Ein Kammermusikkonzert von besonderer Qualität stand auf dem Programm des dritten Abends des diesjährigen Beethoven-Festivals in Warschau, zusammengestellt vom französischen Klarinettisten Michel Lethiec, der einige Musiker, mit denen er gewohnt ist, bei seinem Festival in Prades zusammenzuarbeiten, nach Warschau gebracht hatte.  

Der deutsche Pianist Florian Uhlig, die polnische Violonistin Agata Szymczewska, der israelische Bratscher Amihai Grosz und der polnische Cellist Rafał Kwiatkowski spielten zunächst Ferdinand Ries’ Transkription der 3. Symphonie, der ‘Eroica’ von Ludwig van Beethoven.

Die ‘Eroica’, die erste Symphonie der Musikgeschichte, die den Rahmen des bis dahin Üblichen durchbrochen hatte, als Kammermusikwerk? Ein Paradox? Vielleicht, aber ein interessantes! Ferdinand Ries (1784-1838), vor allem als Beethoven-Schüler und -Biograph bekannt, hat die Gedankenflut dieser ursprünglich Napoléon Bonaparte, dann einfach einem ‘großen Mann’ gewidmeten Symphonie aus dem Jahre 1806 in kammermusikalischer Art so kondensiert, dass ihr Ausdruckspotenzial voll erhalten blieb. Und das nutzten die vier Musiker in einer perfekt ausbalancierten Interpretation aus, die nicht – wie wir das schon erleben mussten – zum Kammer-Klavierkonzert wurde.

« Diese Symphonie, die über das gewohnte Maß ausgedehnt ist, möge lieber kurz nach Beginn, als gegen das Ende einer musikalischen Veranstaltung angesetzt werden, etwa nach einer Ouvertüre, einer Arie oder einem Konzert. Sie würde sonst, wenn der Zuhörer von dem Vorhergegangenen bereits ermüdet ist, von ihrer Wirkung verlieren », hatte Beethoven auf die Erstausgabe der Partitur im ‘Verlag für Kunst und Industrie’ drucken lassen. Die Wirkung verfehlten Uhlig und seine Kollegen denn auch nicht. Wie das nachfolgende Septett war auch diese ‘Eroica’ nicht nur probiert, sondern in harter Arbeit geformt worden, um das Publikum spannungsvoll-expressiv anzusprechen.

(c) Bruno Fidrych

(c) Bruno Fidrych

Zur Aufführung des Septetts op. 20, in dem Beethoven noch mit Klangfarben in mittlerer Besetzung experimentierte, stießen der polnische Kontrabassist Jurek Dybał, der Klarinettist Michel Lethiec, der italienische Fagottist Giorgio Mandolesi und der französische Hornist André Cazalet zum Streichtrio und brachten das serenadenhafte Werk in einer wunderbar artikulierten und transparenten Interpretation zur Aufführung. Die Mischung aus ‘alten Hasen’ und jungen Musikern funktionierte besonders gut. Die Klangfarben wurden sehr plastisch dargestellt. Das Ensemble klang homogen, klangschön, mit runden Kanten, präziser Artikulation und sorgfältigen dynamischen Abstufungen, zudem auch sehr engagiert und mit viel spürbarer Spielfreude.

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