». Da hat sich schon etwas geändert. Dann machen wir sehr viel Werbung für unsere Künstler auf unserer Webseite. Bedenken Sie, dass unsere Webseite 105.000 Abonnenten hat, die die Newsletter erhalten. Wir haben ja auch den ‘Artist of the Week’, eine Seite, die wiederum von 1.400.000 Menschen gesehen wird. Da können wir also schon mit den Großen mithalten. Unsere Webseite läuft viel besser als die von Universal und ist heute ein sehr wichtiges Werbemittel, auch für unsere Künstler.

Was war denn Ihr größter Flop?
Flops haben wir ja eigentlich nicht, es verkauft sich ja eigentlich alles. Es gab wohl Projekte, in die ich sehr viel Geld investierte, teilweise weil das Budget mir aus der Kontrolle kam, etwa 100.000 Euro für einen ‘Falstaff’, der sich dann vielleicht nur 15.000 Mal verkauft hat. Dass ‘Falstaff’ nicht die populärste Verdi-Oper ist, war mir von vorneherein bewusst, aber ich dachte nun mal: Das brauchen wir! Wir machen Lutoslawski und Penderecki komplett, aber das sind Prestigeunternehmen, wo ich von Anfang an weiß, dass damit kein Geld zu verdienen ist, aber es ist gut für unser Image. Wir haben eigentlich echte Flops nicht, weil wir nicht mit riesigen Werbeanstrengungen antreten. Wenn ich heute irgendwelche Aufnahmen mache, dann weiß ich im Allgemeinen plus minus 10%, was wir davon verkaufen und was das kosten darf. Es gibt natürlich auch positive Überraschungen: beim Rutter-Requiem hätte ich nie gedacht, dass es sich 60.000 Mal verkaufen würde. Auch bei Bernsteins ‘Chichester Psalms’ unter Marin Alsop, die mittlerweile auch schon über 20.000 Mal weggingen, wurden wir überrascht.

Was war denn die größte Verkaufszahl, die eine Naxos Produktion je erreichte?
Die ‘Quattro Stagioni’ mit meiner lieben Ehefrau Takako Nishizaki.  Das ist, glaube ich, der einzige Naxos-Titel, der sich mehr als 1.000.000 Mal verkauft hat. Wir planen übrigens eine Neuaufnahme in Surround und die werden wir wahrscheinlich in Kanada aufnehmen. Wir haben aber auch Titel aus der Frühzeit unserer Aktivitäten, die so bei 300.000 oder 400.000 Stück angelangt sind und sich immer noch verkaufen. Das ist ja das Schöne an unserem Katalog: er geht immer wieder! Es gibt Sachen aus der Naxos-Frühzeit, die heute noch in den englischen Charts auftauchen…

Klaus Heymann: ein Leben für Tonträger

Klaus Heymann: ein Leben für Tonträger

Interview Nr. 3 – 2007 – 20 Jahre Naxos

« Wir sind die Nummer 1! »

Klaus Heymann (*1936) ging 1967 im Auftrag der US-Soldatenzeitschrift ‘The Overseas Weekly’ nach Hongkong, um deren Asien-Vertrieb zu organisieren. Parallel baute er ein Unternehmen für Vertretungen von HiFi-Geräten auf. 1982 gründete er das Marco-Polo-Klassiklabel und 1987 die Schallplattenfirma Naxos. Mit über 4.000 Werktiteln im Katalog, ist Naxos heute das kompletteste Label der Welt. Remy Franck hat sich mit Klaus Heymann unterhalten.

Herr Heymann, 20 Jahre Naxos, das ist ein langer und erfolgreicher Weg. Wenn Sie es heute noch einmal machen müssten, würden Sie es genau so tun wie damals?
Mehr oder weniger ja! Ich würde gewiss wieder auf den niedrigen Preis der CD setzen, unser Hauptargument damals! Und ich würde wohl auch wieder zu dem am meisten respektierten Klassiklabel aufsteigen. Wegen der Zahl an Veröffentlichungen, der Breite des Repertoires, der Internationalität der Künstler, der Vielseitigkeit unserer Aktivitäten mit CDs, DVDs, Hörbüchern und einer viel besuchten Website mit einem Internet-Radio und der Naxos Music Library bin ich sicher, dass wir heute in Anspruch nehmen können, die Nummer 1 zu sein.

