Nikolaus Lehnhoff (* 1939) ist, wie jetzt erst bekannt wurde, bereits am 22. August in Berlin gestorben. Im vergangenen Mai hatte er noch an der Mailänder Scala Puccinis Oper ‘Turandot’ inszeniert.

Lehnhoff war der letzte Assistent von Wieland Wagner in Bayreuth. Er debütierte 1972 an der Pariser Oper mit ‘Die Frau ohne Schatten’ von Richard Strauss. Karl Böhm hatte ihn dem damaligen Pariser Intendanten Rolf Liebermann empfohlen. Er inszenierte danach an der New Yorker Metropolitan Opera ebenso wie an der Mailänder Scala oder bei den Salzburger Festspielen. Pizzicato hat oft auf die Effizienz der Lehnhoff-Inszenierungen hingewiesen. Zu einer ‘Katia Kabanova’ in Glyndebourne schrieb Pizzicato: « In Nikolaus Lehnhoffs Regie bewegt sich Katja Kabanowa 90 Minuten lang in einem idealisierten Ambiente, dem das Artifizielle, das Aufgesetzte deutlich anzumerken ist. Zugegeben arbeitet Lehnhoff mit relativ simplen Bühnenelementen. Aber die kleinen Details, die intelligente Licht- und Personenführung geben dauernd Stoff zum Denken. » Und zu Henzes ‘Der Prinz von Homburg’: « Die Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff kommt mit wenigen Effekten aus, ist präzis und einsichtig in der Personenführung. »

Zum ‘Rigoletto’ notierten wir: « Nikolaus Lehnhoff inszeniert die Oper ohne den Rahmen zu sprengen, mit punktuell etwas dick aufgetragener Symbolik, so als traue er dem Zuschauer nicht zu, das im Stück zu setzen, was es ist, eine unverhohlene Kritik an der leichtfüßigen, liebestollen und intriganten Aristokratie. » Zum ‘Lohengrin’ in Baden-Baden war bei uns zu lesen: « Auf knapp anderthalb Seiten gibt Nikolaus Lehnhoff im Booklet sehr präzise Erklärungen zu seiner Baden-Badener Lohengrin-Inszenierung ab. Aktuelle Gültigkeit, Existenzialismus und Psychoanalyse sind die Grundgedanken, die sich von allen denkbaren Klischees distanzieren und Richard Wagners Lohengrin weniger als Historienspektakel denn als utopisches Psychodrama definieren. Lehnhoff gelingt eine über weite Strecken spannende und präzise (Neu)-Deutung des Lohengrin-Stoffes. Dabei verzichtet er auf plakative Szeneneffekte und konzentriert sich auf die Beziehungen zwischen den Protagonisten. Und hier liegt auch die eigentliche Stärke dieser Inszenierung. Lehnhoff bietet dem Zuschauer ein psychologisches Kammerspiel (welch ein intensiver zweiter Akt und welch ein Bühnenbild!), das von einer engagierten und überzeugenden Sängercrew getragen wird. »

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