Die Nummer 1 auf einem Markt, der doch ein bisschen kränkelt?
Wir haben letztes Jahr einen neuen Rekord an verkauften CDs aufgestellt. Der Markt ist da, die Käufer sind da. Was mancherorts fehlt, sind die Geschäfte. In England haben dieses Jahr eine ganze Reihe an Geschäften geschlossen, und das bringt Einbrüche im Verkauf. Dort, wo die Anzahl der Geschäfte ausreichend ist, wird gut verkauft.

Wo ist Naxos heute am erfolgreichsten?
Was das physische Produkt angeht, also CD und DVD, ist die Reihenfolge wohl USA, England, Skandinavien, Japan, Frankreich, Deutschland, Australien!

Und wie läuft das Geschäft mit Bestellungen via Internet?
Sehr gut! Amazon ist unser bester Kunde. Es ist ja so: wenn jemand etwas im Geschäft nicht findet, oder kein Geschäft in der Nähe ist, sucht er im Internet. Wenn er die Scheibe dort nicht bekommt, macht er einen Download.

Wie sehen Sie denn die Entwicklung der Downloads?
Als ich schätze, dass der Markt für CDs langsamen zurückgehen wird, aber nicht so radikal wie bei der Popmusik. Die Popmusik leidet darunter, dass die Leute sich die besten Tracks herunterladen, legal oder illegal, und dann die Albums nicht kaufen. Für uns sind Downloads ein Zusatzgeschäft. Wir haben stabile Verkaufszahlen im Bereich der CD, leichte Steigerungen  bei der DVD und einen riesigen Zuwachs bei den Downloads. Die Naxos Music Library ist ein regelrechter Renner, mit Zuwachsraten von 66%!

Was ist denn heute anders als vor 20 Jahren?
Vor 20 Jahren wurde der Markt von den Majors dominiert, seit 2000 etwa wird er von den Unabhängigen bestimmt. Hyperion, Chandos, Harmonia Mundi, cpo, BIS und wir, das sind doch die Labels, die heute das Marktgeschehen bestimmen. Die Majors machen noch hin und wieder einen Knüller, aber das Wichtigste spielt sich doch bei den ‘Independants’ ab.

Früher hat man sie kritisiert, wegen angeblich minderwertiger Interpretationen…
Ich habe das nie ernst genommen. Ich weiß ja selbst wie gut oder wie schlecht meine Aufnahmen sind. Sicher, wir haben, wie unsere Konkurrenz auch, nicht nur Gold produziert. Aber richtig Schrott haben wir, glaube ich, nie gehabt. Das war alles mindestens anständig. Aber wir wissen auch, wo die Schwächen sind, und welche Werke, die wir in der Frühzeit des Labels produzierten, neu aufgenommen werden müssen. Andererseits sehe ich aber auch, wie viele Aufnahmen aus der Gründerzeit immer noch verkauft werden. Die ‘Vier Jahrszeiten’ mit meiner Frau Takako Nishizaki gehen immer noch wie warme Semmeln. Auch die Mozart- und Haydn-Aufnahmen mit der ‘Capella Istropolitana’ laufen noch sehr gut. Der Unterschied zu früheren Zeiten ist ganz einfach der, dass wir heute eine größere Auswahl an Orchestern und Top-Interpreten haben, die für uns aufnehmen. Und deshalb ist das Durchschnittsniveau der Interpretationen gestiegen!

Sie streben an, eine enzyklopädische Diskographie der Klassik herausbringen. Warum sind für Sie Gesamtausgaben so wichtig?
Diese Politik unterscheidet von uns den anderen Plattenfirmen und vor allem von den Majors. Die Majors haben, abgesehen von Beethoven-Symphonien oder anderen erstrangigen Werkgruppen quasi keine komplette Zyklen im Angebot. Wir haben jede Menge davon. Das bringt uns einen Wettbewerbsvorteil. Viele Werke gibt es nirgendwo anders als bei uns.

Sie haben aber, wenn ich das richtig sehe, nur sehr wenige Aufnahmen gestrichen.
Das ist absolut richtig. Es sind vielleicht 200 oder 300 im ganzen. Bei uns muss schon eine CD im Verkauf unter die 100 Stück im Jahr fallen, ehe wir sie streichen. Und dann haben wir immer noch die Möglichkeit, die Aufnahme auf der Webseite zur Verfügung zu halten.

Ich habe Sie einmal ‘das gute Gewissen der Klassik’ genannt, weil ihre Firma floriert, aber nicht produziert, nur um Geld zu verdienen.
Man kann als Schallplattenproduzent nur dann erfolgreich sein, wenn man liebt, was man tut und Projekte durchführt, weil man sie machen möchte und nicht nur, weil sie gewinnträchtig erscheinen.

Auf was sind Sie heute am meisten stolz?
Auf unseren Erfolg beim Publikum und bei der Kritik, also auf das Image, das wir uns erworben haben.

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Klaus Heymann und Takako Nishizaki bei den Naxos Music Days 2916 in München

Interview Nr. 4 – 2012 – 25 Jahre Naxos

« Wir sind das Rückgrat der Klassikindustrie »

Das Klassiklabel Naxos feiert dieses Jahr seinen 25. Geburtstag. Klaus Heymann, Gründer und Generaldirektor des mittlerweile zum umfassenden Klassiklieferanten herangewachsenen Unternehmens kann zu Recht stolz auf diesen Erfolg sein, der den Klassikmarkt nachhaltig geprägt und sogar verändert hat. Pizzicato hat mit dem rührigen Manager ein Interview geführt.

Als Sie vor 25 Jahren mit Naxos begonnen haben, waren Sie bloß ein Schallplattenlabel. Heute ist Naxos ein Service-Provider.
Ja, das sind wir. Mit Digitalvertrieb, Physio-Vertrieb, Archivauswertung, ‘Music Library’….und wir arbeiten in diesen Bereichen mit einer ganz großen Mehrheit anderer sogenannter ‘Independent Labels’ zusammen.

Als Vertrieb haben Sie natürlich eine intime Kenntnis von dem, was Ihre Vertriebslabels produzieren und was sie verkaufen. Bringt das keine Probleme mit sich?
Klar, ich bin da schon in einer einzigartigen Position. Aber ich nutze das nicht aus. Ich könnte ja, wenn ich schon im Voraus weiß, dass jemand dieses oder jenes Werk aufnehmen will, selber schnell so eine Aufnahme machen. Aber das macht keinen  Sinn. Ich will als Vertrieb ein richtig gutes und ungestörtes Vertrauensverhältnis zu den Labels haben, die wir vertreiben. Das ist das absolut Wichtigste in unserer Beziehung.

Hatten Sie diese Entwicklung vorausgesehen und erhofft?
Vorausgesehen bestimmt nicht, erhofft auch nicht, denn als ich anfing, war das nur eine kurzfristige Geschäftsidee und die einzige Hoffnung war, damit als Label zu überleben. Ich hatte immer Angst, die Majors würden plötzlich ihre ganzen Archive zu Billigstpreise auf den Markt schmeißen und mir mit Karajan, Böhm usw. Konkurrenz machen. Das haben sie Gott sei Dank nicht gemacht, weil sie ihre alten Aufnahmen so lange wie möglich zum vollen Preis ausnutzen wollten, als die CD anfing. Und alles andere ging dann, ich will nicht sagen organisch, aber kontinuierlich. Das Label wuchs, wir haben den Vertrieb aufgebaut, dann kam die Geschichte mit dem Internet, die uns vieles ermöglichte…, eines hat quasi immer zum nächsten geführt und wir haben immer die Gunst der Stunde genutzt, oft ehe andere fertig überlegt hatten. Naxos ist ein Unternehmen, das ich leite, und insofern braucht es keine langwierigen Entscheidungswege mit vielen verschiedenen Gremien.

Am Anfang wurden Sie von Musikern, Journalisten und Konkurrenzlabels als Billiglabel eingestuft, und  etwas davon haftet Ihnen immer noch an.
Mich ärgern in Rezensionen Sätze wie « Considering the price…, Angesichts des Preises kann man diese Aufnahme empfehlen… ». Es gibt heute viele gute Aufnahmen zu Budget-Preisen auf dem Markt und es ist nicht der Preis, der eine Rolle bei der Qualität spielt. Wir haben letztes Jahr 5 von 11 Grammys gewonnen, dieses Jahr 3 von 9. Dazu viele andere Preise! Was uns anhängt, sind die – wie man sie nannte – ‘billigen Ostblockorchester’ von früher. Mit denen haben wir aber schon lange nichts mehr aufgenommen. Heute spielen ‘London Philharmonic’, ‘London Symphony’, ‘Detroit Symphony’ für uns. Wir bieten jede Menge Aufnahmen mit ganz bedeutenden Orchestern an. Und selbst einige Orchester aus unserer Frühzeit sind ganz hervorragende Ensembles.

Der Schallplattenmarkt hat sich ja gewandelt. Statt einiger weniger Labels gibt es heute eine unübersehbare Vielfalt und es kommen täglich neue hinzu. Viele Orchester haben ihre eigenen Hauslabels. Wir nicht zu viel produziert? Wird der Markt nicht zu sehr fragmentiert, dass letztlich nur noch wenige Platten von jeder Produktion verkauft werden?
Das ist tatsächlich ein Problem. Vieles was gemacht wird, geschieht nicht mehr aus kommerziellen Gründen. Es gibt keinen Markt für 15 neue Mahler-Zyklen und sie werden trotzdem produziert, sehr oft von Orchestern in Eigenregie. Es gibt ungefähr eine Million Sammler auf der Welt. Als Sammler bezeichne jemanden, der mindestens 10 CDs im Jahr kauft. Und wir rechnen, dass es jetzt ungefähr 100.000 verschiedene Titel am Markt gibt. Das heißt, im Durchschnitt hat sich jeder Titel 1000 Mal verkauft. Was passiert, wenn 200.000 Titel auf dem Markt sind? Kaufen die Leute dann 20 CDs im Jahr? Kaum! Das heißt, der Durchschnittsverkauf pro Produktion wird von 1000 auf 500 absacken. Und das kommt, wenn beispielsweise die Rundfunkanstalten weiterhin aus ihren Archiven so viele CDs auf den Markt bringen oder Orchester auf dem Hauslabel das produzieren, was der Musikdirektor aufnehmen will und was der Markt nicht unbedingt braucht. Am Ende werden nur die noch gut verkaufen, die die besten Daten haben, die besten Suchmaschinen im Internet und die besten Empfehlungen bei Preisen und in der Presse.

Man stellt ja immer wieder fest, dass viele Aufnahmen veröffentlicht werden, die auch qualitativ nichts bringen. Naxos produziert seinerseits ungemein viele Ersteinspielungen von kaum je aufgeführten Kompositionen. Das heißt, Sie bieten Neues an, Werke, die auch in den Konzerten nicht vorkommen. Wird dies stark genug wahrgenommen?
Es liegt uns viel daran, neue  Bereiche zu erschließen. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir damit Musik zugänglich machen, die lange völlig unbeachtet blieb, etwa die italienischen Symphoniker des 19. und 20. Jahrhunderts. Im Gesamtkatalog macht sich das sehr gut: Es gibt viele Leute, die wissen: bei Naxos finden wir alles. Dabei kann ich mir den Luxus leisten, Werke aufnehmen, von denen ich von Anfang an weiß, dass man sie nicht in großen Stückzahlen verkaufen kann. Aber wir können uns das dank unserer Gewinne in anderen Bereichen erlauben.

Schallplatten sind für den Künstler Visitenkarten. Wer keine CD-Produktionen gemacht hat, dem fehlt ein Statussymbol. Und so richtig wertvoll wird es erst, wenn die Produktionen in der Presse auch rezensiert werden. Wird dieses Statussymbol auch bleiben, wenn die Aufnahmen nicht mehr physisch erscheinen, sondern nur als Download angeboten werden?
Das ist eine schwierige Frage. Wir bringen etwa 30 Neuaufnahmen im Monat raus. Davon sind fünf oder sechs nur digital verfügbar. In diesem Fall kommt es immer wieder vor, dass die ausführenden Künstler sich für ihren Eigenbedarf 500 oder 100 CDs pressen lassen. Es gibt ganz gewiss immer noch Leute, die eine physische CD besitzen wollen, und es wird sie auch dann noch geben, wenn wir die Produktion von physischen CDs weitgehend eingestellt haben werden. Wir denken aber daran, in diesem Stadium die ‘CD on demand’ einzuführen, die der Kunde individuell dann für sich bestellen kann. Die Technik wird so weiter entwickelt dass die Produktion von einzelnen CDs und Booklets günstig möglich sein wird.

Heute ist es ja aber so, dass Sie das meiste noch als physische CD verkaufen?
Ja. Aber es wird auch sehr vieles online abgehört, durch Streaming. Wir haben das statistisch noch nicht erfasst, aber dieser Marktanteil wird schnell wachsen und sich dann auch rechnen. Wenn wir von einer Shostakovich-Symphonie mit Liverpool und Petrenko 15.000 Stück verkaufen, dazu noch 500 Downloads, hören sich vielleicht zwei Millionen Leute das im Internet an. Wir erreichen ja mit unserer ‘Music Library’ mittlerweile allein 15 Millionen Studenten in den angeschlossenen Universitäten. In anderen Worten: unsere Aufnahmen werden schon gehört und beachtet.

Wann wird es die physische CD im Handel nicht mehr geben?
Ich glaube, das wird in 10 Jahren der Fall sein. Bis dahin wird der Prozentsatz der Titel, die nur noch digital veröffentlicht werden, kontinuierlich wachsen.

Ich habe den Eindruck, dass es eine Kluft gibt zwischen den früheren Majors, die man immer fälschlicherweise Majors nennt – sie produzieren ja letztlich nur noch wenige Aufnahmen mit ganz großen Stars – und dem Rest der Musikwelt. Ich will damit sagen, dass die paar Aufnahmen von Universal, Sony und EMI viel mehr wahrgenommen werden als das, was die Basis macht.
Das liegt an den Werbeetats. Die unabhängigen kleineren Labels können nicht so viel in Werbung investieren wie eine DG oder eine EMI, die auch im Fernsehen und in der Publikumspresse sehr präsent sind, während die kleinen Labels nur in der spezialisierten Presse inserieren. Daher nimmt es das breite Publikum nicht wahr, dass die wirkliche Arbeit, die richtige Repertoirepflege von den Unabhängigen geleistet wird. Wenn Sony von einer Lang Lang-CD 200.000 Stück verkauft, kann man natürlich in der Werbung mehr tun als das bei uns und anderen möglich ist.

In den letzten Jahren haben Sie einige kleinere Labels aufgekauft. Ondine, Capriccio, und rezent auch Timpani. Wird Naxos eines Tages alle kleineren Labels besitzen?
Es gibt diesbezüglich bei uns eine klare Philosophie. Wir bieten den Labels, die wir aufkaufen, unser Know-how an, die Vorzüge unseres Vertriebs, und aus Synergien erwächst dann auch wieder finanzielle Stabilität. Für die kleinen Labels ist es immer noch schwierig, im Internet zu überleben, weil die Einkommen pro Titel nicht groß genug zu sind, um es einem Label zu ermöglichen, aus diesen Einkünften wieder neue  Produktionen zu finanzieren. Wer, wie Timpani, nur 125 Titel hat, verdient zu wenig, um davon leben zu können. Wir mit unseren 10.000 Titeln können hingegen fantastisch leben. Wir haben berechnet, dass ein Label 1.000 Titel haben muss, um im Digitalen überleben zu können. Zur Strategie muss ich sagen, dass wir nicht darauf aus sind, planlos alle kleinen Labels aufzukaufen. Uns interessieren aber Labels, die unseren eigenen Katalog ergänzen, so wie das bei Timpani der Fall ist. Der Backkatalog von Timpani  – und damit auch die Aufnahmen des Philharmonischen Orchesters Luxemburg – wird durch die neue Positionierung des Labels eindeutig profitieren. Die Labels werden aber werden auch weiter produzieren, in Absprache mit Naxos, und weil sie aller vertriebstechnischen Sorgen enthoben sind, können sie sich ganz auf ihre Produzentenrolle konzentrieren. Wir erwarten natürlich Qualität, damit sich die Aufnahmen auch wirklich verkaufen.

Welche Ihrer CD war am erfolgreichsten?
Vivaldis ‘Vier Jahreszeiten’ mit meiner Frau Takako Nishizaki als Solistin. Sie hat sich 1,5 Millionen Mal verkauft. Doch von solchen Traumzahlen kann heute keine mehr die Rede sein. Rezente Erfolge sind die Shostakovich-Symphonien aus Liverpool unter Petrenko mit zurzeit 15.000 verkauften Einheiten für ein Einzelalbum. Und das ist für heutige Verhältnisse ganz herausragend. Im Durchschnitt liegen die Produktionen der anderen Firmen heute unter 10.000 Einheiten.

Und was war für Sie die größte Genugtuung in den 25 Jahren?
Naxos ist heute das Rückgrat der Klassikindustrie. Das freut mich. Noch viel mehr freut mich, dass wir eine so gute künstlerische und musikalisch wertvolle Arbeit machen. Das war immer mein Anliegen und auch das von meiner Frau, die mir gerade in künstlerischen Fragen immer zur Seite steht.

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